Kurzsichtigkeit im Kindes- und Jugendalter

Myopie-Studie: niedrig dosiertes Atropin nicht besser als Placebo

Laut einer neuen Studie der Pediatric Eye Disease Investigator Group (PEDIG) zeigt die Behandlung von Kindern mit 0,01-prozentigem Atropin keinen Unterschied im Vergleich zu Placebo in der Myopie-Progression.
diagnostische Augentropfen Optometristen
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Immer wieder werden Studien zur Wirkung von Atropin im Rahmen der Myopie-Progression durchgeführt. Die Ergebnisse einer neuen randomisierten kontrollierten Studie hat jüngst ergeben, dass Atropin-Augentropfen von 0,01% bei der Myopie-Progression nicht helfen. Das Ergebnis steht im Widerspruch zu den Resultaten aktueller Studien, vor allem aus Ostasien, die den Nutzen von niedrig-dosiertem Atropin bestätigen. In der Juli-Ausgabe der DOZ finden Interessierte einen Fakten-Check hinsichtlich des Myopie-Hypes, in dem Dr. Carolin Truckenbrod einen großen Vergleich der internationalen Studienlage zieht.

Studie zwei Jahre lang nach Zufallsprinzip

Bei der Untersuchung wurden 187 Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren mit geringer bis mittlerer beidseitiger Myopie nach dem Zufallsprinzip zwei Jahre lang mit nächtlichen Atropin- (0,01 %) (125 Kinder) oder Placebo-Augentropfen (62 Kinder) behandelt. Den Studienteilnehmern, ihren Eltern und den Augenärzten wurde die Gruppenzuordnung verschwiegen. Die Patienten wurden an zwölf Studienzentren in den USA betreut.

Demnach ergaben sich weder direkt nach der Behandlung noch sechs Monate nach Beendigung der Behandlung signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf die Veränderung des Myopiegrades. Auch hinsichtlich der Achsenlänge waren keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen im Vergleich zu den Ausgangsmessungen zu erkennen.

„Das Fehlen eines Behandlungsvorteils in unserer US-amerikanischen Studie im Vergleich zu ostasiatischen Studien könnte auf rassische Unterschiede beim Ansprechen auf Atropin zurückzuführen sein. An der Studie nahmen weniger asiatische Kinder teil, deren Kurzsichtigkeit schneller fortschreitet, und sie umfasste auch schwarze Kinder, deren Kurzsichtigkeit im Vergleich zu anderen Rassen weniger schnell fortschreitet“, bemerkte der leitende Mitautor der Studie, Dr. Michael X. Repka, Professor für Augenheilkunde an der Johns Hopkins University.

Augenärzte empfehlen niedrig dosiertes Atropin

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), die Bielschowsky Gesellschaft für Schielforschung und Neuroophthalmologie und der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) empfehlen bei progredienter Myopie im Kindes- und Jugendalter die Therapie mit niedrig dosiertem Atropin von 0,01%. In einer entsprechenden Stellungnahme aus dem Jahr 2022 heißt es:Die Prophylaxe mit niedrigdosiertem Atropin, meist in der Konzentration von 0,01%, hat sich inzwischen weltweit verbreitet und kann im Alter von 6 – 14 Jahren angeboten werden, wenn eine jährliche Myopieprogression von mindestens 0,5 dpt vorliegt. Die Datenlage hierzu ist solide und das Verhältnis von Nutzen und Nebenwirkungen günstig. Laufende Studien dienen unter anderem der Dosisoptimierung. Gleiche Konzentrationen werden bei verschiedenen Ethnien vermutlich verschiedene Effektgrößen zeigen.“