Wissen, das immer häufiger benötigt wird

Rezension zum Handbuch „Myopie bei Kindern“

Ursachen, mögliche Vermeidungsstrategien und Behandlungsmethoden der Myopie sind schon länger ein wichtiges Thema in Augenoptik/Optometrie und Augenheilkunde. Für Sehexperten ist es angesichts der Dynamik, die dieses Thema in der vergangenen Dekade entwickelt hat, wichtig, up to date zu bleiben. DOZ-Autor Stefan Schwarz hat daher für Sie das neue Buch „Myopie bei Kindern. Evidenzbasiertes Handbuch für Myopie-Management“ gelesen.
Myopie bei Kindern

Evidenzbasiertes Handbuch für Myopie-Management von Max Aricochi und Pascal Blaser. 

© DOZ

Das Handbuch beschäftigt sich intensiv mit den theoretischen Grundlagen-Kenntnissen von Myopie-Entwicklung, Risikofaktoren und pathologischen Risiken, da diese die Basis für den späteren Erfolg bilden. Des Weiteren wird die Grundausstattung, welche für erfolgreiches Myopie-Management benötigt wird behandelt. Hier wurde neben den derzeit erhältlichen Biometer-Kombinationsgeräten, ein besonderer Fokus auf die Tools für Binokular-Sehscreening gelegt. Weiter setzt sich das Buch speziell mit der Messbarkeit von myopen Kindern, der Erstellung eines Risikoprofils und der Strategie-Erstellung auseinander. Zudem werden alle derzeit erhältlichen Myopie-Management Optionen näher beleuchtet, um so dem Leser einen genauen Überblick über die derzeit vorhanden Versorgungs-Optionen zu geben. Anhand der verschiedenen Fallbeispiele wird eine sofortige Implementierung des theoretischen Wissens in der Praxis ermöglicht.

 

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Grundlagen und Frage der elterlichen Beteiligung

Während in der Vergangenheit häufig anekdotische Berichte, Kasuistiken und teilweise nicht wissenschaftliche Vorschläge etwa zur refraktiven Unterkorrektion kursierten, ist die systematische Erforschung der Myopie aktuell stark ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Besonders seit die Weltgesundheitsorganisation WHO 2016 auf die weltweite Zunahme der Myopie gerade bei Heranwachsenden hingewiesen hat, werden Augenoptiker mit einer Flut von Informationen aus Forschung und Industrie überhäuft. Gleichzeitig nehmen Fragen besorgter Eltern zur individuellen Situation ihrer Kinder zu.

Augenoptiker sind also gut beraten, sich einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu verschaffen, was bei teilweise scheinbar widersprüchlichen Forschungsergebnissen und Werbeaussagen einzelner Hersteller nicht leicht ist. Einen produktneutralen Überblick zu erstellen, hat sich der Autor Max Aricochi, M.Sc. Vision Science and Business (Optometry), in seinem Werk „Myopie bei Kindern. Evidenzbasiertes Handbuch für Myopie-Management“ vorgenommen. Auf über 200 Seiten bereitet er die Materie in Kapiteln zum Grundlagenwissen inklusive Myopie-assoziierter Pathologien, Messgeräte und -methoden und Forschungsergebnisse systematisch auf. Außerdem erklärt der Autor alle Managementmethoden übersichtlich und detailliert mit Verfahren und Produkten. Leser können sich das Thema so umfassend und gründlich erarbeiten. Dabei erlaubt es die Struktur des Buches, direkt zur Beschreibung einzelner Messverfahren oder Behandlungsmethoden zu springen und es als Nachschlagwerk zu verwenden. Die einfach zu lesenden und gut verständlich dargestellten Forschungsergebnisse sind stets mit Quellenangaben belegt, sodass interessierte Leser von dort aus auch weitere Vertiefungen durch Lektüre der Originalarbeiten betreiben können. Die vorgestellten Studien sind – sowohl was ältere Arbeiten angeht, als auch im Hinblick auf die neuere Forschung – aussagefähig und aktuell. Zum Ende verdeutlicht Aricochi an acht Fällen die Vorgehensweise und erleichtert damit die Übertragung in die Praxis.

Mit dem vorliegenden Buch ist es dem Autor gelungen, ein hochaktuelles Thema ausführlich und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierend aufzuarbeiten und sehr gut strukturiert darzustellen. Die Myopiethematik beschäftigt nicht nur Augenoptiker/ Optometristen und Augenärzte, sondern in besonderer Weise auch Eltern und Erzieher. Die Frage nach möglicher Augenbeteiligung bei schulischen Defiziten oder Auffälligkeiten in der kindlichen Entwicklung wird immer häufiger gestellt. Da im Feld der Myopieforschung sicher noch kein Endpunkt erreicht ist und das Thema auch künftig stark diskutiert werden wird, ist jedem Studierenden der Optometrie/Augenoptik und jedem Praktiker die Lektüre dieses Buches zu empfehlen.

Stefan Schwarz

Autor: Stefan Schwarz FAAO, MCOptom, Diplomate in Cornea, Contact Lenses and Refractive Technologies, AADMD
absolvierte sein Studium Augenoptik an der Hochschule Aalen. Seit 1990 ist er in der eigenen Optometriepraxis tätig und vertiefte sein Wissen in den Bereichen Kontaktlinse und Sehbehinderungen. Zusätzlich hält er Fachvorträge und veröffentlichte bereits Arbeiten zu Fachthemen. Des Weiteren ist er im Deutschen Optometristenregister eingetragen.