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AKTUELL

12

DOZ

03 | 2015

Was man in der Branche schon lange

vermutet hat, ist nun Realität gewor-

den. In der Schweiz gründete sich ein

neuer Berufsverband, der Augenoptik

Verband Schweiz (AOVS), der die „big

five“ Filialisten Fielmann, Koch Optik,

Marc-Etienne Berdoz, McOptik und

Visilab vereinigt. Diese Unternehmen

kritisierten den politischen und stra-

tegischen Kurs des Schweizerischen

Optiker Verbandes (SOV) schon länger

und setzen nun zur Gegenoffensive an.

Ziel ist es, das Ausbildungskonzept für

Augenoptiker zu modernisieren und

den Zugang für ausländische Fach-

kräfte für den stark reglementierten

Schweizer Arbeitsmarkt zu vereinfa-

chen. Dies ist nicht ganz uneigennüt-

zig. Der SOV steht der neuen Situation

relativ gelassen gegenüber und sieht

den Import billiger ausländischer Ar-

beitskräfte als primäres Ziel des AOVS.

Es rumorte ganz schön, als Ende

Januar Post des AOVS in die

Geschäfte der Schweizer Augenoptiker

flatterte. Für Brancheninsider war es nur

eine Frage der Zeit, dass die Gründung

dieses Verbandes Realität wurde. Schon

zu lange versuchten die „big five“ erfolg-

los Einfluss auf die Politik des SOV zu

nehmen. Spätestens seit 2011, nach Ein-

führung der neuen Reglementierung

zur Berufsausübungsbewilligung (nach

ECOO-Standard) bekamen die Mitglieder

des AOVS ein seriöses Problem. Der tro-

ckene Arbeitsmarkt führt immer mehr

dazu, dass der Bedarf an qualifiziertem

Personal massive Engpässe hervorruft

somit natürlich die Expansionsstrategie

der Filialisten ausbremst. Dies betrifft

aber nicht nur die Filialisten. Die ganze

Branche ist davon betroffen. Die hohe

Aussteigerrate aus dem nicht mehr sehr

attraktiven Beruf Augenoptiker und die

zu wenig zur Verfügung stehenden

Bachelor B. Sc. (nach ECOO-Standard)

führten auch schon bei manchem un-

abhängigen Fachgeschäft zu Bauch-

schmerzen.

Die Politik des SOV, welcher ein Ar-

beitgeberverband ist, sorgt schon länger

für Gerede. Schon bei der Generalver-

Schweizerische Muskelspiele

Der AOVS und seine Ziele

Friedrich Grimm, Geschäftsführer

Koch Optik (23 Filialen), zeichnet als

Präsident des AOVS. In einem Interview

stand er Rede und Antwort zu den Zielen

des AOVS.

Marcel Zischler: Was waren die primä-

ren Beweggründe, den AOVS ins Leben

zu rufen?

Friedrich Grimm: Hauptgrund war,

dass wir bisher von allen berufspoliti-

schen Aktivitäten ausgeschlossen waren,

da wir ja nicht SOV-Mitglied sind. Wir

möchten aber vertreten sein. Es gab in

der Vergangenheit Gespräche mit dem

SOV über einen möglichen Beitritt, die

blieben aber erfolglos. Es war nun an der

Zeit aktiv zu werden und einen eigenen

Verband zu gründen.

MZ: Was waren die Hürden einer mögli-

chen Zusammenarbeit mit dem SOV?

FG: Es hängt vor allem am SOV. Aus

unserer Sicht wäre es nötig gewesen,

dass dort Statuten geändert werden

müssten, um uns aufzunehmen. Es war

ja auch zum Beispiel so, dass Koch Optik

1999 aus dem Verband ausgeschlossen

wurde, nachdem die Firma von Visilab

übernommen wurde. Weiter hätte natür-

lich auch bei einer Aufnahme über die

Stimmrechte gesprochen werden müs-

sen. Die Frage stellt sich, ob eine Firma

mit wenigen Mitarbeitern gleich viele

Stimmrechte haben soll, wie eine Firma

mit vielen Mitarbeitern? Wir bekamen

keine konkreten Signale seitens des SOV,

dass Bereitschaft besteht die Statuten in

diesem Sinn zu überarbeiten und wie

lange das dauern würde. Es war für uns

nun an der Zeit, selbst aktiv zu werden.

MZ: Wenn sich die „big five“, die nor-

malerweise scharfe Konkurrenten sind,

an einen Tisch setzen, um einen eignen

Verband zu gründen, ist das sicher eine

Aussage, die für sich steht.

FG: Es ist richtig, wir sind alles Markt-

teilnehmer, Wettbewerber. Wir haben

aber alle das gleiche Problem und uns al-

len ist die Branche als Ganzes wichtig.

Der AOVS ist kein Verband nur für Filial-

unternehmen, sondern es ist ein Verband

für Augenoptiker, für die Branche. Wir

sind also offen für alle Augenoptiker-

geschäfte, egal welcher Größe, die die

gleichen Interessen vertreten wie wir.

Wir sehen uns mit massiven Veränderun-

gen des Arbeitsmarktes konfrontiert und

das haben wir alle gleich gesehen. Somit

war der Findungsprozess nicht sonder-

lich schwierig.

MZ: In Ihrer Pressemitteilung steht:

Hauptziel des AOVS Augenoptik Ver-

bandes Schweiz ist eine zukunftsge-

richtete Gestaltung der Aus- und Wei-

terbildung auf allen Stufen. Der AOVS

will mit einem bedürfnisgerechten Aus-

und Weiterbildungskonzept in der

Branche dafür sorgen, dass die Augen-

optik gestärkt wird und die Branche

auch morgen über genügend, bestens

ausgebildete Fachkräfte verfügt. Der

SOV-Präsident wirft dem AOVS vor,

dass dessen einziger Existenzgrund,

der „Import“ billiger Arbeitskräfte aus

dem Ausland sei. Ihre Stellungnahme

dazu.

FG: Also, wenn wir ausschließlich aus

dem Ausland Leute importieren möch-

ten, müssten wir uns ja nicht um die Aus-

und Weiterbildung in der Schweiz bemü-

hen. Somit ist die Aussage von Herrn

Stebler nicht richtig. Im Gegenteil, wir

Friedrich Grimm