Rosig, so waren die Zeiten damals im vergangenen Jahrhundert, als die Augenoptik – vor Blüms Reform – noch zu den krankenkassensubventionierten Naturschutzgebieten gehörte. Als das bloße Eröffnen eines Augenoptik-Fachgeschäfts in einem x-beliebigen Ort bereits Garantie dafür war, innerhalb kürzester Zeit zu den Bestverdienern zu gehören … Aktuell dagegen geisterten bereits vor Corona Schlagzeilen durch die Fachpresse wie „Eyes + more: mit 60 Millionen Euro auf Expansionskurs“.
Der ZVA ließ sich Anfang 2020 zu einer Studie hinreißen, die sich mit den Veränderungen der Vertriebsstrukturen in der Augenoptik befasst und baute die Ergebnisse in seinen Branchenbericht 2019/20 ein. Und selbst die Deutsche Handwerkszeitung DHZ führte im September beim Thema „Trend zu Großbetrieben“ als erstes Beispiel die Augenoptik an. Das klingt für mich als Otto-Normal-Optiker nicht gerade ermutigend.
War es damals nur „GüFie“, der die Gemüter der traditionellen Optikerschaft erhitzte, kommen heute ganze Geschwader von finanzstarken Investoren daher und stecken ihr Geld in Augenoptik-Ketten. Das sollte doch wohl selbst den letzten friedlich vor sich hin wurschtelnden Augenoptiker wachrütteln. Eyes + more, brillen.de, Robin Look, McOptik, Mister Spex, Pro Optik, … echt „krass“! Wohin soll das alles noch führen?
Als wäre das nicht schon genug, plant der neu konstruierte Brillen- und Gläser-Multi EssilorLuxottica offenbar, die Weltherrschaft im Brillenmarkt zu übernehmen. Oder wie anders soll der Tradi den möglichen Milliarden-Deal mit Grand Vision deuten (DOZ 09/20)? Will EssilorLuxottica etwa mit Hilfe von Apollo, McOptik, Visilab & Co. direkt an unsere Kunden verkaufen? Profitabel wäre es allemal, uns Augenoptiker in der Wertschöpfungskette auszusparen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann nennt man das heutzutage „Vertikalisierung“. Früher hätte man „Direktvertrieb“ dazu gesagt – und jeder hätte gewusst, was gemeint ist. Derzeit prüfen die europäischen Hüter des Lichts, – sorry, des Wettbewerbsrechts – wie eine solche Elefantenhochzeit den Optikmarkt beeinflussen würde. Mögen die Macht mit uns Klein-Optikern sein!