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DOZ

09 | 2017

61

Nach der Farbe kommt

der Tönungsgrad

Etwas Besonderes, etwas Neues – das sind phototrope Brillengläser bestimmt

nicht mehr, denn seit mehr als 50 Jahren werden diese Gläser verkauft. Nun prä­

sentierte aber das Unternehmen Frame Tec eine neue Anwendung der Photo­

tropie. Statt wie bisher die phototropen Moleküle ins Glas zu integrieren, setzt

die Einschleifwerkstatt aus Zschopau (Sachsen) jetzt auf einen phototropen Lack,

den sie auf jeden beliebigen Rohling auftragen kann. Das klingt sehr simpel und

die ersten lackierten Brillengläser sind jetzt im Handel erhältlich. Die DOZ fragte

Stefan Praedicow, Geschäftsführer der im Erzgebirge ansässigen GmbH, was es

mit den lackierten Rohlingen auf sich hat.

Ob Rohlinge aus Glas oder Kunststoff,

bisher werden die phototropen Farb­

stoffmoleküle überwiegend integriert.

Frame Tec, eine Einschleiferwerkstatt

aus Zschopau, will nun den Markt mit

seiner neuen Anwendung der Phototropie

stürmen. Das Unternehmen spezialisierte

sich auf der Verglasung von Sportbrillen.

Immer wieder gab es Engpässe bei der

Lieferung von Rohlingen. Nun produziert

das sächsische Unternehmen die Gläser

selber und versieht sie auf Wunsch mit

einem phototropen Lack. Seit Anfang Au­

gust sind die Gläser erhältlich.

DOZ: Herr Praedicow, Frame Tec la­

ckiert die Phototropie auf die Brillen­

gläser. Warum sollte der Augenoptiker

Ihre Produkte beziehen?

Stefan Praedicow: Ich denke, dass

wir durch diese Technologie sehr preis­

wert im Vergleich zum Wettbe­

werb anbieten können. Das

Besondere bei unseren

phototropen Brillenglä­

sern ist, dass wir nicht,

wie sonst üblich, photo­

trope Rohlinge bei der

Produktion verwenden.

Wir können die Phototropie als eine Be­

schichtung auf beliebige Kunststoffgläser

aufbringen, sogar auf Gläser aus Trivex

Material und unabhängig vom Index. Da­

durch können wir auch Gläser vortönen.

Das heißt, wir können ein Brillenglas mit

einer beliebigen Vortönung von 15, 20

oder 50 Prozent im Tauchverfahren ver­

sehen und im Nachgang noch eine photo­

trope Schicht aufbringen, sodass das Glas

von der vorher festgelegten Einfärbung

aus dunkler wird.

Gibt es weitere Vorzüge für den Augen­

optiker?

Die Technologie ist vor allem dann

von Vorteil, wenn ich die zusätzli­

chen Optionen für mein Bril­

lenglas möchte: erst eine

Vortönung auf das Glas

oder eben vom Standard

abweichende Phototro­

pie wie die 60 Prozent.

Oder ich habe sehr

hochbrechende Gläser,

also zum Beispiel Index

1.74, die im Einstandspreis,

wie schon erwähnt, sehr teuer

sind. Dort sind wir deutlich preis­

werter, da reden wir nicht von ein paar

Euro, da rede ich von Faktoren.

Was bedeutet das technisch gesehen?

Neu dabei ist unsere Beschichtung.

Bisher müssen alle Brillenglashersteller

auf phototrope Rohlinge zurückgreifen,

die man nicht mehr nachträglich färben

kann – es sei denn, man nimmt eine große

Ausschussquote in Kauf. Meistens geht

dabei die Phototropie kaputt. Wir hin­

gegen zäumen das Pferd von hinten auf:

Ich trage erst die Farbe auf und dann

die Phototropie, auch in verschiedenen

Abstufungen.

Frame Tec

produziert

und lackiert

die Gläser

mit Photo-

tropie selbst.

Im Gegensatz

zu den phototropen

Rohlingen sei der Lack

deutlich günstiger.