Eine Brille, die schmeckt und hilft: kreative Aktion für den guten Zweck
Der „Gudd-Zweck-Brillen-Kringel“: Pro verkauftem Brillen-Kringel werden je fünf Cent an insgesamt drei Hilfs-Projekte gespendet. Entworfen wurde dieses Plunderstück von der Bäckerei Plentz aus Schwante.
Erstveröffentlicht in der DOZ 10I23
Erik Zurth ist Lehrer am GMOSZ, dem Georg- Mendheim-Oberstufen-Zentrum im Landkreis Oberhavel Oranienburg & Zehdenick, und Brillenträger. Als er mit seiner Geschichtsklasse die Folgen von Kolonialismus und Imperialismus behandelte, äußerte diese den Wunsch, Menschen zu unterstützen, die bis heute unter diesen Folgen leiden. Zurth machte sich mit seiner Klasse Gedanken, wie sie ohne jegliches Budget ein Projekt starten oder unterstützen könnten. Er berichtete dabei von seiner während Corona zerbrochenen Brille und stieß damit eine Diskussion über Auswirkungen einer unkorrigierten Sehschwäche auf Bildung und Arbeitsleben an. Schnell war die Idee geboren, Brillen zu sammeln, um Menschen in ein selbstbestimmtes und zufriedeneres Leben zu führen. Eine Maßnahme, für die es zudem keine Eigeninvestition brauchte. Da diese Brillen aber natürlich gereinigt, vermessen, geprüft und schließlich in die Projekte transportiert werden müssen, suchte man einen Partner und stieß dabei auf „Brillen ohne Grenzen“.
Brillen-Benefizkonzert und Bürgermeisterwiegen
GMOZ-Lehrer Erik Zurth konnte weitere Fächer und Bildungsgänge ins Projekt integrieren. So wurden im Wirtschaftsunterricht im Bereich Marketing Werbeplakate für die Sammlung der Altbrillen entwickelt. Zurths Sozialkurs bereitete eine große Pressekonferenz mit Medienvertretenden und dem Bürgermeister vor und veranstaltete ein Brillenbenefizkonzert mit dem Konzertorchester Oranienburg. Im Sportunterricht schwärmten die Schülerinnen mit dem Fahrrad aus, um die selbstgebauten Spendenboxen aufzustellen und wieder abzuholen. Auszubildende der Deutschen Post / DHL kümmerten sich um die Logistik, sodass die gesammelten Brillen kostenlos ins Saarland zu Brillen ohne Grenzen transportiert werden konnten. Witzige Aktionen, wie etwa das Aufwiegen des Bürgermeisters gegen Spendenbrillen, ließen die Bekanntheit des Projekts wachsen. Rund 80 Unternehmer und Einrichtungen als Brillenannahmestellen im Landkreis Oberhavel und Berlin, eine davon sogar im Roten Rathaus der Hauptstadt, unterstreichen dies.
Wenn alle an einem Strang ziehen: (v.l.) Michaela Roos (Brillen ohne Grenzen), Madlen Hänsch (Bäckerei Plentz), Schülerinnen und Schüler des Georg-Mendheim-Oberstufen-Zentrum sowie Auszubildende der Deutschen Post, Erik Zurth (Lehrer am GMOSZ) und Steff en Hennes (Lux Augenoptik).
Einer der kooperierenden Augenoptiker zeigte besonderes Engagement: Steffen Hennes von Lux Augenoptik (Oranienburg) finanzierte die Kosten für eine Werbekampagne inklusive Plakatdruck, stellte das Material für den Bau der Werbeboxen und übernahm die Kosten für das Brillenbenefizkonzert. Überdies bekamen die Schüler von einer Lux-Mitarbeiterin, die ehrenamtlich in Kambodscha tätig ist, Informationen über einen aktiven Einsatz aus erster Hand. Hinzu kamen Kursfahrten zur Europäischen Akademie Berlin, die über die Themen Nachhaltigkeit und Entwicklungszusammenarbeit aufklärte.
Spenden an Kamerun durch Brillen-Kringel-Gebäck
Inspiriert von diesen neu gewonnen Informationen, entstand der Wunsch, selbst eine Brillenwerkstatt in einem Entwicklungsland aufzubauen. Theorie- und Praxishilfe gab es dabei von Steffen Hennes sowie vom EDA und vom Verein „Innovationen für Nachhaltige Entwicklung in Afrika“ (INEA). Die Wahl fiel letztlich auf Kamerun, um das Projekt aber finanzieren zu können, entstand eine weitere, schmackhafte Idee: der „Gudd-Zweck-Brillen-Kringel“: Entworfen wurde dieses Plunderstück von der Bäckerei Plentz aus Schwante mit sieben Filialen und rund 160 Mitarbeitenden. Pro verkauftem Brillen-Kringel werden je fünf Cent an insgesamt drei Hilfs-Projekte gespendet: die besagte Brillenwerkstatt in Kamerun als internationales Projekt, an Brillen ohne Grenzen als nationale Hilfsorganisation und an ein regionales Sozialprojekt, das von den Schülern noch in einer Umfrage ermittelt wird. Zusätzlich wurden auf Kundenwunsch ergänzende Spendenboxen in den Filialen der Bäckerei Plentz aufgestellt, via Social Media wurde zudem über weitere „Füllungswünschen“ des Brillen-Kringels, wie etwa der „Vanille-Brille“, abgestimmt.
Engagieren, helfen und genießen – ein Dreiklang, der zeigt, wie viel Potenzial in solchen Kooperationen steckt, die klein anfangen, dann aber immer größere Kreise ziehen. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Autorin: Claudia Büdel