Wir riefen Auszubildende, und es kamen Menschen

"Denkfabrik Augenoptik": Schüler treffen auf Geschäftsinhaber

„2030 werden Headhunter vor den Schultoren stehen, um die guten Schüler möglichst früh als Azubis unter Vertrag zu nehmen“, haben die Zukunftsforscher vom Thinktank 2b ahead einmal prophezeit. Ganz so weit ist es noch nicht, doch die „Denkfabrik Augenoptik“ engagierte Ende vorigen Jahres immerhin neun Realschüler quasi vom Pausenhof weg, um bei ihrer Tagung in Münster Zielgruppenforschung am lebenden Objekt betreiben zu können. Ob das gemeint ist wenn es immer heißt, die „Generation Z“ wolle dort abgeholt werden, wo sie steht?
Denkfabrik Augenoptik

Zielgruppenforschung am lebenden Projekt: Die "Denkfabrik Augenoptik“ initiierte ein Treffen zwischen Ü50ern und der „Generation Z".

© DOZ / Tom Theilig

Erstveröffentlicht in der DOZ 01I24

Da sitzen sie nun im Halbkreis vor der Meute der Geschäftsinhaberinnen und Geschäftsinhaber, neun Schülerinnen und Schüler der Ernst-Immel-Realschule aus Marl und müssen gleichermaßen prüfende Blicke wie Fragen ertragen. Aber sie haben es ja nicht anders gewollt, denn die jungen Leute sind angetreten, den Teilnehmenden an der „Denkfabrik Augenoptik“ zu beweisen, dass sie so ganz anders ticken, als die Ü50er von der „Generation Z“ meinen zu wissen. Dafür beantworten die 14- und 15-Jährigen Fragen wie „Könntest Du Dir vorstellen, jeden Morgen pünktlich um 8 Uhr zur Arbeit zu erscheinen?“, „Welche Eigenschaften erwartest Du von Deinem Arbeitgeber?“ oder „Was würdest Du gerne während Deiner Ausbildung verdienen?“ Es geht also ans Eingemachte.

Vorab haben Hans-Wilm Sternemann und Detlef Göttlich als Initiatoren der Denkfabrik anhand von Zahlen des Statistischen Bundesamts und des ZVA eindringlich darauf hingewiesen, dass der Augenoptik in den kommenden zehn Jahren 5.750 Mitarbeiter allein durch den demografischen Wandel verloren gehen werden: 15.700 „Augenoptik-Rentnern“ stehen in diesem Zeitraum nur knapp 10.000 Berufseinsteiger gegenüber. Wer sich als Geschäftsinhaber zur Teilnahme an der Tagung Ende November in Münster entschieden hat, hat zumindest schon einmal begriffen, dass er selbst aktiv werden muss, um nicht irgendwann ins Loch der „Arbeiterlosigkeit“ (Sternemann) zu fallen. Und bei der Suche nach Auszubildenden möglicherweise sogar in fremde Welten wird eintauchen, sich mit Klischees und Vorurteilen gegenüber einer sehr jungen Zielgruppe wird auseinandersetzen und Forschungsreisen zu manchmal extraterrestrisch anmutenden Wesen wird antreten müssen - mit einem Wort „to boldly go where no optician has gone before“.

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