Zwischen Wissen, Humor und Networking

Das war die Opt-X 2023

Der Opt-X Fachkongress fand am 18. und 19. September 2023 im Trafo Hotel Baden in der Schweiz statt. Die Organisatoren der SBAO und Optik Schweiz freuten sich über rund 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In zwei Sälen wurden insgesamt 26 Vorträge quer durch die Bereiche der Augenoptik gehalten. Egal ob Geselle, Meisterin oder Optometrist, ob tiefgehende Optometrie oder Praxisbezogen - es war für jeden etwas dabei.
Eingang der Opt-X 23

Die Fachvorträge auf der Opt-X richten sich an jede und jeden, der sich in der Augenoptik weiterbilden möchte.

© DOZ

Am 18. und 19.September 2023 öffnete die Opt.X ihre Türen für die rund 280 Fortbildungswilligen. Der Fachkongress wurde vom Schweizerischen Berufsverband für Augenoptik und Optometrie (SBAO) und Optik Schweiz, dem Verband für Optometrie und Optik im schweizerischen Baden ausgerichtet. In diesem Jahr waren die Vorträge am Sonntag erneut auf zwei Säle und Stockwerke verteilt. Während im Optometrie-Forum mehr in die fachliche Tiefe gegangen wurde, präsentierten die Referierenden im Augenoptik-Forum praxisbezogene Themen, denen auch Augenoptikergesellinnen und -gesellen gut folgen konnten.

Trotz allem waren die Säle gut gemischt und der ein oder andere Meister oder die Optometristin konnten neue Erkenntnisse bei Vorträgen wie „Wie können Sie Ihre Persönlichkeit im Verkauf zum Erfolg machen?“, referiert von Jürg Mattes oder auch dem Vortrag von Andreas Tsiounis mit dem Titel: „Kannst du mehr als nur Gleitsicht" mitgenommen werden. Tsiounis präsentierte Fallbeispiele, in denen eben die besagte Gleitsichtbrille nicht zielführend war und man manchmal auch etwas um die Ecke denken musste, wie zum Beispiel, mit einer Monovision die Augen zu korrigieren.

Andreas Tsiounis referiert

Bei dem Titel könnte man meinen, dass Referent Andreas Tsiounis die Anwesenden provozieren wollte. Doch sofort nach seinem Einstieg gab er Entwarnung: Er glaube selbst nicht, dass die Kolleginnen und Kollegen der Branche nur Gleitsicht verkaufen können. 

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Geringere Lidschlagfrequenz bei Excell als bei Word

Am Sonntagvormittag eröffnete  Professor Wolfgang Sickenberger den Kongress im Optometrie-Forum mit seinem Dry Eye Fachvortrag, nach der feierlichen Eröffnung durch SBAO-Präsident Manuel Kovats. Am Nachmittag referierte Sickenberger über den Einsatz von Tränenersatzmitteln beim Augenoptiker. Hier zeigte er auf, dass mehr Menschen betroffen sind als viele glaubten. Denn bei einer Untersuchung der Prävalenz bei Augenoptikern kam heraus, dass rund 38 Prozent der in Deutschland und 32 Prozent in der Schweiz untersuchten Kundinnen und Kunden einen moderaten Schweregrad aufwiesen. In Bezug auf die Refraktion wurden zusätzliche Studien durchgeführt, ab wann ein Kontrastverlust und wann ein Visusstufeneinbruch eintraten. Eine Stufe Visusminderung entsteht schon bei Abtrocknung einer 5,25 mm² auf der Hornhaut. Zusätzlich erläuterte Sickenberger, dass PC-Arbeit nicht gleich PC-Arbeit sei. Denn die Menschen blinzeln weniger, die in Excell arbeiten als in Word.

Dr. Christina Stathopoulos referierte über den "abnormalen Pupillenreflex und ab wann man sich Sorgen machen sollte". Hierbei ging sie speziell auf die Leukokorie ein. Bei früheren Fotoaufnahmen leuchteten Augen aufgrund des Blitzes rot auf. Durch die modernen Apparate wird dies nun direkt gefiltert und erschwert laut Dr. Stathopoulus die Früherkennung der Leukokorie. Denn hierbei handelt es sich um einen weißen Lichtreflex der Augen, da das Licht nicht auf die Netzhaut gelangen kann. Pathologisch bedingt ist dies ein Retinoplastom, also ein Augentumor. Dieser gefährdet nicht nur die Sehkraft, sondern kann auch tödlich enden. Hierzu veröffentlichte die DOZ bereits im August 2023 eine News. Trotz allem haben Betroffene eine zu 96-prozentige Überlebenschance und die Ärzten gelingt es oft, die Sehkraft auf zumindest einem Auge zu erhalten. 

Dry Eye Vortrag von Prof. Sickenberger

Auf dieser Folie stellt Professor Sickenberger die Teste vor, die er für sinnvoll zur Prüfung eines trockenen Auges hält. Denn laut Studien sind mehr Menschen davon betroffen als man denkt.

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Kosten für AMD- Patienten bei >12.445 Euro pro Jahr

Auch Hauptsponsor Johnson & Johnson steuerte einen Beitrag zum Fachkongress bei. Dr. John R. Buch wurde aus Amerika für den Vortrag "Improving comfort and quality of vision with contact lenses" eingeflogen. Übersetzt ging es darum, wie der Komfort und die Sehqualität mit Kontaktlinsen verbessert werden kann. In der Ausstellungshalle waren noch weitere Hersteller wie Zeiss oder Alcon mit Ständen vertreten und in den Pausen erfreute sich Hoya großer Beliebtheit, denn hier durfte man James Bond spielen und auf eine Zielscheibe schießen. Weiter hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, die Pausen für Networking zu nutzen oder auch die Ausstellung wissenschaftlicher Poster der Absolventinnen und Absolventen des Instituts für Optometrie zu besuchen.

Optometrisch ging es auch am Nachmittag weiter als Dr. Isabel Pascual über die AMD und der Gefahr der Entwicklung einer neuen Pandemie sprach und welche Lasten auf die Gesundheitssysteme zukommen werden. Denn laut Studien kosten AMD-Patienten in Deutschland pro Jahr 12.445 Euro und hier seien die indirekten Kosten noch nicht berücksichtigt. Hierzu gehörten Umstände wie die Pflege eines Familienmitglieds, die Kosten von Antidepressiva zur Behandlung von Depressionen, sowie etwaige Jobverluste durch eine zu starke Erkrankung. Die Ursachen werden weiter erforscht und so kam auch heraus, dass geschiedene Menschen aufgrund der negativen Stressbelastung eher zu einer AMD neigen. Ob bei Neuverheirateten das Risiko wieder sinke, konnte die Referentin nicht beantworten, aber klar ist, dass Stress, Genetik und Fettstoffwechsel wichtige Faktoren dieser Krankheit sind.

Zum Schluss referierte Professor Dr. Daniela S. Nosch über die Perimetrie und/ oder optische Kohärenztomografie (OCT) beim Glaukomscreening. Sie erläuterte, dass ein gewisser Teil der Ganglienzellen bereits abgestorben sein müssen, damit die Perimetrie dies erfassen könne. Aufgrund der fortgeschrittenen Technik werden nun immer mehr die Nervenfaserverläufe über die Perimetriepunkte berücksichtigt und man könne hier gute Aussagen erhalten. Über das OCT hat man die Möglichkeit, die Papille genau zu untersuchen und frühzeitig Veränderungen festzustellen. Trotz allem stellt sich die Frage: Was ist zuerst betroffen? Und dies ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Somit ergibt sich, dass die Perimetrie in einem Fall das bessere Gerät ist, während eines anderen Falles das OCT die entscheidenden Informationen liefert. Somit ist es immer wichtig mitzudenken und sich nicht nur auf die Zahlen der Geräte zu verlassen.

Prof. Nosch referiert

Huhn oder Ei - Was war zuerst da? In diesem Fall stellt sich jedoch die Frage: was ist zuerst betroffen? Die Struktur oder die Funktion. Leider ist es von Fall zu Fall unterschiedlich und man kann nicht immer sagen ob Perimetrie oder OCT besser für das Glaukomscreening geeignet sind.

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Neuer Tag - neue Vorträge

Den Montag eröffnete Andy Dätwyler mit einem Vortrag über die schweizerischen Mittel und Gegenstandsliste (MiGeL) Verordnungen. Anhand eines Fallbeispiels erläuterte er, wie die Kunden an ihre zustehenden Leistungen kommen und inwieweit der Augenoptiker oder die Augenoptikerin dabei helfen können. Da das Gesundheitssystem in der Schweiz anders aufgebaut ist als in Deutschland, war dieser Vortrag eher für die schweizerischen Kolleginnen und Kollegen interessant. Beruhigend war für die Deutschen, dass auch die schweizerischen Krankenkassen nicht perfekt sind. Valentin Dagon hielt einen Vortrag über den Umgang mit schwerhörigen oder gehörlosen Menschen. Eine seiner Kernaussagen war, dass diese Menschen nicht behindert seien, sondern lediglich eine andere Sprache sprechen. Neben dem Vortrag von Evelin Gentile über Amblyopietherapie bei Kindern, referierte Dr. Nathalie Voide über gleich zwei Themen. Zum einen gab sie ein Fresh-Up des aktuellen Standes beim Myopie-Management und zum anderen referierte sie über die Erkrankungen und möglichen Verschreibungen bei Kleinkindern. Andy Dätwyler griff das Thema Augenlängen-Messung auf und stellte die Frage: Benötigen wir die Baulängenmessung? Nach einer Minute die Antwort: Ja. Doch der Vortrag war damit natürlich nicht beendet - es folgten mehrere Fallbeispiele, die Dätwylers Aussage stützten. Martin Kündig beendete mit seinem Fachvortrag "Good Practise Guide – Was muss eine Refraktion beinhalten" den Fachkongress.
Im kommenden Jahr wird die Opt-X 24 am 22. Und 23. September erneut im Trafo Hotel in Baden stattfinden. 2024 wird die DOZ einige dieser Fachvorträge im Heft spielen.