Kurzsichtigkeit vorbeugen

Hoya & Visall: neue Myopie-Brillengläser für DACH

Sie heißen „MiyoSmart“ und „Myoslow“ und sind die Brillengläser zur Myopiesteuerung, die Hoya und Visall gegenwärtig in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) auf den Markt bringen. Zumindest das Hoya-Produkt gibt es bereits in Asien.
Mädchen mit Brille
© AdobeStock / BullRun

Ob die Myopie bei Heranwachsenden hierzulande im großen Stil fortschreitet, wird in Fachkreisen nach wie vor heftig diskutiert. Um die Myopie-Progression bei Heranwachsenden zu drosseln, gibt es in Asien bereits Brillengläser zur Myopie-Prävention. Nun bringen sowohl Hoya als auch Visall ein Brillenglas im deutschsprachigen Raum auf den Markt.

Seit diesem Monat soll das Myopie-Brillenglas von Hoya „MiyoSmart“, das in Asien bereits gelauncht wurde, auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich sein (die DOZ 05/2019 berichtete im Artikel „Ein radikal innovatives Brillenglas zur Myopie-Kontrolle“ von Dr. Wolfgang Wesemann). „Das seit ungefähr drei Jahren in Asien eingeführte MiyoSmart von Hoya mit der patentierten international ausgezeichneten 'DIMS Technology' beruht auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen des hyperopen Defokus und hat in den veröffentlichen Studien eine Wirksamkeit von rund 60 Prozent über zwei Jahre“, erklärt Pascal Blaser, Global Medical Affairs Director bei Hoya. „In der Peripherie des Glases sind sphärische Segmente mit einer Brechkraft von +3,5 Dioptrien integriert, die den myopen Defokus korrigieren, ohne den Sehkomfort merklich zu vermindern."

Das Tolle an der Entwicklung sei, dass das Glas ästhetisch einem Einstärkenglas in nichts nachstehe. Laut Blaser ist der Stärkenbereich derzeit für Myopien bis -10 Dioptrien im stärksten Hauptschnitt definiert. Zusätzlich könne man auch „Zylinder bis 4 Dioptrien und bei Bedarf mit Prismen“ bestellen. Das MiyoSmart wird demnach gegenwärtig ausschliesslich in Polykarbonat mit Hartversiegelung und Superentspiegelung angeboten. Blaser erklärt weiter: „Die Lenslets haben einen Defokus von +3,5 Dioptrien. Diese sind in der Peripherie in einem Verhältnis von 50/50 zur Fernkorrektur verteilt.“

„Myoslow” und “Myopia Preference Test”

Ab Mai sollen Augenoptikerinnen und Augenoptiker im selben Einzugsgebiet zudem das „Myoslow“, das entsprechende Brillenglas der Firma Visall, bestellen können. Allerdings, erklärt Marketingmanagerin Mareike Noé, könne es nur von Optometristinnen oder Optometristen geordert werden, die vorher gezielt für das Brillenglas geschult worden seien. „Visall erarbeitet derzeit ein coronakonformes Schulungsangebot.“

Das Brillenglas aus Lörrach ist laut Andreas Tsiounis, Gründer der Plattform „visionscience.ch“ und Berater von Visall, eingebettet in ein Konzept zum Myopiemanagement. Zu diesem gehört neben dem Glas der sogenannte „Myopia Preference Test“, der darüber Auskunft geben soll, ob die Spezialversorgung mit Myoslow für die jeweilige Kundin oder den Kunden geeignet ist. „Dank dieses Konzepts sind die Erfolgsaussichten bei der Versorgung von myopen jungen Menschen erfreulich hoch“, erklärt Tsiounis.

Darüber hinaus sei das Produkt ein Freiformglas mit Berücksichtigung des Augenabstands der jüngeren Klientel. Der Myopie-Schliff erfolge auf der Grundlage der Ergebnisse des „Myopia Preference Tests“, die Gläser würden in den Kunststoffmaterialien 1.60 und 1.67 für die Zielgruppen der Sechs- bis 40-Jährigen myopen Menschen hergestellt. Darüber hinaus kann das Brillenglas mit Astigmatismus- und Prismen-Korrektion sowie mit Superentspiegelungen und Blaublocker versehen werden. Weitere Details zum Brillenglas Myoslow von Visall lesen Sie in der nebenstehenden Tabelle.

Visall: Eigenschaften des Brillenglases „Myoslow“

Eigenschaften des Brillenglases „Myoslow“ von Visall aus Lörrach, das ab Mai erhältlich sein soll*:

  • Produktfeatures: Myoslow ermöglicht myopen Menschen ein optimiertes, scharfes und entspanntes Sehen auf alle Distanzen.
  • Besonderheiten / USP des Brillenglases: Das Myoslow-Konzept beinhaltet neben dem entsprechenden Myopieglas den „Myoslow Preference Test“, welcher darüber Auskunft gibt, ob diese Spezialversorgung für die Patientin bzw. den Patienten geeignet ist.
  • Kundenzielgruppe:
    • myope Kinder von 6-15 Jahren
    • junge myope Menschen von 16-40 Jahre
  • Materialien und Indices
    • Organisch 1.60 & 1.67
    • Verschiedene TOP-Vergütungen mit Hartschicht und Super-ET stehen zur Auswahl
    • BlueCut (optional)
    • Polarisierend (optional)
  • Dioptrie -Bereiche und Durchmesser
    • Sphäre: +2,0 bis -8,0 dpt
    • Zylinder: bis -4,0 dpt
    • Durchmesser: Ø55/60 bis 75/80
  • Wie ist das Brillenglas konstruiert? Es handelt sich um ein PD-optimiertes Myopieglas mit vier verschiedenen Myoslow-Abstufungen
  • Besonderheiten des Designs: Das Glas ist in vier Designs erhältlich, welche jeweils auf die individuellen Eigenschaften der Kunden optimiert hergestellt werden.
  • Wirkung des Brillenglases auf das Auge: Die Wirkung von Myoslow beruht auf der Steuerung der Nahphorie und deren Wirkung bei der Entwicklung der Myopie.
  • Welche Nahverstärkung(en) / Addition(en) sind lieferbar? Das Myoslow-Konzept unterscheidet vier Designvarianten. Anhand des „Myoslow Preference Tests“ ergibt sich der individuelle Glastyp.
  • Welche Prismen sind lieferbar? Prisma bis 3 Prismen-Dioptrien möglich.
  • Studien zum Produkt: Dank der Anwendung des „Myoslow Preference Tests“ sind die Erfolgsaussichten bei der Versorgung von myopen jungen Menschen erfreulich hoch. Über fünf Jahre lang wurde dieses Konzept von „visionscience.ch“ in der Schweiz entwickelt und erprobt.
  • Gibt es ein Konzept zur Myopiekontrolle? Ja – exklusiv für alle Myoslow-Partner.
  • Inhalt des Konzepts: Das Myoslow-Konzept fusst auf vier Säulen:
    • 1) Myoslow-Anamnese (DOPING - the case history of myopia progression)
    • 2) umfassende Refraktion
    • 3) „Myoslow Preference Test“
    • 4) Myoslow-Strategiegespräch
    • Dieses Konzept wird in regelmäßigen und vordefinierten Abständen absolviert, um eine optimale Verlaufskontrolle sicherzustellen und die Versorgung ggf. anzupassen.

*alle Angaben zu „Myoslow“ stammen von der Visall GmbH

„... die am einfachsten umzusetzende Korrektur“

Auf wissenschaftlicher Ebene scheint indes die Überzeugung zu dominieren, dass in Asien, aber auch hierzulande eine Vielzahl von Faktoren das Entstehen eine Myopie beeinflussen. So sollen die genetische Disposition, die Sehgewohnheiten sowie Umwelteinflüsse dabei eine Rolle spielen.

Konkret meint dieses Aspekte wie Verstädterung, Intensivierung der schulischen Ausbildung, rasante technologische Entwicklungen und Zunahme der Naharbeit, die zu einer Zunahme der Myopie-Häufigkeit führen können. Pascal Blaser meint: „Die Augenlänge ist sicherlich rein wissenschaftlich und für die Beurteilung des Risikos zukünftiger Augenerkrankungen durch eine hohe Myopie der derzeitig beste Wert. Ebenso aber ist die Veränderung in Dioptrien ein nachvollziehbarer Wert in der Kommunikation mit den Eltern. Anhand der beiden Werte kann man Kurven erstellen, die die Effektivität der Therapieoptionen zeigen.“

Andreas Tsiounis indes betont, dass für jedes Augenpaar individuell ermittelt werden müsse, welche Versorgung die geeignetste ist: „Myopie-Brillengläser stellen dabei die am einfachsten umzusetzende Korrektur dar, bei der weder Handhabungsprobleme noch starke Nebenwirkungen auftreten sollten. Interessant wäre eine zukünftige Untersuchung über den Erfolg einer kombinierten Versorgung mit Myopiegläsern und wachstumshemmenden Augentropfen.“