Table of Contents Table of Contents
Previous Page  86 / 132 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 86 / 132 Next Page
Page Background

KONTAKTLINSE

FACHTHEMA

DOZ

09 | 2017

84

Anpasser nur die Klassifizierung über die

Beobachtung dieses Übergangs.

Der Individualität der Augen steht ein

großer Markt Austauschlinsen mit „zwei

Parameter Strategie“ gegenüber. Mehr

als 80 Prozent des Umsatzes im Bereich

der Kontaktlinsen wird mit Tauschlinsen

generiert. [4] Hierzu gehören Monatslin-

sen, Zwei-Wochen-Linsen und Eintages-

linsen. Über alle Anbieter hinweg finden

sich häufig Basiskurven von 8,30 mm bis

8,90 mm und Durchmesser der Linsen von

13,6 mm bis 14,4 mm. Bezogen auf die

Monatslinsen der „Big Player“, schrumpft

der mögliche Lieferbereich erheblich ein.

Nach gängigen Anpassregeln ausgewählt,

kann man einen großen Teil der mögli-

chen Kontaktlinsenträger versorgen. Je-

doch zeigt Abbildung 1, dass nicht alle

Augen in diesen Standardlieferbereich

passen.

Die von den Herstellern meist als ein-

kurvig angebotenen Geometrien und ver-

fügbaren Größen lassen auf den ersten

Blick keine Differenzierung zu. Jedoch ist

ein Unterschied in der Scheiteltiefe der

Linsen durch Van der Worp messtech-

nisch belegt. [5] Linsen mit gleichen auf-

gedruckten Parametern sind demzufolge

nicht identisch. Diese Erfahrung macht

jeder Anpasser, wenn er zwei Linsen mit

den gleichen Angaben bezüglich Basis-

kurve und Durchmesser auf einem Auge

beurteilt. Der Sitz wird selten derselbe

sein. Für den Anpasser können die An-

gaben der Parameter irreführend sein.

Die Wahl der besten Linse ist nicht of-

fensichtlich. Stehen von einem Linsentyp

unterschiedliche Basiskurven zur Wahl,

so werden die Scheiteltiefen der Linsen

voneinander abweichen. Demzufolge

kann der Anpasser ein unterschiedliches

Sitzverhalten erwarten.

Die Beurteilung der Kontaktlinse auf

dem Auge ist zwingend notwendig, um

das passende Produkt zu wählen. Kri-

terien wie Bewegung, Zentrierung und

eine intakte Augenoberfläche sind für eine

erfolgreiche Anpassung ebenso entschei-

dend wie die Wahl des Materials, deren Ei-

genschaften und der subjektive Komfort,

der mit der Linse zu erreichen ist.

Anwendungsbeobachtung

einer neuen Linse

An der Fielmann Akademie Schloss Plön

wurde eine Anwendungsbeobachtung

einer neu am Markt platzierten Monats-

linse durchgeführt. Die verwendete Linse

steht im Durchmesser 14,0 und den Basis-

kurven 8,4 und 8,8 zur Verfügung. Unter

den Fragestellungen, ob es Grenzen in der

Anpassung einer standardisierten Linse

gibt oder ob der Anpasserfolg vorherge-

sagt werden kann, wurden augengesunde

Probanden mit der Linse im Material

senofilcon C versorgt.

Es nahmen 32 gesunde Probanden

(27 Frauen und 5 Männer) im Alter zwi-

schen 23 und 43 Jahren an der Studie

teil. Jeder Proband hatte an einem Tag

drei Termine. Am Morgen wurden der

vordere Augenabschnitt des Probanden

untersucht und die Hornhaut mit Hilfe

des Oculus Keratograph und der Oculus

Pentacam vermessen, um die Topographie

der Hornhaut, das Corneoskleralprofil und

die Scheiteltiefe zu ermitteln.

Anschließend wurden die Probanden

entsprechend der Anpassempfehlung des

Herstellers mit Linsen in der Basiskurve

8,4 und Durchmesser 14,0 versorgt.

Nach einer Stunde sowie nach sechs

Stunden wurden eine subjektive und eine

objektive Bewertung der Linsen durchge-

führt. Hierzu dienten ein Fragebogen mit

einer visuellen Analogskala und selbst

entwickelten Gradingschemata (Abb. 3).

In dem Fragebogen bewerteten die Pro-

banden die Faktoren Diskomfort, Fremd-

körpergefühl, Trockenheit, Brennen und

Jucken auf einer Skala von Null bis Hun-

dert. Dabei bedeutet Null kein Vorhan-

densein des entsprechenden Symptoms,

Hundert bedeutet sehr stark. In der ob-

jektiven Beurteilung wurden die Kriterien

„Zentrierung“, „Bewegung“, „Größe“ und

„Benetzung“ beurteilt. Für die Zentrie-

rung war die Klassifizierung als „leicht

dezentriert, Limbusberührung“ und „stark

dezentriert“ in der entsprechenden Rich-

tung möglich. Konnte ein zentrischer Sitz

beobachtet werden, so konnte das Kreuz

in die Mitte gesetzt werden. Zur besseren

Auswertbarkeit wurden die Stufen in ein

Zahlensystem übertragen. Zur Bewer-

tung der Zentrierung wurden der hori-

zontalen Dezentration und der vertikalen

Dezentration Zahlenwerte von -3 bis +3

zugeordnet. Dabei bedeutet bei der Beur-

teilung der horizontalen Dezentration ein

negatives Vorzeichen eine Dezentration

nach temporal und ein positives Vorzei-

chen eine Dezentration nach nasal; bei der

vertikalen Dezentration zeigt das negative

Vorzeichen eine Dezentration nach infe-

rior an und ein positives Vorzeichen eine

Dezentration nach superior.

Zur Beurteilung der Bewegung war

die Abstufung zur Bewertung wie folgt

vorgesehen: keine sichtbare Bewegung,

freie Bewegung und exzessive Bewe-

gung. Die Bewegung wurde jeweils in

den unterschiedlichen Blickrichtungen

nach nasal, temporal und superior be-

wertet. Zusätzlich wurde der Push-Up-

Test durchgeführt, um ein Festsitzen der

Linse auszuschließen. Zu diesem Zweck

wird die Linse mit dem Unterlid nach

superior verschoben. Die Verschiebung

sollte leicht möglich sein. Anschließend

ist ein schnelles Gleiten der Kontaktlinse

in ihre idealerweise zentrische Position

erwünscht. Für ein komfortables Kontakt-

linsentragen sollte die freie Bewegung in

etwa 0,1 mm bis 0,4 mm betragen. [6]

Für die Beurteilung der Größe waren

die Kategorien „zu klein“, „ideal“ und

„zu groß“ vorgesehen. Das mögliche

Abb. 2: Die Penta­

cam liefert eine

Darstellung, aus der

die Scheiteltiefe für

einen gewünschten

Durchmesser und

die Kontur des Ver­

laufs, das Corneo­

skleralprofil (CSP),

hervorgehen.