Investition gegen Fachkräftemangel: Was kostet ein Azubi?

Augenoptiker bildet Azubi aus
Laut BIBB-Präsident Esser sind "die Auszubildenden von heute die so dringend benötigten Fachkräfte von morgen".
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Der Fachkräftemangel ist, nicht nur seit Corona-Zeiten sondern auch davor, in der augenoptischen Branche ein großes Thema. Für Betriebe gehören das Recruiting von Angestellten über den externen Arbeitsmarkt und die eigene Ausbildung zu den wichtigsten Möglichkeiten der Fachkräftegewinnung, wobei Arbeitgeber oftmals den Nutzen von letzterem in Frage stellen. Ob sich die eigene Ausbildung finanziell lohnt oder die Suche über den Arbeitsmarkt eine weniger kostspielige Angelegenheit ist, untersuchte das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in einer repräsentativen Betriebsbefragung bei rund 4.000 Betrieben.

Nach den Ergebnissen der Erhebung des BIBB zu Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung für das Ausbildungsjahr 2017/2018 seien die Nettokosten für Betriebe in den letzten fünf Jahren nur leicht auf 6.478 Euro pro Azubi und Jahr gestiegen. Die Bruttokosten von 20.855 Euro pro Azubi/Jahr ergaben sich zu 61 Prozent aus Personalkosten der Auszubildenden (12.806 Euro) und zu 24 Prozent aus denen des Ausbildungspersonals (4.935 Euro). Daneben schlugen Anlage- und Sachkosten mit 767 Euro vier Prozent und sonstige Kosten (Kammergebühren, externe Lehrgänge usw.) mit 2.348 Euro elf Prozent zu Buche. Ziehe man von den Bruttokosten die jährlich erwirtschafteten Erträge der Auszubildenden in Höhe von 14.377 Euro ab, so ergebe sich der durchschnittliche Nettowert von 6.478 Euro. „Auch wenn die Daten“, so BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser, „keine unmittelbaren Rückschlüsse auf das aktuelle Handeln der Betriebe in Corona-Zeiten zulassen, so zeigt die BIBB-Erhebung doch: Für einen Großteil der Betriebe lohnt sich die Ausbildung.“

Bruttokosten im Handwerk am geringsten

Besonders bei der Übernahme der Auszubildenden zahle sich die Investition der Betriebe aus, denn so spare sich der Betrieb die Suche nach Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt, die meist noch über zusätzliche Weiterbildungs- und Einarbeitungsmaßnahmen integriert werden müssen. Während bei der letzten Erhebung 2012/2013 noch 83 Prozent der befragten Betriebe angaben, Auszubildende einzustellen mit der Absicht, sie anschließend zu übernehmen, sind es aktuell 90 Prozent. „Alle Untersuchungen des BIBB zeigen, dass auch in Zukunft dual ausgebildete Fachkräfte gefragt sein werden“, bestätigt der BIBB-Präsident.

Betrachte man die betrieblichen Kosten der verschiedenen Ausbildungsbereiche, stelle man erhebliche Unterschiede fest: Nach den Ergebnissen der Studie seien die Bruttokosten für Betriebe des Handwerks mit 17.992 Euro am niedrigsten, die im Öffentlichen Dienst (25.045 Euro) sowie in Industrie und Handel (22.217 Euro) am höchsten. Auch die Nettokosten seien im Handwerk mit 5.578 Euro neben landwirtschaftlichen Betrieben und Freien Berufen am geringsten.

Die BIBB-Erhebung zeige zudem, dass sich die Verfügbarkeit von Fachkräften auf dem regionalen Arbeitsmarkt für die Betriebe in den letzten Jahren verschlechtert habe – dies gilt insbesondere für kleinere Betriebe. Die Gewinnung von externen Fachkräften würde für Betriebe also zunehmend schwieriger. Durchgeführt wurde die Studie an 3.049 ausbildenden und 996 nicht ausbildenden Betrieben von September 2018 bis Juli 2019. Die detailierten Ergebnisse der BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung 2017/18 finden Sie hier.