Einblendung virtueller Inhalte

Snap präsentiert AR-Brille

Schneller als Apple und Google: Die Macher der Foto-App „Snapchat“ haben als erste in der Tech-Branche eine alltagstaugliche Spezialbrille vorgestellt, mit der sich digitale Inhalte ins Blickfeld der Trägerinnen und Träger einblenden lassen.
Neue AR-Brille von Snapchat

Erweiterte Realität – mit der neuen Spezialbrille ist Snap derzeit Vorreiter im Bereich Smartglasses.

© Snap

Google entwickelt seit 2013 die Google Glass. Apple hatte 2018 Akonia übernommen. Das Startup arbeitet ebenfalls an leichten Gläsern für AR-Brillen. Auch Facebook will noch in diesem Jahr eine AR-Brille veröffentlichen und kooperiert dafür mit EssilorLuxottica (die DOZ berichtete).

Die Brille „Spectacles“ vom Snapchat-Mutterkonzern „Snap“ blendet die virtuellen Objekte zugleich nur in einen eingeschränkten Teil des Blickfelds ein. Sie ist zunächst nur für von Snap ausgewählte Nutzer verfügbar und wird nicht zum Kauf angeboten. Die Brille von Snap wiegt 134 Gramm und hat mehrere Kameras, Mikrofone und Lautsprecher. Aktuell reicht eine Batterieladung für rund 30 Minuten. Details zum Preis wurden nicht bekannt gegeben.

Snap übernimmt Waveoptic

„Eines der Dinge, die wir an Spectacles so überzeugend finden, ist, dass sie eine natürlichere Art des Umgangs mit Computern ermöglicht. Oftmals zerstören zusätzliche Geräte an Händen oder Füßen die Illusion oder das Gefühl, dass man nahtlos mit der Welt interagiert“, erklärte Evan Spiegel, Gründer und CEO von Snap, der Financial Times. „Wir konzentrieren uns viel mehr darauf, die Technologie in der Spectacles selbst zu nutzen, um zu vermeiden, dass die Leute weitere Geräte tragen müssen.“

Spiegel lehnte es ab, einen genaueren Zeitplan für seine AR-Brille zu nennen, sagte aber: „Bis es ein wirklich weit verbreitetes Verbraucherprodukt ist, dauert es wahrscheinlich noch ein Jahrzehnt.“ Zudem soll der Konzern für über eine halbe Milliarde Dollar das britische Unternehmen Waveoptics gekauft haben, wie das Technikportal „The Verge“ berichtete. Das Technologieunternehmen stellt Spezialdisplays für AR-Brillen her und entwickelte auch die Displays der neuen Spectacles. Es sei der bisher größte Deal in der Geschichte von Snap. Das untermauert die Ambitionen des Unternehmens im Bereich der AR-Brillen.

Smartglasses von Bosch

Die ursprüngliche Version der Spectacles – eine Sonnenbrille mit eingebauter Kamera zum Aufnehmen und Teilen von Videos – wurde 2016 auf den Markt gebracht, konnte sich aber nicht durchsetzen. Im Jahr 2017 schrieb das Unternehmen fast 40 Millionen Dollar an unverkauftem Spectacles-Bestand und Komponenten ab. Danach schien sich der Konzern mehr auf die Monetisierung seines Kerngeschäfts mit sozialen Medien und Messaging zu konzentrieren, indem es sein Werbeangebot ausbaute und Influencer und Publisher auf die Snapchat-Plattform lockte.

Auf der Technik-Messe CES stellte Anfang 2020 auch der deutsche Technologiekonzern Bosch den Prototypen einer leichten und schlanken AR-Brille vor, in der zum Beispiel Routen-Anweisungen oder Chat-Nachrichten angezeigt werden können (mehr dazu in der DOZ 09|2020).