Schiedsgerichtverfahren

EssilorLuxottica vs. GrandVision: Urteil gefallen

Vor dem Hintergrund der Corona-Krise haben EssilorLuxottica und GrandVision vor einem Schiedsgericht über die Bedingungen der geplanten Übernahme gestritten. Nun gab das Gericht sein Urteil bekannt.
Justitia

EssilorLuxottica will Berufung einlegen gegen das Gerichtsurteil.

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Gericht Justitia

EssilorLuxottica prüft derzeit seine geplante Übernahmeoption des niederländischen Filialisten GrandVision für 7,3 Milliarden Euro, nachdem ein Schiedsgerichtsurteil den Vertragsausstieg erleichtert hat. Das gab der französisch-italienische Konzern in einer Mitteilung bekannt. Das von GrandVision eingeleitete Schiedsgericht urteilte, dass EssilorLuxottica die Option hat, die Übernahme des Filialisten zu widerrufen, da „wesentliche Verstöße“ gegen die Verpflichtungen vorliegen, so EssiLux.

 

EssilorLuxottica „prüft seine Optionen“

Falls der Konzern aus dem Übernahmedeal aussteigt, wäre das Unternehmen zu einer Abfindungszahlung in Höhe von 400 Millionen Euro verpflichtet gewesen. Diese Klausel ist durch die neue Gerichtsentscheidung bedeutungslos: EssilorLuxottica kann nun aus dem Vertrag aussteigen, ohne die zuvor festgelegte Strafgebühr zahlen zu müssen. Der Branchenprimus „prüft (derzeit) seine Optionen“ und wird seine Entscheidung zu gegebener Zeit bekannt geben, teilte das Unternehmen am Montag mit. GrandVision auf der anderen Seite zeigte sich unterdessen vom Gerichtsentscheid „enttäuscht“: „Während des gesamten Prozesses hat das Unternehmen die Transaktion voll unterstützt“, hieß es aus den Niederlanden. Unterdessen wurde bekannt, dass sich EssilorLuxottica am Apollo-Optik-Rivalen Mister Spex beteiligen will. Der Berliner Omnichannel-Optiker teilte am Dienstag mit, der Brillenkonzern werde bei seinem Börsengang Aktien für 50 Millionen Euro zeichnen (die DOZ berichtete).

Der Streit zwischen beiden Parteien zieht sich nun schon seit vielen Monaten. EssilorLuxottica hatte im vergangenen Jahr rechtliche Schritte gegen Grandvision eingeleitet. Der Konzern wollte mit juristischen Mitteln erfahren, wie der Filialist während der Corona-Krise seine Geschäfte geführt hat. Der französisch-italienische Konzern hatte vor einem Bezirksgericht in Rotterdam Klage eingereicht, da die Niederländer auf mehrere Informationsanfragen nicht reagiert hatten. Im April dieses Jahres entschied das Gericht, auch im Berufungsverfahren, zu Gunsten von GrandVision und wies die Klage von EssilorLuxottica zur Einsicht von Unternehmensunterlagen zurück. Schon vor dem Urteil in Rotterdam hatte GrandVision im August letzten Jahres ein Schiedsverfahren gegen EssiLux eingeleitet.

Neuverhandlung des Deals?

Während des Schiedsverfahren begann EssilorLuxottica damit, den Verkauf der augenoptischen Fachgeschäfte in Italien, den Niederlanden und Belgien voranzutreiben, um die kartellrechtlichen Anforderungen der EU für die Übernahme zu erfüllen (die DOZ berichtete).

Obwohl EssiLux im März den Segen der EU für die Transaktion und erst kürzlich aus der Türkei die letzte behördliche Genehmigung erhalten hat, überdenkt der Konzern nun nochmals die Übernahme des Filialisten. „EssilorLuxottica hat in diesem Prozess nun eine stärkere Position und die Option aus dem Deal auszusteigen“, erklärte Piral Dadhania, Analyst der kanadischen Bank RBC, laut der Nachrichtenagentur Bloomberg in einer Studie. Eine Neuverhandlung des Deals sei das wahrscheinlichste Ergebnis, sagte er.