Weitere 70 Stellen in Wetzlar unsicher Zeiss streicht knapp 250 Stellen in Aalen

Zeiss Vision Care in Aalen reduziert seine Brillenglasfertigung von 2,3 Mio. auf rund 1 Mio. Den Schritt hatte Zeiss bereits Ende 2024 angekündigt. Auch im Werk in Wetzlar werde die Sportoptik-Produktion bis 2026 auslaufen.

© Zeiss Gruppe

Laut Zeiss sind in Aalen derzeit rund 1.300 Mitarbeitende beschäftigt, davon 470 in der Fertigung – was 430 Vollzeitstellen entspricht. Nach intensiven Verhandlungen haben sich die Carl Zeiss Vision GmbH und die Arbeitnehmervertretung auf einen Interessenausgleich und Sozialplan für die Fertigungsbereiche geeinigt. Dieser sieht unter anderem vor, dass die Aalener Fertigung ab Oktober 2026 mit einem reduzierten Personalbedarf von rund 182 Vollzeitstellen betrieben wird. Die genaue Personenanzahl (z. B. bei Teilzeitkräften) steht noch nicht fest. Damit entfallen in der Aalener Fertigung 248 Vollzeitstellen.

Betriebsbedingte Kündigungen sollen weitestgehend vermieden werden, könnten aber nicht ausgeschlossen werden. Die Anpassung soll vor allem über bereits laufende oder umgesetzte Maßnahmen erfolgen – etwa durch Reduzierung von Sachkosten, angepasste Schichtmodelle, Querqualifizierung sowie das Auslaufenlassen oder Nichtverlängern befristeter Arbeitsverhältnisse. Vorrangig werden Maßnahmen wie interne Vermittlungen, Altersteilzeit, Vorruhestandsregelungen, Abfindungen oder der Wechsel in eine Transfergesellschaft angestrebt.

Produktion in Deutschland (zu) teuer

Die Entscheidung, die Fertigung zu reduzieren, sei auf den zunehmenden strukturellen Kostennachteil des deutschen Standorts zurückzuführen, habe jedoch nichts mit einer sinkenden weltweiten Nachfrage nach innovativen und hochwertigen Brillengläsern zu tun – diese sei weiterhin ungebrochen, erklärt Zeiss. Der Standort Aalen bleibe ein „wichtiger Teil im globalen Zeiss-Produktionsnetzwerk für Brillengläser“. In die Modernisierung und Effizienzsteigerung werden mit sofortiger Wirkung 25 Mio. Euro investiert. Das Werk in Aalen soll zukünftig auch beim Testen und Industrialisieren neuer Prozesse, Produkte und Maschinen wichtige Aufgaben für Zeiss Vision Care übernehmen, heißt es. Mit einer Fertigungskapazität von rund einer Million Brillengläsern pro Jahr bleibe das Werk zudem größter deutscher Brillenglasproduzent. 

Sportoptik-Produktion in Wetzlar wird zudem eingestellt – 70 Stellen betroffen

Die Produktion von analogen Ferngläsern, Spektiven und Zielfernrohren bei der Carl Zeiss Sports Optics GmbH soll bis 2026 eingestellt werden. Rund 70 Arbeitsplätze sind nach Angaben des Unternehmens betroffen. Gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung will das Unternehmen in den kommenden Monaten sozialverträgliche Lösungen für die betroffenen Beschäftigten erarbeiten. Trotz des Rückbaus bleibe Zeiss mit Kundenservice, Logistik und Qualitätssicherung weiterhin in Wetzlar vertreten. Darüber hinaus investiert das Unternehmen in Wetzlar in den Ausbau der Sparte Semiconductor Manufacturing Technology (SMT). Eine neue Multifunktionsfabrik soll bis 2026 entstehen und rund 500 Mitarbeitende beschäftigen.

Erst Anfang Juni veröffentlichte Zeiss in einer Mitteilung, dass auch die Fertigung im Bereich Sportoptik in Wetzlar bis 2026 schrittweise eingestellt werde. Die Zeiss-Gruppe reagiert damit auf wirtschaftlichen Druck und Veränderungen im Markt wie rückläufige Absatzzahlen im Premiumsegment, ein verschärfter Preis- und Wettbewerbsdruck sowie ein struktureller Kostennachteil am Standort Deutschland. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fertigung in Wetzlar leisten sehr gute Arbeit und alle Beteiligten haben dafür gekämpft, auch in Zukunft weiter hier produzieren zu können“, teilt Dr. Torsten Scheidt, Geschäftsführer der Carl Zeiss Sports Optics GmbH, in einer Pressemeldung mit. „Aber die Marktveränderungen, insbesondere in den letzten Jahren, sind so signifikant, dass wir die jetzige Wertschöpfungskette nicht erhalten können.” 

Geschrieben von

Nicole Bengeser

Nicole Bengeser

Augenoptikerin

Nicole Bengeser bringt als Augenoptikerin Fachwissen und als leidenschaftliche Redakteurin journalistisches Gespür zusammen. Beim DOZ-Verlag widmet sie sich mit Neugier den Trends, Debatten und Entwicklungen der Augenoptik.

Zum Autorenprofil