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AKTUELL

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DOZ

06 | 2015

In der Einladung zur Bilanz-Pressekonferenz ließ der Branchenprimus Fielmann

das Entscheidende bereits verlauten: Positives gebe es zu berichten, hieß es aus

Hamburg. Absatz, Umsatz und Gewinn seien gesteigert worden und für 2015

erwarte der Konzern eine (weitere) Ausweitung seiner Marktanteile. So weit nichts

Neues, diese Information hatte der börsennotierte Großfilialist in den vergangenen

Jahren bereits recht ähnlich verkündet.

Ohnehin ähneln sich die Abläufe und

Verlautbarungen der letzten Jahre, zum

Leidwesen der inhabergeführten Augen-

optikbetriebe und der Innungsaugenopti-

ker. Deren und die gesamten Branchen-

zahlen hatte der Zentralverband der

Augenoptiker (ZVA) einige Tage vor Fiel-

mann preisgegeben, so dass der Vor-

standsvorsitzende Günther Fielmann am

28. April in der Konzernzentrale an der

Waterkant lediglich sein Manuskript und

die zuständige Presseabteilung nur ei-

nige Folien seiner Powerpoint-Präsenta-

tion anpassen musste. Fielmanns Zahlen

hörten sich nicht nur besser an, sie sahen

auch grafisch in Kuchendiagramme und

Tabellen gepackt besser aus als jene der

restlichen Branche. Der Marktführer ver-

kaufte 2014 demnach 7,6 Millionen

Brillen, das sind 300.000 mehr als im

Jahr zuvor. Der Außenumsatz stieg von

1,35 Milliarden Euro im Vorjahr auf

1,43 Milliarden Euro, was einem Plus von

5,8 Prozent entspricht. Der Gewinn klet-

terte um satte 14,6 Prozent auf 162,8 Mil-

lionen Euro (142 Millionen Euro im Vor-

jahr). „Das sind erneut die besten Zahlen,

die Fielmann jemals erreicht hat“, sagt

der Chef nicht ohne Stolz.

Rosige

Zukunftsaussichten

Die für die Hamburger positive Entwick-

lung wird sich vermutlich auch in der

nahen Zukunft nicht ändern, denn die

aktuellen Auswertungen für das erste

Quartal 2015 lassen auf die Fortsetzung

der norddeutschen Erfolgsgeschichte

schließen: 1,87 Millionen Brillen gab

Fielmann ab, der Außenumsatz erhöhte

sich von 361,5 Millionen auf 373,3 Millio-

nen Euro und der Gewinn legte in Form

des Quartalsüberschusses um zwei Mil-

lionen auf 44,5 Millionen Euro zu. „Un-

sere Erwartungen haben sich wieder

erfüllt, wir sind zuversichtlich, unsere

Marktposition auszubauen. Wir werden

in diesem Jahr unseren Absatz, unseren

Umsatz und unseren Gewinn weiter stei-

gern“, setzte Günther Fielmann rechts

neben seinem Finanzvorstand Georg

Alexander Zeiss sitzend seine Botschaft

an die Mitbewerber ab.

Aufmerksame Journalisten hatten

diese Erkenntnis bereits in der Vergan-

genheit gewonnen, denn die Entwicklung

ist bekannt und die neuen Fielmann-Zah-

len bestätigen sie. Der Konzernchef hat

offenbar zunehmend Mühe, die für Fiel-

mann erfreulichen Nachrichten aus der

Zentrale interessant an die Medienver-

treter zu übermitteln. Während der Bi-

lanzpressekonferenz ging er streng nach

Manuskript vor und ließ wiederholt die

TV-Werbespots zur Untermalung ein-

spielen. Das ließ die meisten der anwe-

senden Gäste dieses Mal unbeeindruckt –

schließlich gab es noch zwei andere The-

men, die unter den Nägeln bannten. So

ging auch die Fielmann-Pressekonferenz

nicht ohne die Frage nach den Umsatz-

zahlen der Onlinehändler zu Ende; dieses

ließ den Vorstandsvorsitzenden nicht

die Fassung verlieren, auch wenn seine

Antwort in freier Rede zumindest einen

Gemütszustand erkennen ließ. Nein, on-

line ließe sich nach wie vor keine Brille

verkaufen, noch nicht, erklärte Fielmann

aufs Neue.

„Jederzeit in der Lage –

wenn nötig“

Die beiden Gastgeber – Günther Fiel-

mann und Georg Alexander Zeiss - koket-

tierten zwar damit, dass der Konzern

jederzeit wenn nötig ins Onlinegeschäft

einsteigen könnte. Doch warum sollte

dieses bei einem Durchschnittsumsatz

einer Filiale in Deutschland von 1,9 Mil-

lionen Euro nötig sein? Keine Auskunft

gab es zum Dauerthema „Nachfolge“,

Fielmann weigerte sich, einen Termin für

seinen Abtritt vom Chefposten und eine

Position für seinen Sohn zu nennen:

„Marc wird eine Führungsposition ein-

nehmen, irgendwann. Noch ist die Zeit

nicht gekommen, auch auf seinen eige-

nen Wunsch hin“, ließ sich der Mittsieb-

ziger ein wenig in die Karten schauen.

Dass Dr. Bastian Körber in den Vor-

stand gerückt ist, blieb eine Randnotiz.

Seine Vertriebsaufgaben seien gleich ge-

blieben, so Fielmann. Dass die Kontakt-

linsen-App für den einfachen Nachkauf

für Bestandskunden in Österreich erfolg-

reich getestet wurde und in Deutschland

alsbald auf den Markt gebracht werden

soll, regte hingegen zu Nachfragen an.

Ja, in der Kontaktlinsenoptik wittert der

Platzhirsch noch Potenzial für zusätzli-

ches Wachstum – die Mitbewerber könn-

ten dieses möglicherweise als Warnung

auffassen.

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DOZ

„Es gibt Positives zu berichten“

Wenig Neues vom Branchenprimus – gerade deswegen

sollten die Mitbewerber gewarnt sein

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