Table of Contents Table of Contents
Previous Page  95 / 132 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 95 / 132 Next Page
Page Background

DOZ

09 | 2017

93

erforschen derzeit neue Linsen, die die

zur Korrektion genutzten Zonen manipu-

lieren und eine potenzielle Optimierung

der Myopiekontrolle versprechen.

Multifokale Weichlinse

oder Ortho-K?

Es wird angenommen, dass der Mecha-

nismus der Myopiekontrolle bei weichen

Kontaktlinsen und Ortho-K der selbe ist,

nämlich die periphere Defokussierung.

Für beide Verfahren wurden in vielen

Studien ähnliche Resultate der Myopie-

kontrolle festgestellt. Kürzlich wurde eine

Studie veröffentlicht, deren Ziel es war,

die relative Effizienz der Kontrolle der

Myopieprogression mithilfe von Ortho-

keratologie und multifokalen Linsen zu

testen, bei der jedoch kein signifikanter

Unterschied in der Effizienz der beiden

Methoden festgestellt wurde. [28] Von

den 110 für diese Studie untersuchten

Patienten bekamen 56 Ortho-K-Kontakt-

linsen und 32 Mehrstärken-Kontaktlinsen.

Die verbleibenden 22 wurden lediglich

beraten. Die Autoren schlussfolgerten,

dass sowohl Orthokeratologie als auch

weiche Mehrstärken-Kontaktlinsen effek-

tive Ansätze zur Behandlung progressiver

Myopie sind und erklären weiter, dass den

Kontaktlinsenspezialisten bei der aktiven

Werbung für Myopiekontrollbehandlun-

gen bei Risikokunden nur wenig imWege

steht.

Auch die Arbeit von Huang zeigte eine

ähnliche Effektivität beider Methoden.

[29] Dazu wurden mithilfe einer Meta-

analyse 32 wissenschaftliche Arbeiten zu

den verschiedenen Optionen der Myopie-

kontrolle verglichen. Einige Studien wei-

sen dabei eine bessere Myopiekontrolle

auf, wobei diese durch Unterschiede im

Studienaufbau erklärt werden können.

Es gibt eine Menge Belege anhand ak-

tuell erhältlicher Kontaktlinsen dafür, dass

eine Reduktion der Myopieprogression

in einer Größenordnung von 50 Prozent

möglich ist. Diese Reduktion ist signifi-

kant, da eine um 50 Prozent geringere

Progression die Anzahl der Risikokunden

mit einer starken Kurzsichtigkeit in der

gesamten Bevölkerung um 90 Prozent

verringern würde. [30]

Kontaktlinsenwahl und

Beratung in der Praxis

Wie bei jeder Kontaklinsen-Anpassung

hängt die Wahl der Kontaktlinse von ver-

schiedenen Faktoren ab, auf deren Grund-

lage der Augenspezialist seine Beurtei-

lung abgeben muss. Diese sind neben der

Anamnese auch die Anatomie und Physio-

logie des Kunden, der Refraktionsstatus,

die Lebensart und der familiäre Einfluss.

Vorteile der Ortho-K-Linsen sind: die

elterliche Beteiligung bei der Linsenhand-

habung und -pflege und der Tragezeit-

raum von Ortho-K in der Nacht. Am Schul-

sport können die betroffenen Kinder und

Jugendlichen ohne Linsen teilnehmen.

Es gibt jedoch einige Einschränkun-

gen aufgrund der Spanne der möglichen

Refraktionsfehlerkorrektion mit Ortho-K,

die im Bereich von -1,00 dpt bis -5,00 dpt

liegt. Um eine Vorverlagerung der peri-

pheren refraktiven Ebene zu bewirken,

wird angenommen, dass sehr schwach

Kurzsichtige nicht die effektiven topo-

grafischen Möglichkeiten besitzen, um

die nötige periphere Defokussierung zu

bewirken. Die derzeitigen Ortho-K-Kon-

taktlinsen korrigieren ungefähr densel-

ben peripheren Fokus der korrigierten

Fernstärke. Eine -3,00 dpt Ortho-K-Linse

bewirkt so zum Beispiel einen Nahzu-

satz von etwa +3,00 dpt. Das bedeutet,

dass für ein Kind mit einer Refraktion von

-1,00 dpt eine Behandlung mit einer wei-

chen Mehrstärken-Kontaktlinse (CD) mit

einer Stärke von -1,00 dpt und mit der

Addition von +2,00 dpt effektiver sein

könnte als mit Ortho-K. Bei mehr als

-5,00 dpt und im Falle einer Hornhautver-

krümmung kann das Kind eine zusätzliche

Brille zur Ortho-K-Kontaktlinse tragen.

Dabei sollte berücksichtigt werden, dass

der Grund für das Anpassen dieser Kon-

taktlinse die Reduzierung des Längen-

wachstums des Auges ist.

Eine Informationskampagne für die All-

gemeinheit zum Thema Ortho-K als eine

Form der Myopiekontrolle hat in China

und im Fernen Osten bei Eltern die Ak-

zeptanz für deren Einsatz erhöht. Dadurch

Verbringen Kinder

viel Zeit im Freien,

kann sich das Risiko

einer Myopie verrin­

gern. (Foto: istock­

photo.com

/ monkey­

businessimages)