Tipps für Augenoptiker

Zielgruppe(n) über Social Media richtig ansprechen

„Dieses Know-how kommt in der Augenoptik meist zu kurz“, sagt Augenoptikermeister Christian Tilleke über zielgruppengerechtes Marketing in den Sozialen Netzwerken. Dabei schlummert hinter Instagram & Co. riesiges Potenzial, das Betriebe für sich nutzen könnten. Immerhin sind rund 85 Prozent der Deutschen in den Sozialen Netzwerken unterwegs. Tilleke weiß um dieses Potenzial und hat vergangenes Jahr seine eigene Social-Media- Agentur gegründet. Im Interview mit der DOZ gibt er praxisnahe Tipps für Augenoptik-Betriebe.
Frauen mit Brille machen Selfie

Ein Selfie mit den neu eingetroffenen Fassungen – so könnte ein Post auf Instagram aussehen, der Kundinnen über die neue Kollektion informiert.

© Adobe Stock / Guindilla y Pimienta

Erstveröffentlicht in der DOZ 01I24

Die Augenoptik hinkt in Sachen Social Media hinterher. Es dürfte offensichtlich sein, dass die Mehrheit der Augenoptikerinnen und Augenoptiker das Potenzial der Sozialen Medien noch lange nicht ausschöpft. Nicht zuletzt, weil Betriebe oftmals gar nicht wissen, wofür welches Soziale Netzwerk im Hinblick auf die eigenen Ziele geeignet ist, welche Zielgruppen sich dort aufhalten und welche Spielregeln es jeweils zu befolgen gilt. Denn: Ein Posting zu erstellen und denselben Beitrag dann auf TikTok, Facebook und Linkedin hochzuladen, ist nicht zielführend, schließlich ist die Community auf jedem Kanal eine andere oder überschneidet sich nur teilweise.

Wie Augenoptik-Betriebe ihre Zielgruppe gezielt und mit Hilfe der Sozialen Netzwerke erreichen können und welche der vielen Plattformen sich dafür am besten eignen, weiß Christian Tilleke. Nach seinem Abschluss als Augenoptikermeister vor 20 Jahren entschied sich der heute 42-Jährige für einen Wechsel in die augenoptische Industrie. Tilleke sammelte Berufserfahrung in vertrieblichen Führungspositionen bei Luxottica, Munic Eyewear und Zeiss Vision Care. Parallel absolvierte er seinen Master in Betriebswirtschaftslehre. „Ich war mehr als 15 Jahre im Vertrieb tätig und mich hat es immer gestört, dass Vertrieb und Marketing nicht Hand in Hand arbeiten. Aus diesem Grund habe ich meine eigene Social-Media-Agentur gegründet.“ Heute berät und unterstützt Tilleke seine Kundinnen und Kunden im Bereich Marketing und Unternehmenspräsenz in den Sozialen Netzwerken.

Herr Tilleke, 2023 haben Sie die Social-Media-Agentur „Pacemaker“ gegründet. Wird Online-Marketing über Soziale Netzwerke nicht überbewertet?
Christian Tilleke: Social-Media-Marketing bietet immense Vorteile gegenüber herkömmlichen Marketingmethoden. In den Sozialen Medien profitieren Nutzer von einer beispiellosen Transparenz – man kann genau nachvollziehen, wer dem Account folgt und wer mit den Beiträgen interagiert. So etwas ist bei traditionellen Werbemaßnahmen wie Schaufenstern schlicht nicht möglich. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, potenzielle Kunden von morgen anzusprechen, denn die Mehrheit der Social-Media-Nutzer befindet sich noch nicht im Gleitsichtglasalter. Dabei ist wichtig, dass Augenoptiker einen klaren Plan für ihre Marketingstrategie erstellen. Wo möchten sie in den nächsten sechs bis zwölf Monaten präsent sein? Welche Medien eignen sich am besten, um ihre Botschaft zu übermitteln? Eine Kombination aus Social-Media-Aktivitäten, Zeitungswerbung und anderen Marketingmethoden könnte ein Ansatz sein. So können verschiedene Medien synergistisch genutzt werden.

Dafür muss man die Zielgruppe erst einmal erreichen …
Richtig, das spielt eine entscheidende Rolle und funktioniert zum Beispiel über Hashtags. Wenn man einen Beitrag zu Sportbrillen veröffentlicht, kann man relevante Hashtags wie #Sportbrille oder #joggen verwenden. Auf diese Weise erreicht man direkt diejenigen, die diesen Hashtags folgen. Noch präziser wird es, wenn lokale Events damit versehen werden, etwa #Volkslaufköln. Auf diese Weise spricht man nicht nur eine spezifische Zielgruppe an, sondern kann auch Follower in seiner Region gezielt erreichen.

Wahl der Plattform abhängig von Zielen

Christian Tilleke

Augenoptikermeister Christian Tilleke hat im September 2023 die Social- Media-Agentur „Pacemaker“ gegründet. Die Idee zur Firmengründung entsprang seiner Erfahrung als freier Trauredner. „Als ich begann, meine Dienstleistungen aktiv über Social Media zu bewerben, konnte ich mein eigenes Hochzeitsredner-Geschäft aufbauen.“

© privat

Sie sprechen also von zielgruppenspezifischem Marketing…
Leider kommt das in der Augenoptik meist zu kurz. Es gibt einige Kollegen, die sich bewusst auf bestimmte Zielgruppen konzentrieren. Beispiele hierfür sind Sportbrillen, Kontaktlinsen, Kinderbrillen und vergrößernde Sehhilfen. Es gibt ein enormes Potenzial, dieses Konzept weiter zu verbreiten und es in der Branche zu etablieren.

Woher weiß ich, welche Plattform für meine Zielgruppe die richtige ist?
Die Auswahl der Plattformen hängt stark von den individuellen Zielen und der jeweiligen Zielgruppe ab. Es wäre zu einfach, Altersgruppen pauschal auf bestimmte Kanäle zu beschränken. Vielmehr geht es darum, die gewünschten Kunden anzusprechen, egal welchen Alters. Instagram beispielsweise ist nicht nur für die junge Generation attraktiv, sondern auch für eine breite Altersspanne bis 50 Jahre und darüber hinaus. Die Plattform ermöglicht eine visuelle Präsentation und bietet Raum für kreative Ideen, die Nutzer über verschiedene Altersgruppen hinweg ansprechen können.

Facebook und Instagram am relevantesten

Welche Plattform ist für Augenoptik-Betriebe Ihrer Erfahrung nach am relevantesten?
Definitiv Facebook und Instagram. 75 Prozent der Deutschen nutzen die beiden Meta-Plattformen regelmäßig, sie bieten also einen enormen Reichweitenfaktor. Der entscheidende Vorteil besteht darin, dass man die Konten miteinander verknüpfen kann. Ein Beitrag kann also auf gleich zwei Plattformen gepostet werden, wenn sie die gleiche Zielgruppe ansprechen. Das spart auch viel Zeit. Plattformen wie Tiktok sind bei den Zwölf- bis 35-Jährigen besonders beliebt. Hier liegt der Fokus auf Bewegtbildern und es ist wichtig, schnell auf Trends zu reagieren.

Tipps für Social-Media-Anfänger

Was würden Sie einem Augenoptiker raten, der beim Social-Media-Marketing bei null anfängt?
Definieren Sie klare Ziele für Ihre Social-Media- Präsenz: Welche Themen interessieren Ihre Zielgruppe? Welche Botschaften möchten Sie vermitteln? Regelmäßiges Posten ist wichtig und vielfältiger Content. Nutzen Sie verschiedene Formate wie Bilder, Videos, Slideshows und Stories. Zeigen Sie nicht nur Produkte, sondern auch Einblicke hinter die Kulissen, Mitarbeitergeschichten oder interessante Fakten. Interagieren Sie mit Ihrer Zielgruppe, indem Sie auf Kommentare reagieren, stellen Sie Fragen in Ihren Beiträgen und ermutigen Sie Ihre Follower, in Kontakt zu treten. Gezielt Werbung auf den Plattformen zu schalten, kann helfen, die Reichweite zu erhöhen.

Weitere Tipps präsentierten Sie auf der Opti, wo Sie erstmals nicht mehr (nur) auf der Besucher-, sondern auch auf der Referentenseite standen …
Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr aktiv refraktioniere oder Kontaktlinsen anpasse, bleibt meine Verbindung zur Augenoptik fest verankert. Meine Frau, die ein eigenes Optikfachgeschäft in Bielefeld führt, informiert mich zudem immer über aktuelle Entwicklungen in der Branche. Mit meinen Vorträgen will ich Augenoptikern zeigen, wie sie die Sozialen Netzwerke effizient nutzen können, um ihre Marke zu stärken, Kunden zu gewinnen und erfolgreich mit der Community zu interagieren.

Das Gespräch führe Angelika Miller