DOZ-Umfrage: Zielgruppe Kinder & Jugendliche

"Myopie ist ein großes Thema, Knackpunkt sind die Eltern"

Die Zahl der jungen Brillenträger steigt. Die DOZ wollte im Rahmen einer Online-Umfrage von Augenoptikern wissen, wie sie Kinder und Jugendliche als Zielgruppe einschätzen und wie wichtig diese für ihren eigenen Betrieb sind.
Mädchen mit Brille im Fachgeschäft

Immer mehr junge Menschen leiden unter Sehschwäche.

© Adobe Stock / AntonioDiaz

Rund 98 Prozent der Betriebe führen Korrektions- und Sonnenbrillen sowie Kontaktlinsen für Kinder und Jugendliche in ihrem Sortiment. Das ergab eine DOZ-Umfrage im Oktober an der insgesamt 90 Augenoptiker, darunter viele Tradis und wenige kleinere Filialisten teilgenommen haben. Besonders häufig vertreten sind die Altersstufen drei bis 18 Jahre (mehr als 94 Prozent der Teilnehmer). Mehr als die Hälfte der Augenoptiker bieten Sehhilfen für Kinder im Alter zwischen null und sechs Monaten an.

Kinder und Jugendliche sind die Kunden der Zukunft. Wo man seine erste Brille bekommen hat und kompetent beraten wurde, da kauft man auch weiter.

Umfrage-Teilnehmer
DOZ-Umfrage Kinder und Jugendliche als Zielgruppe für Augenoptiker
© DOZ / Screenshot Surveyplanet

Obwohl Kinder- und Jugendbrillen bei der Mehrheit einen geringen Anteil des Gesamtumsatzes (weniger als zehn Prozent) generieren, schätzen ca. 75 Prozent der Unternehmen diese als „eher attraktive“ bis „sehr attraktive“ Zielgruppe für Augenoptiker ein. Zudem spielen Fassungen und Kontaktlinsen für die Jüngeren in zwölf Prozent der Betriebe eine "eher große Rolle" bis "sehr große Rolle", während sie bei der Mehrheit (64 %) eine "eher kleine Rolle" einnehmen. Für jedes vierte Fachgeschäft spiele die Produkte gar keine Rolle.

Auf die Frage „Arbeiten in Ihrem Unternehmen Augenoptiker, die sich auf Produkte für Kinder und Jugendliche spezialisieren?“ hat der Großteil der Teilnehmer, etwa 60 Prozent, mit „Nein geantwortet“, während rund 32 Prozent Betriebe einen Spezialisten beschäftigten, davon 28 Prozent beschäftigen Kinderoptometristen. Knapp acht Prozent der Umfrageteilnehmer planen einen Kinder-Sehspezialisten einzustellen.

Kinderbrillen immer uninteressanter?

Einer der Teilnehmer kommentierte im Rahmen der Umfrage, dass Kinderbrillen aufgrund der Krankenkassenverträge, die der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) abgeschlossen hat, für den Augenoptiker immer uninteressanter würden. Auf Nachfrage bezog der Pressepsrecher und stellvertretende Geschäftsführer des Verbandes Lars Wandke dazu Stellung: "Ohne den genauen Grund der Unzufriedenheit zu kennen, sind wir natürlich gezwungen zu spekulieren. Wahrscheinlich aber sind die Festbeträge der Stein des Anstoßes, also die Kompensation seitens der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) für eine bestimmte Leistung bzw. bestimmte Produkte. Diese Beträge sind für Kinderbrillen natürlich nicht besonders hoch, das sieht der ZVA genauso. Allerdings legt der GKV-Spitzenverband die Festbeträge fest, nicht der ZVA. Der ZVA hat das Recht zur Stellungnahme und erst unlängst auch wieder von diesem Recht Gebrauch gemacht, als der GKV-Spitzenverband einen neuen Entwurf der Festbeträge präsentierte. Diese werden nun womöglich nachgebessert, nicht zuletzt aufgrund unseres Einwirkens. Am Ende aber ist und bleibt beim Thema Festbeträge der GKV-Spitzenverband der alleinige Souverän."

Eltern sind sich nicht klar darüber, was eine gute Korrektion bewirkt und geben zu wenig Geld dafür aus. Viele Eltern dominieren die Kinder bei der Auswahl, was zur Ablehnung der Brille durch die jungen Träger führt.

Umfrage-Teilnehmer

Mehrere Teilnehmer kritisierten zudem, dass die Entscheidung zum Kauf einer Sehhilfe oft an den Eltern der jungen Kunden scheitert. „Es hat nach meiner Erfahrung nicht nur mit den vermeintlich preisgünstigeren Filialisten-Angeboten zu tun, sondern viele Eltern scheuen den mit der Brille verbundenen organisatorischen Aufwand - Arzt anmelden, Arzt besuchen, vielleicht ein zweites Mal Optiker aufsuchen, Kontrolle – verbunden mit der Sorge, dass sie viel Motivation fürs Brilletragen aufbringen müssen“, kommentierte ein Augenoptiker. So seien Kinderbrillen nach den Meinungen der Eltern ein großer Aufwand, da unter anderem die Gläser oft gewechselt oder die Fassung wiederholt gerichtet werden müsse. Weiter würden Eltern ihre Kinder bei der Entscheidung verunsichern, indem sie mehrmals nachfragen, ob sie sich „zu 100 Prozent sicher sind, sie es sich nochmal überlegen sollen oder sie noch woanders schauen wollen“, so ein anderer Teilnehmer.

Aus der Umfrage wird deutlich, dass Augenoptiker die jüngeren Generationen als attraktive Zielgruppe einschätzen, der Umsatz durch Kindersehhilfen allerdings verhältnismäßig gering ausfällt -  in 63 Prozent der Fälle generieren Kinder- und Jugendbrillen weniger als zehn Prozent des Umsatzes. Mit immer mehr jungen Menschen, die unter Myopie leiden, ist anzunehmen, dass die Attraktivität der Zielgruppe künftig weiter zunehmen wird.

Die Dezember-Ausgabe der DOZ, die am 30. November erscheint, behandelt im Spezial "Kids/Teens: klein, aber oho?" Themen wie Myopiemanagement bei Kindergarten-Kindern, Myopiemanagement mittels Ortho-K sowie pharmazeutische und optische Interventionsmittel zur Reduzierung von Myopieprogression. Zusätzlich haben wir wieder junge Models gefunden, die für das Kids-Shooting vor der Kamera gestanden haben und Ihnen die neuesten Kinderbrillen präsentieren.