Übernahmestreit

EssilorLuxottica überdenkt angeblich den GrandVision-Deal

EssilorLuxottica wägt scheinbar den vereinbarten Sieben-Milliarden-Deal mit GrandVision aufgrund rechtlicher und pandemischer Bedenken ab. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Quellen, die mit der Sachlage vertraut sind. So sei der französisch-italienische Konzern zunehmend besorgt über die Art und Weise, wie die Coronakrise das Geschäft von GrandVision beeinflusst habe. Zudem stieg während der Pandemie der Onlinehandel von EssiLux stark an. Das hat die Übernahme des Augenoptik-Filialisten für das Unternehmen weniger attraktiv gemacht, berichtet die Nachrichtenagentur unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Apollo Optik Store

Zum niederländischen Brillen-Filialisten GrandVision gehören auch die gut 800 Apollo-Filialen in Deutschland.

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Update 15.12., 12.40 Uhr

Während der Umsatz der Gruppe in den ersten neun Monaten des Jahres um etwa ein Fünftel zurückging, stieg der Online-Umsatz um 40 Prozent auf einen Rekordwert von 878 Millionen Euro. „Die Gerüchte bezüglich der Bedenken zur Übernahme von GrandVision sind nicht korrekt. EssilorLuxottica ist weiterhin fest entschlossen, die Akquisition abzuschließen“, erklärte ein Sprecher von EssilorLuxottica. Ein Repräsentant von GrandVision sagte gegenüber Bloomberg, dass das Unternehmen weiterhin an die strategische Bedeutung der Transaktion glaubt und mit dem Käufer auf einen erfolgreichen Abschluss hinarbeiten wird, lehnte aber einen weiteren Kommentar ab.

Die bisherige juristische Auseinandersetzung mit GrandVision habe dazu geführt, dass EssilorLuxottica seine Optionen überdenkt, einschließlich einer Neuverhandlung des Preises oder sogar dem Ausstieg aus der Transaktion, so Bloomberg. Gemäß den Vertragsbedingungen könnte EssilorLuxottica für eine Abbruchgebühr in Höhe von 400 Millionen Euro haftbar gemacht werden.

EU verlangt von EssilorLuxottica Zugeständnisse für GrandVision-Kauf

Jede Drohung, die Übernahme zu überdenken, könnte Druck auf den Eigentümer von GrandVision, HAL, ausüben, um anderen Bedingungen zuzustimmen. Die Beratungen dauern an und es wurden noch keine Entscheidungen getroffen, da die Unternehmen daran arbeiten, die behördlichen Genehmigungen für das Geschäft zu erhalten, so die Quellen. Derzeit prüft die europäische Wettbewerbsbehörde die Übernahme. Nach Medienberichten soll EssilorLuxottica bei seiner geplanten Übernahme Zugeständnisse machen. Nach dem Willen der EU-Kommission soll EssiLux in Italien und anderen EU-Ländern Filialen verkaufen, um eine Genehmigung für den Zukauf zu bekommen (die DOZ berichtete).

Die Übernahme des niederländischen Unternehmens GrandVision sollte dazu beitragen, die Dominanz von EssilorLuxottica auf dem globalen Brillenmarkt mit Hilfe eines Netzwerks aus mehr als 7.000 Geschäften in über 40 Ländern zu zementieren. Die Beziehungen zwischen beiden Unternehmen sind jedoch seit der Zustimmung zu dieser Transaktion zusehends abgekühlt.

Der Glas- und Fassungskonzern hat im Juli ein Gerichtsverfahren gegen GrandVision eingeleitet, um Informationen darüber zu erhalten, wie das Unternehmen sein Geschäft in der Krise geführt hat. Der französisch-italienische Konzern sagte, das Übernahmeunternehmen habe es versäumt, die geforderten Details nach wiederholten Aufforderungen zu liefern. Doch das Bezirksgericht in Rotterdam hat die Forderungen nach Offenlegung von Informationen sowohl von GrandVision als auch vom Mehrheitseigner HAL im August abgelehnt.

Anmerkung der Red.: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass ein Vertreter von EssilorLuxottica eine Stellungnahme ablehnt.