Augenoptiker besuchten Zentrale in Kopenhagen

Ørgreen Studios: Firmenbesuch mit Genussfaktor

Kopenhagen ist der Sitz von Ørgreen. Wie einst die Stadt war auch das Brillenbrand in den Anfängen ein Geheimtipp. Heute zählt es auf eine weltweite Präsenz, ist innovativ und nahbar. Diese Erfahrung machte jüngst eine Gruppe deutscher Augenoptikerinnen und Augenoptiker bei einem Workshop in den Ørgreen-Studios samt einem Einblick in die Markenwelt und die Kollektionen.
Augenoptiker in der Orgreen Zentrale

Willkommensgruß für die Gäste: Deutsche Augenoptiker und Augenoptikerinnen erhielten an zwei Tagen Einblicke aus erster Hand in die komplexen Design- und Produktionsprozesse der Kollektionen.

Erstveröffentlicht in der DOZ 09I23

Kopenhagen, Nordeuropas größte Metropole, gilt als einer der angesagten Reise-Hotspots: Die Stadt am Øresund entwickelt sich mehr und mehr zur Boomtown in Sachen moderner Architektur, skandinavischer Designkultur und nordischen Lifestyles. Der designgetriebene Brillenhersteller Ørgreen sitzt mittendrin im Stadtteil Christianshavn, umgeben von hippen Cafés, netten Restaurants und Kanälen mit bunten Hausbooten, nur wenige Gehminuten entfernt vom touristisch belebten Kanal Nyhavn. Im ersten Stock empfangen die Ørgreen-Studios die Besucherinnen und Besucher in weitläufigen, hohen Räumen: Loftatmosphäre auf Dänisch, von Tageslicht durchflutet, hell, freundlich. Hygge eben, dänisches Wohlbefinden – auch im Büroalltag.

Hygge, das bekommt man eindrücklich mit, gehört zur dänischen Tradition und Lebensweise und meint die offene, herzliche Atmosphäre, die die Menschen miteinander teilen. Dieses besondere Wohlgefühl bekommen auch die Augenoptikerinnen und Augenoptiker zu spüren, die Mitte Juni aus dem Nordwesten und Süden Deutschlands angereist sind. Sie erwartet ein Eintauchen in die Welt des dänischen Brands, begleitet von einem angenehmen Rahmenprogramm, ganz im Sinne dänischer Gastfreundschaft.

een Studios Eingang

Die Ørgreen- Studios in Kopenhagen: Farben setzen auch bei der Innenausstattung der Räume und des Interieurs Akzente.

Verkaufsmanager Carsten Weinrich sowie Stefanie Jonath und Ulrich Schligten aus dem deutschen Außendienstteam heißen die Gruppe im Showroom willkommen und führen in das zweitägige Programm ein. Auf der Agenda stehen Workshops, Seminare und Vorträge sowie ein Blick in alle Abteilungen, vom Design über die Produktentwicklung bis hin zum Kundenservice, Marketing, Qualitätskontrolle und Versand. „Wir möchten euch unser Unternehmen und das Brand näherbringen, unterhaltsam und informativ. Ihr sollt euch im Ørgreen-Universum zuhause fühlen, untereinander Kontakte knüpfen und das Beste entdecken, was unsere schöne Stadt zu bieten hat!“ Es sei, so Weinrich, der Geist der Community, der das Unternehmen und augenoptische Fachhändler zusammenschweiße: „Happy People“ lautet auch das Leitmotiv, mit dem man regelmäßig ausgesuchte Fachgeschäfte nach Kopenhagen in die Firmenzentrale einlädt, damit sie von dort Informationen, Motivation und positive Energie mitnehmen.

Kreativer Raum für Produktinnovation, Designästhetik und Kundenbetreuung

Laut Marketingchef Giordano Capuano habe sich seit der Covid-Pandemie einiges verändert, brauche es in der Kundenbeziehung und Kundenpflege eine neue Qualität. „Für uns ist sie von grundlegender Bedeutung, es geht uns um die Konzentration auf das gemeinsame Ziel, den Verkauf von Brillen. Das versuchen wir auf eine Weise zu tun, die für unsere Kunden, aber auch für unser eigenes Business effektiv ist.“ Rund vierhundert Fachgeschäfte, respektive mit Chef oder Chefin und einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter, seien allein im vergangenen Jahr in den Ørgreen-Studios zu Besuch gewesen, erklärt Capuano. Gregers Fastrup, Verkaufsleiter und Co-Gründer des Brands, ergänzt: „Wir möchten unsere Kunden unterstützen, damit sie erkennen, wie sie ihr Geschäft optimieren, was sie und wir gemeinsam gut verkaufen können – darauf richten wir den Fokus in der Partnerschaft.“ Kundenpflege und Kundenbeziehungsmanagement sind für die Kopenhagener heute wichtiger denn je: „Unsere Philosophie basiert auf dem Dienst am Augenoptiker. Gemeinsam zu überlegen, wie sie ihren Verkauf gestalten können, damit unsere Brillen rotieren. Dazu gehört unter anderem ein fester Lagerbestand, der es uns ermöglicht, in Europa Brillen binnen 48 Stunden zu liefern“, sagt Capuano.

 Jeff Hesh Riese und Frederic Lassalle

Links: Produktmanager Jeff Hesh Riese erläutert die unterschiedlichen Produktionsprozesse der Metallbrillen. Rechts: Frederic Lassalle erklärt die Schritte bei der Produktion von Acetatbrillen und der 3D-Kollektion „Quantum“. Prototypen für Neuheiten produziere man hausintern, das spare viel Zeit, sagt Lassalle.

Mittlerweile hat Carsten Weinrich mit der Vorstellung der Designabteilung begonnen und übergibt das Wort an Tobias Thomas, Industriedesigner und gelernter Augenoptiker, der seit vier Jahren mit seiner Erfahrung das Team verstärkt. Thomas erläutert die Phasen der Kollektionsentwicklung. „Da stecken wir derzeit mittendrin! Dort sehen Sie die Moodboards mit den Modellentwicklungen für die kommenden Kollektionen“, erklärt er den Gästen. Verständlich! Denn wer länger mit dem Kopenhagener Brand arbeitet, weiß, dass es für dynamische Designs, technische Präzision sowie für seine einzigartige Farbpalette und Farbkombinationen bekannt ist. Ørgreen, das ist Farbe! „Wir werden oft gefragt, woher unsere Inspirationen kommen. Zu designen bedeutet jedenfalls nicht, morgens aufzuwachen und kreativ mit dem Entwerfen und Entwickeln von Brillen zu beginnen!“, betont Frederic Lassalle, der „Head of Design“.

Fünfzig Prozent unserer DNA ist das Design, die anderen fünfzig Prozent die Anwendung von Farbe.

Lassalle gibt einen Einblick in die Grundlagen des Designprozesses, die notwendigen Arbeitsschritte und Phasen, die ein Designprojekt bis zum gewünschten Ergebnis durchläuft. „Wir arbeiten direkt mit dem Vertrieb und dem Managementteam zusammen, das fängt mit der Analyse der Verkäufe an.“ Zahlen seien jedoch nur ein Kriterium, wenn auch ein wichtiges. Mindestens ebenso wichtig sei der Sinn für ein dänisches, ein ästhetisches Design.

Augenoptiker beim Orgreen Workshop

Nahe am Produkt: Während der Workshops erhalten Augenoptikerinnen und Augenoptiker die Gelegenheit, sich mit den Fassungen und der Montage vertraut zu machen.

In einem kurzen Rückblick erinnert Lassalle an die Anfänge des Brillenlabels Ørgreen Optics, das von Henrik Ørgreen, Gregers Fastrup und Sahra Lysell gegründet wurde. Der Auslöser: Sie suchten nach interessanten Brillen, wurden aber nicht fündig und entschlossen sich, selbst Brillen zu kreieren. Im vorigen Jahr feierten sie ihr 25-jähriges Firmenjubiläum. Ihr Ziel: Zeitlos schöne Brillenfassungen für qualitätsbewusste Menschen auf der ganzen Welt zu entwerfen, mit einer guten, einfachen Passform in lebendigen Farben. Ihre Vorstellung hätten sie erfolgreich umgesetzt, resümiert Lassalle, die Marke sei heute international bekannt, ihre Brillendesigns in mehr als fünfzig Ländern weltweit erhältlich. 

Innovatives und weltoffenes Denken

Produziert wird in Japan, einem Land, das für seine Qualität in der Brillenherstellung bekannt ist. Japanischer Herstellungsethos, dänische Designkultur und nicht zuletzt junge Mitarbeiter aus aller Herren Länder – in den Ørgreen-Studios denkt man innovativ und ist weltoffen.

Inneneinreichtung der Ørgreen-Studios

Skandinavisches Wohlfühlambiente in den Ørgreen-Studios.

Der nächste Themenpunkt ist ein besonders wichtiger: Die Farbdesigns und Texturen der Ørgreen-Kollektionen. Sie stammen von Sahra Lysell. „Wir nennen sie unsere ,Mutter der Farben‘“, sagt Lassalle lächelnd. Die Mutter der Farben ist vor kurzem tatsächlich Mutter geworden und bei diesem Workshop nur virtuell anwesend. Ein Video veranschaulicht ihre tägliche Arbeit mit den Farbwelten, Texturen und Mustern für die Kollektionen. „Color is“ erzählt von Lysells persönlichen Erfahrungen, den Inspirationen aus Kunst, Design, Architektur, der Mode und der Natur. „Ich mag Farben in der Natur, wie sie auf uns wirken, wie sie uns energetisch aufladen und glücklich machen, wie Farben uns berühren. Ich mag die Kraft der Farben und dass verschiedene Kulturen eine unterschiedliche Wahrnehmung von Farben haben, ihre Bedeutung für Menschen an unterschiedlichen Orten auf der Welt. Ich liebe Farben, weil sie eine Sprache sind.“ Augenoptikerinnen und Augenoptiker seien jedes Mal beeindruckt, wenn Lysell die Prozesse erläutert, wie die Farbe zur Brille kommt, berichtet Lassalle. „Sarah hat immer auch ein Auge auf die Kosmetik. Das ist kein Zufall, denn die Kosmetikindustrie gibt jährlich Millionen für Markt- und Trendforschung aus, um herauszufinden, welche Farbe man im Gesicht tragen sollte. Und Farben, die im Kosmetikbereich angesagt sind, funktionieren auch bei Brillen.“

"Markenidentität über die Farbe - darin sind wir stark.“

Für alle Kollektionen wird großer Wert auf eine exklusive Farbpalette gelegt. Gerade beim Acetat entstehen durch Laminierung von Acetatplatten zu Blöcken besondere schöne Farbkombinationen aus Volltönen und Transparenzen. Schichtungen und Schnitte brächten die Farbigkeit und Muster hervor, ebenso das Spiel mit Details über die Verbindung von Acetatstücken, erklärt der Chefdesigner. „Wie bei einem Puzzle werden Acetatstücke zusammengesetzt, mittels Druck, Hitze oder mit Aceton zusammengeklebt. Bei den Metallbrillen kommen vor allem Lacke in matten Farben zum Einsatz, die einfach edler und luxuriöser wirken. Wir sind keine Fans ultrapolierter Oberflächen bei Metallfarben.“ Die Farbkonzepte in den Ørgreen-Kollektionen sind bis ins Detail durchdacht. Ob Neonpink oder Neongrün, man habe keine Angst vor starken Farben, vor allem auf der Innenseite der Fassungen darf es „etwas verrückter sein“. Bei den Außenrahmen sei eher Zurückhaltung gefragt, denn eine Fassung muss angenehm zu tragen sein und sollte farblich mit dem Hautton harmonieren, findet Lassalle.

Farbenspektrum von Orgreen

Farbe überall: Farbdesignerin Sahra Lysell holt sich Anregungen von der Kosmetikindustrie, denn Farben, die im Kosmetikbereich angesagt seien, funktionierten auch beim Brillendesign, weiß Lysell.

Verkaufsdirektor Carsten Weinrich bringt das Gesagte noch einmal auf den Punkt: „Wir gehören sicher nicht zu den Herstellern, die die verrücktesten Kreationen auf den Markt bringen. Wir machen Kollektionen, die funktionieren und die im Geschäft des augenoptischen Fachhandels rotieren. Die Herausforderung liegt darin, die Balance zwischen kommerziellen Designs und Modellen zu finden, die einen Überraschungseffekt haben. Da vertrauen wir auf unsere DNA, unsere Markenidentität über die Farbe. Darin sind wir stark.“

Viele Eindrücke und Informationen fließen in diesen zwei Tagen. Das Rahmenprogramm mit einer Kanalfahrt durch Kopenhagen (einschließlich nordischem Regenguss) und die ultimative kulinarische Erfahrung mit dem „Smörrebröd“, dem typischen skandinavischen Sandwich, sowie einem kräftigen Aquavit runden den Firmenbesuch mit Wohlfühlfaktor für die deutschen Augenoptikerinnen und Augenoptiker ab. Vielleicht hatten auch sie, wie ich, ein wenig das Gefühl, es könnte was dran sein, dass die Dänen als die glücklichsten Menschen der Welt gelten.

Fotos: Angela Mrositzki; Ørgreen