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BETRIEBSPRAXIS

DOZ

09 | 2017

100

die man gerne macht, auf die man sich

freut? Kann die Kollegin diese Arbeit ge-

nauso gut erledigen? Oder sogar besser?

Das muss man auch noch neidlos anerken-

nen. „Es ist, als wenn einem der Boden

unter den Füßen weggezogen wird“, er-

klärte eine Mitarbeiterin als eine Kollegin

ihre Aufgaben übernahm.

Beim Fußball muss der Spieler den Ball

abgeben können, wenn ein Teamkollege

besser auf dem Feld steht und die größere

Chance hat, auf das Tor zu schießen. Dann

steht der Torschütze im Blickpunkt, nicht

derjenige, der den Ball vorgelegt hat. Ab-

geben können ist für den reibungslosen

Arbeitsablauf notwendig.

Delegationsaufgaben sollten nicht

nur die untergeordneten oder besonders

eiligen Aufgaben betreffen. Qualifizierte

Mitarbeiter möchten Aufgaben mit ent-

sprechender Anforderung, damit sie sich

beweisen können. Eine Änderung der

Delegationsbereiche wird nur in Not-

fällen vorgenommen. Ähnlich gelagerte

und artverwandte Arbeiten sollten ge-

bündelt und nur an eine Person delegiert

werden.

Für Mitarbeiter stellt sich die Frage,

ob eine zusätzliche Aufgabe auch eine

Gehaltserhöhung rechtfertigt, und in wel-

cher Höhe. Für mehr Einsatz und Verant-

wortung entstehen bei Mitarbeitern auf

jeden Fall Erwartungen. Ohne ein Entge-

genkommen bleibt oft die Motivation auf

der Strecke.

Delegierbare

Aufgaben

Delegieren heißt, die Eignung eines Mitar-

beiters zu nutzen, wenn dieser auf einem

Fachgebiet besser ist. Das macht Mitar-

beiter stolz, sie fühlen sich unabkömmlich,

das darf den Vorgesetzten nicht stören.

Alle Aufgaben, die nicht unmittelbar

mit der Führung zu tun haben, sind dele-

gierbar. Aufgaben die zur Betriebsführung

gehören, bleiben beim Vorgesetzten, sind

nicht delegierbar. Am besten notiert man

auf einer Liste alle regelmäßig vorkom-

menden Tätigkeiten und überlegt, welche

Mitarbeiter was übernehmen könnten. Bei

der Einführung der Delegation ist eine ge-

wisse Anlaufzeit notwendig: In dieser Zeit

sollen Mitarbeiter in ihren Delegations-

bereich hineinwachsen, die notwendige

Sicherheit und Routine gewinnen.

Einwände der

Mitarbeiter

Nicht immer ist ein Mitarbeiter bereit,

eine delegierte Aufgabe anzunehmen. Der

Mitarbeiter darf nicht schon überlastet

sein, er sollte zeitlich in der Lage sein,

eine Aufgabe anzunehmen. Gelegent-

lich sperren sich allerdings auch Mitar-

beiter gegen Delegation („Was soll ich

denn noch alles machen?“). Da wird dann

Einwände und mögliche Reaktionen

Einwand vom Mitarbeiter

Reaktion vom Chef

1. „Ich kann aus Zeitmangel

keine zusätzliche Aufgabe

übernehmen, ich bin schon

jetzt voll ausgelastet.“

Den Mitarbeiter von einer anderen

Tätigkeit entlasten. Oder die Über-

nahme der zusätzlichen Aufgabe

zeitlich begrenzen.

2. „Ich fühle mich fachlich über-

fordert, ich traue mir das nicht

zu, habe diese Arbeit auch

noch nie erledigt.“

Mitarbeiter brauchen die nötige

Qualifikation für die Aufgabe. Oft

bestehen Bedenken. Die Enttäuschung,

wenn man die Aufgabe zurückgeben

muss, ist vorprogrammiert..

3. „Warum soll gerade ich das

machen?“

Die Delegationsaufgabe attraktiv

präsentieren, um die Motivation des

Mitarbeiters zu wecken. Viele trauen

sich keine neue Aufgabe zu.

4. „Ich kann das nur überneh-

men, wenn ich dafür eine

andere Aufgabe abgebe.“

Meist ein realistischer Einwand,

dem der Chef nicht ohne Prüfung

widersprechen sollte.

5. „Für diese Aufgabe halte ich

den Kollegen XY für besser

geeignet.“

Das kann der Vorgesetzte hinterfra-

gen und sich dann an den Kollegen

wenden.

6. „Ich bin an dieser Aufgabe we-

nig interessiert, die delegierte

Aufgabe liegt mir nicht.“

Per Arbeitsanweisung kann der

Chef einen Mitarbeiter auffordern,

die Arbeit zu übernehmen, was

aber dem kooperativen Führungsstil

widerspricht.

DELEGIEREN – so kann‘s gelingen

D:

Durchforsten Sie Routinearbeiten, die delegierbar sind.

E:

Entscheiden Sie, an wen Sie was delegieren.

L:

Lernen Sie Mitarbeiter an, Arbeiten zu übernehmen.

E:

Erklären Sie jeden Arbeitsschritt ganz genau.

G:

Geben Sie dem Mitarbeiter die volle Verantwortung.

I :

Informieren Sie sich nur über Arbeitsergebnisse.

E:

Ermutigen Sie vor allem jüngere Mitarbeiter zu selbstständigem Arbeiten.

R:

Rechnen Sie anfangs mit Schwierigkeiten.

E:

Erfassen Sie Schwachstellen und korrigieren Sie diese.

N:

Nehmen Sie stichprobenweise eine offene Kontrolle vor.