Fachverkäufer/in Augenoptik: Das sagen Betriebe und Beteiligte
Eine Fachverkäuferin für Augenoptik berät zur neuen Brille.
„Durch die Ausbildung im Hotelfach hat Ksenia den Servicegedanken stark verinnerlicht“, lobt Christoph Weickert.
Quereinsteigerin bei Weickert Optic, Bonn
Ksenia Zhuravleva (30) kam 2018 als Quereinsteigerin zu Weickert Optic in Bonn. Inzwischen kann sie dort fast wie eine Augenoptik-Gesellin eingesetzt werden.
„Als gelernte Hotelfachfrau wollte ich mich beruflich verändern. Daher ließ ich mich bei der Arbeitsagentur beraten und erkundigte mich nach anderen Jobs mit Service und Kundenkontakt. ,Da hätten wir hier etwas im Bereich Augenoptik für Sie‘ – das war das Stellenangebot von Weickert Optic. Weil es interessant klang, habe ich mir die Homepage angeguckt und war gleich ganz angetan. Nach dem Praktikum war ich mir sicher, dass dies genau das Richtige für mich ist. Herr Weickert hat mir dann zunächst einen Ausbildungsplatz zur Augenoptikerin angeboten. Doch aufgrund meines Alters und weil ich weiterhin schon richtig Geld verdienen musste, kam das für mich nicht in Frage. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich trotzdem eine Chance bekommen habe und möchte hier gern weiter als Fachverkäuferin arbeiten.“
Augenoptikermeister Yves Taubert
Quereinsteiger bei Fielmann
Yves Taubert (46) hat sich bei Fielmann zunächst zum Fachberater qualifiziert. Heute leitet er als Augenoptikermeister die Fielmann-Niederlassung Berlin-Wilmersdorf.
„Schon während meiner ersten Ausbildung zum Koch stand für mich fest, dass ich diesen Beruf aufgrund der Arbeitszeiten und des sozialen Umfelds nicht dauerhaft ausüben möchte. Nach anschließender Bundeswehr und Jobs im Einzelhandel lernte ich durch einen Bekannten die Augenoptik kennen. Zeitgleich schrieb Fielmann Stellen für augenoptische Fachberater in seiner neu eröffnenden Filiale in Garmisch-Partenkirchen aus. Nach erfolgreicher Bewerbung begann ich das Schulungsprogramm und arbeitete zwei Jahre als Fachberater. Die kurze Schulungszeit und die Möglichkeit, schnell beratend tätig zu sein, stützten die Entscheidung. Sehr schnell stand für mich fest, dass ich Karriere im Unternehmen machen will. Fielmann ermöglichte mir eine verkürzte Ausbildung zum Augenoptiker, nach einem Gesellenjahr machte ich meinen Meister in München und wieder ein Jahr später wurde ich Filialleiter. Diese Tätigkeit erfüllt mich sehr – ich bin angekommen.“
Quereinsteiger aus vielen Branchen
Bei den Filialisten Robin Look, Apollo und Mister Spex setzt man ebenfalls auf Quereinsteiger im Team. Dauer und Inhalte der Schulungen sowie Anteile im Verhältnis zu AO-Gesellen und -Meistern fallen dabei je nach Unternehmen unterschiedlich aus. „Wer einen grundsätzlichen Dienstleistungsgedanken in sich trägt, der ist bei uns richtig“, sagt Manuela Opitz, Leitung Training & Schulung bei der Robin Look GmbH. „Den fachlichen Teil bekommen wir mit unserem Trainerteam prima hin. Mal geht dies sehr schnell, mal mit etwas mehr Zeitinvestition.“ Die Quereinsteiger kämen hier vor allem aus Bereichen wie Callcenter, Catering/Events, Gastronomie,Touristik, Bekleidung, Buchhandel und Landwirtschaft. Der Anteil der Fachverkäufer liege im Unternehmen bei etwa 20 Prozent. Näheres zu den Voraussetzungen und Konditionen ist entsprechenden Stelleninseraten auf der zugehörigen Homepage zu entnehmen. Großen Wert legt man ab dem ersten Tagauf die anatomische und optische Brillenanpassung. „Da wird geübt, bis die Daumen schmerzen und die Methode Viktorin sitzt“, betont Manuela Opitz. Auch weitere augenoptische Themen würden geschult, soweit es für die Kundenberatung Sinn mache.
Fachverkäufer Philipp Pollack
Quereinsteiger bei Robin Look
Philipp Pollack (29) Fachverkäufer für Augenoptik in der Robin-Look-Filiale Gelsenkirchen-Buer:
„Ursprünglich habe ich eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei einer großen Tankstelle mit Convenience- Shop absolviert und war dann eine Zeit lang in diesem Bereich selbstständig. Anschließend habe ich einige Jahre im Büro bei der Bayer AG verbracht und mich dann entschieden, wieder in den Verkauf zu wechseln. Mein Interesse am Modischen bei Brillen hat mich motiviert, online nach Stellen in der Augenoptik zu schauen. Robin Look kannte ich damals noch nicht. Mir fiel die Stellenanzeige durch das junge, frische Design und die unübliche Ausdrucksweise auf. So habe ich mich beworben und ruckzuck hatte ich eine neue berufliche Perspektive. Ich möchte sehr gern im Unternehmen bleiben und mich hier so weit wie möglich fortbilden – gerne bis zum Augenoptikermeister.“
Filialleiter Andreas Leis
Quereinsteiger bei Apollo
Andreas Leis (33) leitet heute die Apollo-Filiale in Trier
„Bevor ich mich 2014 als Verkaufsberater bei Apollo beworben habe, habe ich eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann erfolgreich abgeschlossen und in diesem Beruf zunächst gearbeitet. Als Brillenträger hatte ich ein verstärktes Interesse an dem Themenfeld Augenoptik. Daher konnte ich mich für die Tätigkeit als Verkaufsberater sehr begeistern und dank Apollo schon viele meiner persönlichen Ziele erreichen. Einer Ausbildung zum Augenoptiker folgte der Besuch der Meisterschule in Diez. Nebenbei habe ich auf Stundenbasis in der Filiale gearbeitet. Ein internes Traineeprogramm hat mich dann fit gemacht hat für meine erste Führungsaufgabe. Und die wurde mir dann auch sofort angeboten: Filialeiter in meiner Filiale in Trier. Darauf aufbauend wäre jetzt beispielsweise eine Position als Regionalleitung möglich.“
Angehende Fachverkäuferin Nicole Gruber
Quereinsteigerin in Weiterbildung
Nicole Gruber (34), Teilnehmerin der Weiterbildung zum/zur Fachverkäufer/ in Augenoptik beim bfw – Unternehmen für Bildung:
„Als gelernte Konditorin habe ich mich für den Kurs entschieden, weil ich etwas Neues lernen wollte. In meinem Alter und mit drei Kindern musste ich etwas finden, dass ich mit diesen Zeiten verbinden konnte.Zudem war ich nun viel zu lange aus meinem gelernten Job raus, ohne je eine Anstellung in diesem bekommen zu haben. Ich wollte eine neue Ausbildung. Mein Sachbearbeiter bei der Arbeitsagentur sagte mir: Wenn sie einen wirklich praktischen Beruf ausüben wollen, habe ich hier den Kurs zur Fachverkäuferin für Augenoptik für sie. Ich war zunächst skeptisch, da ich mit Augenoptik nie etwas zu tun hatte, aber auch neugierig. Und der Kurs hat mein Leben verändert! Doch dabei wollte ich es nicht belassen. Nun bin ich im dritten Lehrjahr zur Augenoptikerin. Ich fühle mich wohl und werde auch hoffentlich noch viele Jahre bleiben. Schon während des Kurses zur Fachverkäuferin habe ich schnell gemerkt, dass ich viel Freude daran habe.“
Die Weiterbildung als Umschulung
Wer sich für den Quereinstieg entscheidet, kann ihn auch als Umschulung bei einer Bildungseinrichtung durchlaufen. So bietet etwa das bfw – Unternehmen für Bildung in Karlsruhe die Weiterbildung zum/ zur Fachverkäufer/in Augenoptik an. Sie dauert dort sechs Monate, wovon vier Monate auf die Vermittlung von Fachkenntnissen über das Auge und Sehhilfen sowie eine Schulung für Beratung und Verkauf entfallen. Ergänzend dazu ist ein zweimonatiges Praktikum in einem Augenoptiker-Geschäft vorgesehen. Einer der Kooperationspartner ist Apollo, es gibt aber auch andere Praxispartner. „An der Weiterbildung zum Fachverkäufer kann jeder teilnehmen“, sagt Katharina Beez, Fachbereichsleiterin Fachverkäufer für Augenoptik und Dozentin an der bfw-Meisterschule Augenoptik. „Vorkenntnisse in der Augenoptik sind nicht erforderlich.“ Durchstarten – das können Quereinsteiger offenbar auch ohne Rakete.
Autorin: Christine Lendt