Digitaler IGA Optic Unternehmertag

Wenn Präsenz schmerzlich vermisst wird

Die Corona-Pandemie hat zu so mancher Veränderung geführt. Zahlreiche Veranstaltungen mussten in den virtuellen Raum verlegt werden – so auch der IGA Optic Unternehmertag in diesem Jahr. Zwar enttäuschte die Veranstaltung nicht, doch fehlte eben dieses gewisse Etwas.
ICA Optic Unternehmertag

Der Unternehmertag der IGA Optic fand 2021 erstmals digital statt.

© Screenshot utag21.igaoptic.de/

Das Beste kam (fast) zum Schluss: Mit Ilja Grzeskowitz hatte sich der digitale Unternehmertag der IGA Optic das Highlight bis zum Ende aufgehoben. Unter dem Motto „Wir sind Change“ machte der studierte Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Geschäftsführer von Karstadt- und Ikea-Filialen allen Teilnehmern Mut, Veränderungen anzugehen, um auch in Zukunft erfolgreich am Markt bleiben zu können. „Der Erfolg von gestern verhindert den Erfolg von morgen“, war dabei nur einer seiner vielen markanten Sprüche, mit denen er die Teilnehmenden des IGA Unternehmertages in seinen Bann zog.

Insgesamt 280 Mitglieder der Interessengemeinschaft hatten sich für die erste digitale Ausgabe des jährlichen Treffens angemeldet, „das wäre ein Rekord bei einer Präsenzveranstaltung“, wusste da auch Carsten Schünemann als Geschäftsführer zu erzählen. Schünemann hatte da schon ein Gläschen Sekt in der Hand um mit den Mitgliedern anzustoßen. Schließlich hatte man in Datteln etwas zu feiern: 40 Jahre IGA Optic. Gerne hätte man das nicht digital, sondern real gemacht.

Vor der Pandemie hatte man die Sonneninsel Mallorca als Ziel des Unternehmertages 2021 für dieses Jubiläum ausgesucht. Doch Corona machte bekanntlich viele dieser Pläne zunichte. Statt gemeinsam am Meer hieß es gemeinsam vor dem Rechner. Im Vorfeld hatten die Verantwortlichen allen Teilnehmenden eine kleine Präsentbox zukommen lassen, mit Sekt, Bier und einige Knabbereien sollte der Samstagnachmittag eine kleine kulinarische Note bekommen. Ein wirklicher Ersatz für eine Feier von Angesicht zu Angesicht, mit persönlichen Gesprächen und fachlichem Austausch aber kann eben keine digitale Veranstaltung in Gänze sein.

Schnelldurchlauf und Zukunftsprognosen

Und irgendwie merkte man auch dem gesamten Unternehmtag 2021 an, dass sich auch die IGA Verantwortlichem nichts sehnlicher wünschen, als wieder physisch mit den Mitgliedern in Kontakt zu kommen. Die ersten vier Programmpunkte glichen einem Schnelldurchlauf. Nach nicht einmal einer Stunde hatte man Begrüßung und die Neuigkeiten aus der Branche, die Verabschiedung von Volker Dieterich, die Vorstellung der IGA Optic App sowie die Neuigkeiten aus der Warenabteilung abgehandelt.

Gerade für die Verabschiedung Dieterichs hätte man den Dattelnern einen Präsenzveranstaltung gegönnt, schließlich gehörte der Augenoptiker aus Heidelberg dem Vorstand der IGA seit 17 Jahren an. „Er war der Analytiker“, lobte Schünemann. In seinen Abschiedsworten warnte Dieterich, dass sich die Wettbewerbsbedingungen durch die fortschreitende Filialisierung in den kommenden Jahren weiter verschärfen würden. „Wir brauchen ein festes Verhandlungsvolumen, um uns gegen die Filialisten als Gemeinschaft zu stemmen“, so sein Appell an die Kolleginnen und Kollegen, noch stärker das Angebot der IGA für den gemeinsamen Einkauf zu nutzen. Dies könnte für den ein oder anderen auch den Wechsel des Glaslieferanten bedeuten, aber dies sei „nicht so schwierig, wie man denkt.“ Aktuell bliebe die IGA daher noch deutlich hinter den Möglichkeiten zurück.

Nach einer längeren Pause, in der sicher der ein oder andere sich an den Snacks bediente, startete Zukunfts- und Trendforscher Dr. Jörg Wallner in den zweiten Teil des Nachmittags. Der Director Innovation & Change der 2b Ahead ThinkTank GmbH (die passenderweise auf der Spinnereistraße in Leipzig liegt) wagte einen Blick auf die digitale Veränderung, die die Gesellschaft in den kommenden Jahren durchlaufen wird. Wird durch KI einen 12-Stunden-Woche schon bald für den ein oder anderen Job Realität werden können? In der Augenoptik scheint dies nicht möglich, dennoch malte Wallner ein positives Zukunftsbild für die augenoptische Branche. Fair, sozial und öko sei dabei ein Trend, den es in Zukunft zu beachten gelte, neue Technologien würden auch die Augenoptik in Zukunft verändern, doch müsse man diese eher als Chance statt als Gefahr begreifen. „Multi- und Omnichannel statt online versus offline“, so sein Credo. Zu Guter Letzt könnte die Digitalisierung auch neue Geschäftsfelder eröffnen, wie beispielsweise die Entwicklung smarter Kontaktlinsen oder Augmented Reality (AR)-Brillen.

Was fehlte: die direkte Kommunikation

Mit den Neuigkeiten aus der Werbeagentur holte Helmut Schweda, Geschäftsführer Marketing, mit seinem Team die Zuschauerinnen und Zuschauer wieder zurück ins Hier und Jetzt. Und doch merkte man allen an, dass sie sich nicht vollends wohl in der Rolle der Rednerin oder des Redners vor der Kamera fühlten. Es fehlte das, was einen Unternehmertag ausmacht: die direkte Kommunikation. Schweda wirkte ungewohnt zurückhaltend, die kleinen Witze mit dem Publikum Vis-á-Vis fehlten auch ihm. Schließlich ist es eben diese familiäre Atmosphäre, die sonst einen Unternehmertag bei IGA Optic ausmacht. So wollte man Schweda ein lautes „Ja“ zurufen, als er schon früh erklärte, dass so eine digitale Veranstaltung das persönliche Treffen nicht ersetzten könne. Und doch versuchte man, das Beste daraus zu machen. Und eigentlich passte es ja, dass die Themen Social Media und Webseitengestaltung in dieser Form vorgebracht wurden. Seit mittlerweile einem Jahr bietet die IGA seinen Mitgliedern Unterstützung bei den Social-Media-Aktivitäten an. Mit monatlichen, individuellen Redaktionsplänen werden die Facebook- und Instagram-Kanäle gefüttert, sechs bis acht Posts monatlich verfasst. Und auch Webseitengestaltung mit Termintool haben seit Corona nochmal eine ganz neue Wertigkeit erfahren. 

Mit Ulrich Tönsmann und Achim Weiler gab es zum Abschluss dieses Blocks dann auch gleich zwei Marketingpreise zu vergeben. Tönsmanns hätte den Preis eigentlich schon im letzten Jahr bekommen sollen. Als Mitglied im Aufsichtsrat leitet er die Geschicke der Interessengemeinschaft seit 17 Jahren selber mit, mit seiner „Sehanalyse“ hatte er eine Marketingaktion ins Leben gerufen, die mittlerweile zur meistkopierten der IGA Geschichte geworden ist. „Damit schafft man Wertigkeit und ist raus aus der Preisdiskussion“, so Tönsmann, der auch in Zeiten von Corona weiter auf die Sehanalyse setzt. Einen ganz anderen Ansatz hatte Achim Weiler verfolgt. Zum 50. Jubiläum von Brillen Weiler hatte er einen handgeschriebenen Liebesbrief an seine Kundschaft verschickt – und damit ein Umsatzplus von 30 Prozent erreicht. „Dabei war ich von der Aktion anfangs nicht wirklich überzeugt“, gab Schweda zu. Doch Marketing ist eben manchmal auch eine Gefühlssache und so führen auch ungewöhnliche Aktionen mitunter zum Erfolg – und zum Marketingpreis der IGA.

Den Kunden interessiert es nicht, wie gut Sie gestern waren, sondern wie gut Sie heute sind.

Ilja Grzeskowitz, Change-Experte

2022 Hamburg, 2023 auf Mallorca

Und irgendwie passte dieses „einfach mal was anderes machen“ dann auch als Überleitung zum anfangs schon angesprochen abschließenden Highlight in Form von Ilja Grzeskowitz. Denn Veränderungen bedeuten halt auch, dass man alte und gewohnte Wege verlassen muss: „Den Kunden interessiert es nicht, wie gut Sie gestern waren, sondern wie gut Sie heute sind.“

Und der Weg ins heute kann dann durchaus auch mal ein Balance-Akt sein, wenn man alte, erfolgreiche Ideen loslässt und sich neuen öffnet. Und so wird es auch für die IGA Optic Balance-Akt werden, den Unternehmertag in die Zukunft zu heben. Die physische Präsenz wird dabei, dass hat die Veranstaltung in diesem Jahr gezeigt, sicherlich weiter eine entscheidende Rolle spielen, außer Acht aber wird man auch die virtuellen Veranstaltungen nicht lassen. Im kommenden Jahr heißt es erstmal Hamburg, ehe 2023 dann das nachgeholt wird, was eigentlich in diesem Jahr schon auf dem Programm stand: Mallorca.