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DOZ

09 | 2017

91

nen man annimmt, dass sie die myopische

Progression verursachen. Der Schwer-

punkt dieses Artikels liegt folgerichtig auf

den optischen Methoden und darauf, wie

die Sehhilfen für kurzsichtige Kinder zu

verschreiben sind.

Einige der ophthalmologischen und op-

tometrischen Berufsverbände und Organi-

sationen, wie die Deutsche Augenärztliche

Kontaktlinsen Gesellschaft e.V. (DAKG)

haben Stellungnahmen zur Umsetzung

der Myopiekontrolle in deutschen Praxen

abgegeben. Die Stellungnahme der eng-

lischen Optometristen Vereinigung (AOP)

mit dem Titel „Juvenile Myopia Control“

erklärt, dass es evidenzbasierte Ansätze

gibt, die das Fortschreiten der Myopie

potenziell verlangsamen können:

„Die Nutzung von weichen Mehrstär-

ken-Kontaktlinsen und der Orthokerato-

logie sind Möglichkeiten, die sicher zur

Behandlung von Myopie in der Praxis

angewandt werden können.“ [11]

Diese Online-Stellungnahme und die

beigefügten Belege befürworten eine

Strategie für die Myopiekontrolle inner-

halb des Anpassraums, geben aber noch

keine Empfehlung für eine „beste klini-

sche Praxis“ für kurzsichtige Kinder ab.

Risikoeinschätzung

und Beratung

Die Herausforderung liegt dabei in der

Prognose, das Risiko einer hohen Myopie

zu schätzen und dann effektive Myopie-

kontrollstrategien in die Wege zu leiten.

Beispiel einer gezielten Risikoeinschät-

zung: Kunden mit Veranlagung zur hohen

Kurzsichtigkeit von mehr als -8,00 dpt

haben ein Risiko für Komplikationen

(basierend auf axialer Augenlänge) von

45 Prozent, verglichen mit 0,05 Prozent

Risiko einer mikrobiellen Keratitis über

eine Dauer von zwölf Jahren bei Benut-

zung einer Kontaktlinse zur Reduzierung

des Fortschreitens der Kurzsichtigkeit.

[12-13]

Dies stellt ein verringertes Risiko um

den Faktor 100 : 1 beim Einsatz von Myo-

piekontrollmaßnahmen mithilfe von Kon-

taktlinsen dar.

Es gibt im Internet Fragebögen und

Analysewebseiten, die in der Lage sind,

das Risiko einer zu erwartenden hohen

Kurzsichtigkeit zu identifizieren. [14-17]

Diese basieren auf einer Reihe prädikti-

ver Indizes einschließlich der Geschichte

parentaler Myopie, Refraktionsfehler bei

Geschwistern, Ethnizität, Lebensstil des

Kindes oder Jugendlichen sowie dem Alter

bei Beginn und Entwicklung der Myopie.

Die Implementierung einer Myopiekon-

trollstrategie bei potenziell gefährdeten

Menschen benötigt dabei zielgerichtete

Methoden.

Der Myopie-Index

ist im Internet abrufbar.

Als Augenspezialisten haben Augen-

optiker eine Sorgfaltspflicht gegenüber

ihren Kunden, nicht nur deren Sicht zu

korrigieren, sondern auch Augenerkran-

kungen zu verhindern. Die Beratung und

Verbreitung der entsprechenden Infor-

mationen kann entweder im Untersu-

chungsraum stattfinden, oder in Form

von Informationsmaterial oder relevanten

Webseiten. Heutzutage ist das Internet die

bevorzugte Informationsquelle für viele

Menschen. Seiten wie

www.myopiacare.

org

und

www.mykidsvision.org bi

eten

dem Kunden einen individuellen prädik-

tiven Myopie-Index und Informationen

über die mit Kurzsichtigkeit verbunde-

nen Risiken. [14-15] Die Versorgung mit

unabhängigen, evidenzbasierten Quellen

ermöglicht eine bessere Vorbereitung da-

rauf, eine angemessene Strategie für das

kurzsichtige Kind zu entwickeln.

Hinweise zur Lebensweise

und Zeit im Freien

Es gibt Hinweise darauf, dass Zeit im

Freien gegen das Fortschreiten der Myo-

pie schützen und die Höhe der Myopie

im Erwachsenenalter reduzieren kann.

Wenn Kinder genügend Zeit draußen

verbringen, idealerweise mehr als zwei

Stunden pro Tag, kann sich das Risiko

der Myopie verringern, selbst wenn diese

zwei kurzsichtigen Eltern haben und viel

in der Nähe lesen. Dabei scheint eher

die gesamte draußen verbrachte Zeit und

nicht die Art der durchgeführten Aktivität

entscheidend zu sein. [18] Wu et al. be-

richteten, dass die Inzidenz neuer Fälle

von Myopie über die Dauer eines Jahres

mit etwa 50 Prozent signifikant geringer

war, wenn die Zeit im Freien gegenüber

einer Kontrollgruppe (8,4 Prozent gegen

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Bei der Anpassung von Kontaktlinsen ist eine

angemessene Dokumentation von außerordent­

licher Wichtigkeit. Sei es in rein elektronischer

Gestalt, in schriftlicher Ausführung oder als

Mischform – nur eine einheitliche Erfassung

aller relevanten Daten ermöglicht es, den

Kontaktlinsenträger über Jahre hinweg sicher

zu begleiten. Somit trägt eine gute Dokumen­

tation maßgeblich zum nachhaltigen Erfolg der

Versorgung bei. Ein definiertes Dokumentations­

schema garantiert einen homogenen Ablauf der

Neuanpassung bzw. der Nachversorgung und

sichert somit die Qualität der Kontaktlinsenan­

passung sowie der Nachbetreuung. Mögliche

Abweichungen in der Dokumentationshistorie

können umgehend identifiziert, bewertet und

geeignete Abhilfemaßnahmen eingeleitet wer­

den. Insbesondere wenn mehrere Kolleginnen

und Kollegen eines Betriebes in der Anpassung

von Kontaktlinsen tätig sind, ist eine einheitliche

Dokumentation unerlässlich.

Die Arbeit von Isabel Korth liefert einen wert­

vollen Beitrag zur einheitlichen Dokumentation

bei der Kontaktlinsenanpassung. Der entstan­

dene Leitfaden wird Sie dabei unterstützen

und darüber hinaus wertvolle Hinweise für das

Verständnis liefern, welche Inhalte für eine

zweckmäßige Dokumentation bedeutsam sind.

Format 160x197 mm, 92 Seiten,

farbige Abbildungen, 1. Auflage (2015)

ISBN 978-3-942873-32-1

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Praxisorientiertes

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