Bundesprogramm "Ausbildungsplätze sichern" gestartet
Mit Ausbildungsbeginn am 1. August 2020 sind Teile des Bundesprogramms „Ausbildungsplätze sichern“ gestartet. Da eine gute Ausbildung die Grundlage für die berufliche Zukunft junger Menschen und die Fachkräftesicherung in Deutschland sei, will die Bundesregierung mit dem Programm kleine und mittlere Unternehmen fördern – zur Verfügung stehen insgesamt 500 Millionen Euro. Die Antragsunterlagen stehen ab Anfang August für 2020 geschlossene Ausbildungsverträge, die am 1. August starten, auf der Seite der Arbeitsagentur bereit.
"Auszubildende sind die Fachkräfte von morgen. Und Deutschland braucht diese gut qualifizierten Fachkräfte. Eine gute Ausbildung ist zugleich der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit. Mir ist wichtig, dass junge Menschen trotz der Corona-Krise eine Ausbildung machen können", sagt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. "Mit dem Schutzschirm für Ausbildung unterstützt die Bundesregierung Unternehmen mit insgesamt 500 Millionen Euro dabei, jungen Menschen eine Perspektive zu geben. Betriebe, die ihr Ausbildungsniveau halten, fördern wir beispielsweise mit 2.000 Euro pro Ausbildungsplatz. Wer das Ausbildungsniveau steigert, erhält 3.000 Euro für jeden zusätzlichen Azubi. So helfen wir mit, dass die Corona-Krise nicht zu einer Ausbildungskrise wird."
Die sogenannte "Erste Förderrichtlinie" enthält die von Heil genannten Ausbildungsprämien für Betriebe, die trotz Corona ihr Ausbildungsniveau halten bzw. erhöhen, Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung, wenn der Ausbildungsbetrieb Auszubildende und Ausbilder nicht mit in Kurzarbeit schickt, und Übernahmeprämien an Betriebe, die Auszubildende von insolventen Betrieben übernehmen. Rund 410 Millionen Euro stellt die Bundesregierung dafür sofort zur Verfügung. Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hebt die Vorzüge des Programms vor: "Junge Menschen brauchen auch in Zeiten der Pandemie gute Ausbildungschancen und eine verlässliche Perspektive für ihre berufliche Zukunft. Die Prämie ist zugleich ein Anreiz für kleine und mittlere Unternehmen weiter auszubilden. Denn damit Deutschland gestärkt aus der Krise hervorgeht, sind gut ausgebildete Fachkräfte entscheidend.“
Ausbildungsprämie in Kürze
Wie von der Bundesregierung am 24. Juni 2020 verkündet, erhalten kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die trotz eigener Schwierigkeiten aufgrund der Corona-Krise weiter ausbilden, einen finanziellen Zuschuss. Wie hoch dieser im Einzelfall ist, lesen Sie in diesem Beitrag: Ausbildungsprämie beschlossen: Wer bekommt wie viel?
Die Augenoptik jedoch widersetzt sich der Ausbildungskrise - wie, das lesen Sie in der Juli-Ausgabe der DOZ auf Seite 16. Denn gerade jetzt gilt, in dieser wirschaftlich schwierigen Zeit, in Ausbildung zu investieren, um mittel- und langfristig den Fachkräftebedarf zu decken.
Kritik vom ZDH
Der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) kritisiert, dass das Antragsverfahren zur Ausbildungsprämie komplizierter als nötig sei. ZDH- Generalsekretär Holger Schwannecke erklärt: "Das Bundesprogramm ‚Ausbildungsplätze sichern‘ ist richtig und wichtig. Angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie muss der Ausbildungsmarkt unbedingt gestützt werden. Das Handwerk hat sich sehr früh dafür eingesetzt, dass Betriebe als Anerkennung und Wertschätzung für ihre Ausbildungsleistung entlastet werden. Ebenfalls stark gemacht haben wir uns aber auch dafür, dass eine derartige Unterstützung so zielgenau und bürokratiearm wie möglich erfolgt. Dies ist leider nicht ideal gelungen."
Wie genau er damit meint, verdeutlicht er im nächsten Satz: "Förderberechtigte Handwerksunternehmen, die die notwendigen Antragsunterlagen von den Arbeitsagenturen beziehen können, werden bei der Ausbildungsprämie und den weiteren Instrumenten mit komplexen und nur schwer nachvollziehbaren Antragsverfahren belastet. Hier hätten wir uns eine schlankere und auch stärker digital gestützte Umsetzung gewünscht." Ob das Bundesprogramm genügend Kraft entfalte, um den Ausbildungsmarkt auch nachhaltig zu stützen, solle sich in den kommenden Wochen und Monate zeigen. Im Bedarfsfall müsse zügig politisch nachgesteuert werden. "Die Ausbildung im Handwerk muss auch mittel- und langfristig oberste Priorität genießen. (…) Denn die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Und diese werden spätestens nach Überwindung der Corona-Pandemie im Handwerk wieder genauso dringend gebraucht wie zuvor."