Endlich angekommen, will man nicht mehr weg Unternehmertag der IGA Optic mit anspruchsvoller Anreise
30.07.2025
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Eine Gemeinschaft in Weiß: Zur All-White-Party hatten sich die Mitglieder ganz dem Motto entsprechend gekleidet – mit wenigen Ausnahmen.
Erstveröffentlichung in der DOZ 08|2025.
Manche Orte in Deutschland sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln – vorsichtig ausgedrückt – nur schwer erreichbar. Wenn dann noch eine Verbindung ausfällt und man zu einer im Idealfall ohnehin schon achtstündigen Zugfahrt (mit vier Umstiegen) zusätzlich zwei Stunden (und zwei weitere Umstiege) aufgebrummt bekommt, kann man schon mal der Verzweiflung nahekommen. Meine Leidensfähigkeit in und mit der Deutschen Bahn ist eigentlich beachtlich, aber hier war selbst bei mir Schluss.
Dass die Verbindung zum Robinson Club Fleesensee, den die Verbundgruppe IGA Optic für ihren diesjährigen Unternehmertag als Veranstaltungsort auserkoren hatte, durchaus herausfordernd ist, wird mir schon bei der Buchung der Zugtickets rund zwei Monate zuvor bewusst. Nicht umsonst gibt es – vom Hotel selbst – die Empfehlung, ab Waren (Müritz) für die verbleibenden 22 Kilometer ein Taxi zu nehmen.
So stehe ich also zwei Wochen vor Veranstaltungsbeginn da und suche nach Alternativen. Die ersten beiden Versuche, mich als Beifahrer attraktiv zu machen, scheitern an unterschiedlichen Anfahrtstagen. Schließlich bin ich am Mittwoch noch im Verlag in Heidelberg gebunden, kann frühestens Donnerstagmorgen los. „Frag‘ doch mal Christian Tannek, ich glaube, der fliegt bis Berlin und fährt ab da mit einem Leihwagen“, bekomme ich als Tipp. Zum Glück ist mir Christian kein Unbekannter, erst kürzlich hatten wir bezüglich einer anderen DOZ-Anfrage Kontakt (siehe DOZ 07|25; Kundenevents). Ein paar Sprach- und Textnachrichten und zwei Stunden später steht fest: Die letzten rund 200 Kilometer ab Berlin bis Göhren-Lebbin werde ich in Gesellschaft Tanneks und seines Mitfahrers Georg Wölfle, den ich ebenfalls schon von vorherigen Veranstaltungen kenne, verbringen dürfen.
Anfahrt oben ohne: Im Cabrio und mit Sonnenbrille ging es für den DOZ-Chefredakteur von Berlin aus mit Christian Tannek (r.) und Georg Wölfle (l.) in Richtung Fleesensee.
Cabrio-Taxi wartet an Parkdeck P2
Donnerstagmorgen, 26. Juni, 5:30 Uhr. Selbst für einen Familienvater mit zwei Kindern eine eher unchristliche Weckzeit. Noch ein wenig verschlafen trotte ich gut eine halbe Stunde später zum Bahnhof, um nicht nur mein Frühstück bei einem Bäcker zu bekommen, sondern auch meinen ICE Richtung Berlin zu erwischen. Erfreulicherweise steht die Bahn schon zehn Minuten vor Abfahrt bereit und macht sich pünktlich auf den Weg. „Zum Glück“, denke ich. Schließlich ist der Zeitplan eng bemessen und ich will mein „Privattaxi“ nicht warten lassen. „Guten Flug und bis später“, schreibe ich noch schnell per WhatsApp, bevor meine Weggefährten in München in den Flieger steigen. Überaus pünktlich erreiche ich nicht nur Berlin Hbf, auch mein Anschlusszug Richtung Flughafen BER kommt auf die Minute.
Gerade als ich am Zielort aussteigen will, klingelt mein Handy. „Wir warten am Parkhaus P2“, erklärt mir Tannek, und zwei Rolltreppen später sehe ich ihn und Kollege Wölfle schon. Kurze Umarmung und schon geht’s Richtung Mietwagen. Bei sommerlichen 26 Grad macht sich die Wahl eines Cabrios schnell bezahlt. Mit offenem Verdeck geht es auf die Autobahn. Für einen Donnerstagmittag rollen wir erstaunlich zügig durch den Berliner Verkehr, nur als ein LKW circa 50 Meter vor uns auf einmal kräftig ins Schlingern gerät und nur mit größter Mühe einen Unfall vermeiden kann, halte ich für einen Moment den Atem an.
Die Fahrt ist kurzweilig, wir sprechen über neueste Branchenthemen, Marktentwicklungen, aber auch Privates. Schon im Auto zeigt sich, was die kommenden Tage prägen wird: intensiver Austausch, freundschaftliche Atmosphäre und dieser besondere IGA-Optic-Spirit, den ich schon in den vergangenen Jahren erleben durfte. Auch als Journalist bleibt man hier nicht außen vor, sondern wird mit offenen Armen empfangen, ist – wenn gewünscht – mittendrin.
Zwei Stunden später fahren wir vor dem Hotel vor. Natürlich stilecht mit offenem Verdeck, vor dem Eingang wartet schon ein kleines Empfangskomitee mit einem kühlen Getränk für die Neuankömmlinge. Man kennt sich, man freut sich, man schätzt sich. Ein Gefühl, das die kommenden Tage anhalten wird.
Gregor Gysi nimmt selten ein Blatt vor den Mund – also auch nicht in seinem Vortrag beim Unternehmertag der IGA Optic.
Redner ohne Schranken sind Anlass zum Gedankentanken
Nach dem Begrüßungsabend startet das offizielle Programm am folgenden Morgen um neun Uhr. IGA-Optic-Geschäftsführer Carsten Schünemann bringt die Mitglieder mit aktuellen Branchennews auf den neuesten Stand, von der Insolvenz Menrads bis zur Übernahme der Beste Aussichten GmbH durch The Platform Group. Kai (Muth; Vertriebsleiter) und Kai (Behr; Marketingleiter) geben Updates zu Eigenmarken und Marketingevents, Ulf Schulte-Filthaut bekommt den Marketingpreis für die neue Logoentwicklung seines Geschäfts Optix in Menden überreicht. Hauptredner an Tag eins ist Dr. Gregor Gysi. Dass der Linken-Politiker mit einigen Aussagen und Ansichten anecken würde, ist nicht überraschend. Chancengleichheit, Steuergerechtigkeit, Stärkung des Mittelstands sind drei Themen, die das dienstälteste Bundestagsmitglied anspricht – kleine Seitenhiebe gegen die eigene Partei inklusive.
Neben Gysi beweist die IGA auch bei den anderen Rednern ein wahrlich gutes Händchen und präsentiert einen gelungenen Mix aus Perspektiven verschiedener Generationen. Ben Berger zum Beispiel, Handwerker, Tischler und Influencer, macht mit seinen gerade mal 29 Jahren deutlich, dass man nicht nur völlig souverän auf der Bühne stehen, sondern auch für mehr Aktivität auf Social Media begeistern kann. Sein Credo: „Don‘t make ads, make Entertainment“. Einen authentischen Einblick in das eigene Tun und Handeln, ins Tagesgeschäft und hinter die Kulissen zu geben, mache ein Unternehmen nahbar und schaffe fast spielerisch eine persönliche Kundenbindung. Prof. Dr. Thomas Druyen, der wohl renommierteste Zukunftspsychologe Deutschlands, öffnet vielen Teilnehmenden die Augen, mit der Aussage, dass Künstliche Intelligenz unsere Welt verändern werde wie nichts zuvor. Sein Appell daher: die KI nicht als Feind, sondern als Partner zu sehen. Der finale Auftritt von Stefan Verra, Experte für Körpersprache, steht sogar kurzfristig auf der Kippe. Grund? Die Anreise. Aufgrund einer Autobahnsperrung verzögert sich die Anfahrt, letztlich aber schafft es Verra dennoch nahezu rechtzeitig – und alle Anwesenden dürften froh gewesen sein. Denn Verra liefert auf der Bühne ein wahres Feuerwerk ab, begeistert das Publikum mit seinem Vortrag und sorgt für zahlreiche Aha-Momente. Seine Botschaft: „Großer Ausdruck hinterlässt großen Eindruck.“
„Ich nehme viel mit für das tägliche Geschäft und auch für die Begeisterung meines Teams“, lautet das positive Fazit von Paul Unger (Dittmar – Brillen & Hörgeräte GmbH, Jüteborg), seit sechs Jahren Mitglied der IGA Optic. „Hier bietet sich die Chance, einmal Abstand vom Tagesgeschäft zu gewinnen und neue Gedanken zu tanken. Für einen Unternehmer ist es wichtig, an morgen zu denken. Die Branche verändert sich sehr schnell. Deshalb muss ich Dinge kanalisieren, Ziele finden, um die eigene Zukunft aktiv zu gestalten“, pflichtet Sebastian John (JohnHill Optik, Gera) bei – für ihn war es der erste, aber wohl nicht der letzte Unternehmertag.
Spontane Planänderungen für die Rückfahrt
Der Gemeinschaftsgedanke, der seit jeher bei der IGA großgeschrieben wird, zeigt sich ganz besonders außerhalb des „Theaters“, in dem die Vorträge stattfinden. Neben den sportlichen Aktivitäten – von Fußball über Volleyball, Tischtennis oder Bogenschießen bis hin zur Golfschnupperstunde – und den Abendevents (All-White-Party und Black Rock & Glamour), rückt erneut das Miteinander in den Mittelpunkt. Und die gegenseitige Wertschätzung: So wird im Rahmen der Generalversammlung (siehe Infokasten) Klaus Hogrebe nach 27 Jahren im Vorstand im Beisein seiner Söhne André und Christian mit Standing Ovations verabschiedet.
Apropos Verabschiedung: „Wenn so viele von Euch weite Wege auf sich nehmen, sich einbringen, zuhören und miteinander lachen, dann wissen wir: Unser Format funktioniert, fachlich wie menschlich.“ Mit diesen Worten entlässt Carsten Schünemann die Mitglieder wieder auf die Heimreise. Die für mich übrigens ganz anders verläuft als noch kurz zuvor geplant. Mit Tannek und Wölfle zurück bis Berlin, von dort aus mit dem Zug in Richtung Heimat – so ist eigentlich der Plan. Doch am letzten Abend lerne ich durch Zufall Beate Naumann kennen. Die Außendienstmitarbeiterin von Mark’ennovy bietet mir kurzerhand an, mich mitzunehmen – und ich werfe meinen vorherigen Plan über Bord. Also sitze ich am Sonntagmorgen um 8:15 Uhr als Beifahrer im Auto Richtung Heimat, mit einer bis vor wenigen Stunden noch völlig Unbekannten. Wir tauschen uns aus, reden über Berufliches und Privates, lernen uns kennen. Und für mich steht jetzt schon fest: Im nächsten Jahr komme ich wieder. München soll es werden. Ich versuche es erneut mit der Bahn. Diesmal klappt’s – vielleicht.
Und das nächste Rekordjahr ...
Im Rahmen des Unternehmertages veranstaltet die IGA Optic traditionell die Generalversammlung. Und erneut gab es positive Zahlen zu berichten. 2024 konnte an die Mitglieder eine Warenrückvergütung in Höhe von 700.000 Euro ausgeschüttet werden – und damit 100.000 Euro mehr als 2023. „Damit haben wir seit 2018 unsere Mitglieder mit mehr als drei Millionen Euro an Warenrückvergütung unterstützen können“, sagt Geschäftsführer Carsten Schünemann.
Auch die übrigen Zahlen, die Schünemann auf der Generalversammlung präsentierte, unterstreichen den erfolgreichen Weg. Der Gesamtumsatz lag 2024 bei fast 14 Millionen Euro, eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 800.000 Euro. Beim Zentralregulierungsumsatz gab es ebenfalls ein erneutes Plus von knapp fünf Millionen Euro. Umsatzzuwächse gab es sowohl im Marketing- als auch im Warenbereich. Die Zahl der Mitglieder lag 2024 bei 344, die Zahl der Betriebsstätten ist um 20 auf 684 gestiegen.