Quartalszahlen

Fielmann: Umsatz wächst zwei-, Gewinn sogar dreistellig, aber…

Die Fielmann-Gruppe hat ihr Ergebnis des zweiten Quartals sowie des ersten Halbjahrs 2021 veröffentlicht. Dabei gab es eine aus Sicht des Unternehmens positive Entwicklung in allen relevanten Märkten. Im Vergleich zum durch Corona beeinträchtigten Vorjahr, habe man beim Umsatz zweistellig, beim Ergebnis sogar dreistellig zulegen können. Ordnet man diese Zahlen jedoch genau ein, bleibt ein großes „Aber“.
Fielmann Filiale
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So stieg im zweiten Quartal der Außenumsatz um 56 Prozent auf 474,9 Millionen Euro (2020: 305,3 Millionen Euro), der Konzernumsatz um 60 Prozent auf 407,7 Millionen Euro (Vorjahr: 255,6 Millionen Euro). Der Gewinn vor Steuern belief sich somit in den Monaten April bis Juni auf 54,2 Millionen Euro und lag damit satte 173 Prozent über Vorjahresniveau (19,9 Millionen Euro), der Nachsteuergewinn liegt bei 36,0 Millionen Euro (2020: 13,7 Millionen Euro; Plus 163 %).
Auch für das gesamte erste Halbjahr legte die Fielmann-Gruppe deutlich zu. Der Außenumsatz stieg um 29 Prozent auf 919,8 Millionen Euro (2020: 712,7 Millionen Euro), der Konzernumsatz ebenfalls um 29 Prozent auf 789,6 Millionen Euro (610,6 Millionen Euro). Der Vorsteuergewinn kletterte um 156 Prozent auf 96,0 Millionen Euro (37,5 Millionen Euro), der Gewinn nach Steuern legte um 150 Prozent zu und erreichte 64,5 Millionen Euro (25,8 Millionen Euro).

Bei genauem Hinsehen steht ein Minus

Zwar machte sich das Zusammenspiel aus steigenden Impfquoten, sinkenden Coronavirus-Inzidenzen und dem kontinuierlichen Rollout der Omnichannel-Plattform (siehe DOZ 06|2021) positiv bemerkbar, zur Wahrheit aber gehört auch, dass nach der Übernahme der spanischen Optikerkette Óptica & Audiología Universitaria erstmals auch der Markt auf der iberischen Halbinsel ins Ergebnis einfloss. So entfielen 52,9 Millionen Euro des Konzernumsatzes 2021 auf Óptica & Audiología Universitaria. Vergleicht man vor diesem Hintergrund die Zahlen des ersten Halbjahres 2021 mit denen von 2019 (Konzernumsatz: 758,2 Millionen Euro) und rechnet dann noch den erst im September 2019 erfolgten Markteintritt in Slowenien (Optika Clarus) sowie die Expansion in Italien heraus, ergibt sich schon ein anderes Bild. Zwar liegt man dennoch über dem Niveau von 2020, ist allerdings noch deutlich unter dem Ergebnis aus 2019. Dies belegt auch ein Blick allein auf den Konzernumsatz in Deutschland. Lag dieser 2019 noch bei 640,3 Millionen Euro, beläuft er sich 2021 auf 611,8 Millionen Euro – ein Minus von knapp 4,5 Prozent. Damit hinkt Fielmann dem Trend der mittelständischen Augenoptikerinnen und Augenoptiker hinterher – und zeigt auf, dass Letztere besser durch die Pandemie kommen. Laut aktueller Erfa-light Statistik des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) lag der kumulierte Brillenoptikumsatz um 5,5 Prozentpunkte über dem 2019er Niveau.
 

Weniger Gewinn pro Filiale

Die fortschreitende Expansion Fielmanns hat zwar dazu geführt, dass Umsatz und Gewinn nach dem Einbruch im vergangenen Jahr wieder nach oben tendieren, die Rentabilität der einzelnen Märkte (die sich nicht immer mit dem deutschen Markt vergleichen lassen) als auch der Filialen aber sicher noch Luft nach oben lässt. Zum 30. Juni 2021 betreibt Fielmann 885 Niederlassungen (Vorjahr: 779), davon 298 mit Hörakustikstudio (Vorjahr: 212), auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stieg auf 21.427 (Vorjahr: 19.972). Zahlen, die sicherlich auch den Gewinn entsprechend gedrückt haben. Dieser lag 2019 nach Steuern bei 89,2 Millionen Euro, 2021 nun, wie oben bereits erwähnt, bei lediglich 64,5 Millionen Euro. Rechnet man diesen Gewinn nun auf die einzelnen Niederlassungen in ganz Europa herunter, kann dieser 2019 in den ersten sechs Monaten im Schnitt mit rund 120.000 Euro pro Filiale beziffert werden, 2021 sind es im Schnitt nur noch rund 73.000 Euro.

Expansionsstrategie wird fortgesetzt

Nichtsdestotrotz setzt Fielmann seine Expansionsstrategie fort. Mit einem Onlineshop und einer Niederlassung in Prag ist im ersten Halbjahr mit Tschechien der 16. Markt hinzugekommen. Außerdem werden jährlich im Zuge der Vision 2025 über 100 Millionen Euro in die Ausweitung der Omnichannel-Plattform, mit den drei Schlüsseltechnologien, der Online-Anprobe (Fielmann Fit), der Online-Zentrierung (Fielmann Focus) und der Online-Refraktion (Fielmann Vision), investiert und der Rollout digitaler Vertriebskanäle in weiteren Ländern und Neueröffnungen von europaweit 45 augenoptischen Fachgeschäften vorbereitet.

Für das Gesamtjahr erhofft sich Fielmann, ohne weitere Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, einen Außenumsatz von mehr als 1,9 Milliarden Euro, einen Konzernumsatz von 1,7 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Steuern von mehr als 200 Millionen Euro.