Wer vorab plant, kann erstaunlich viel erledigen

Opti-Besuch: Wie bereitet sich ein Augenoptiker auf die Messe vor?

Wie bereitet sich ein Augenoptiker als Besucher auf Deutschlands größte augenoptische Messe vor? Dass die Planung viel Zeit in Anspruch nimmt, findet Roman Seliger nicht. Der Augenoptikermeister und Inhaber der „OptikMeisterei“ aus Pfaffenhofen an der Ilm sieht seiner inzwischen elften Opti mit entspannter Vorfreude entgegen.
Opti Stand Andy Wolf
© DOZ / Julia Malcher

Erstveröffentlicht in der DOZ 01I24

Für Roman Seliger ist die Opti keinesfalls Neuland. Er hat die Messe bereits zehn Mal besucht. In dieser Zeit hat er die Perspektiven des Ausstellers, des Außendienstmitarbeiters (gleichzeitig Aussteller) und des Besuchers erlebt. Seit zwei Jahren ist er mit seinem Geschäft „Die OptikMeisterei“ in Pfaffenhofen an der Ilm (Bayern) selbstständig. Inzwischen verfügt er über zwei Läden, ein dritter befindet sich im Aufbau. Mit insgesamt sieben Mitarbeitern seines zwölfköpfigen Teams wird er die diesjährige Opti besuchen.

Als Aussteller besuchte Seliger die Opti als Außendienstmitarbeiter der Michael Pachleitner Group (MPG). Während er in dieser Position nicht viel von den Vorbereitungen seines Arbeitgebers mitbekam, sieht das als Besucher schon anders aus, sagt er. Als selbstständiger Augenoptiker mit mittlerweile zwei Standorten und einem dritten in Planung „überlege ich mir vorher, wonach ich Ausschau halten will“. Während das Kerngeschäft in Pfaffenhofen stattfindet, sollen die anderen beiden Geschäfte ländlichere Orte mit weniger Einwohnern abdecken. Was die Auswahl an Fassungen angeht, gebe es Unterschiede, erklärt Seliger. So gebe es aktuell zwischen den Standorten nur eine Kollektionsüberschneidung, und zwar Esprit. „Die läuft bei uns in der Stadt eigentlich am schlechtesten“, sagt Seliger. Unterschiedliche, die es auch bei der Auswahl der Fassungen auf der Opti zu berücksichtigen gilt. Auf der anderen Seite auch die Chance, die Resonanz auf die eingekauften Brillen in den jeweiligen Geschäften zu testen.

Die Qual der Wahl

Für seinen neuen Standort, den er von einem anderen Augenoptiker übernommen hat, plant Seliger die bisherigen Kernlinien vorerst beizubehalten. Entsprechend hat er sich eine Liste mit Unternehmen zusammengestellt, denen er einen Besuch abstatten möchte. Ansonsten sind er und sein Team aktuell eher auf der Suchen nach Indenpendent Labeln und Newcomern. Zwar hat er mit den großen Anbietern wie Eschenbach und EssilorLuxottica gute Erfahrungen in puncto Service gemacht, seinen Kunden möchte er doch lieber etwas außerhalb der Norm anbieten. Zudem finde er die Art und Weise der Präsentation bei den kleineren Herstellern auf der Messe spannender. Hier könne man sich die Fassungen selbst aufsetzen und auch einmal näher anschauen.

Roman Seliger

Disziplin ist alles: „Ich war erstaunt, wie gut man einen Messebesuch tatsächlich vorab planen kann“, sagt Roman Seliger, der einmal neun von zehn Terminen schaffte, die er sich für den Tag vorgenommen hatte.

© privat

Was die Planung angeht, kennt Seliger ebenfalls beide Seiten: die spontane und die strukturierte. 2023 gingen ein Kollege und er ganz entspannt über das Messegelände. Zuvor hatte Seliger sich drei Aussteller herausgesucht, die er spontan besuchte. Für die Opti 2022 hatte er sich dagegen einen Stundenplan geschrieben: Für jede Stunde einen Termin bei einem bestimmten Aussteller, gepaar mit einem Thema, worüber er mit den Herstellern sprechen wollte. Von den zehn Ständen, die sich Seliger vorgenommen hatte, schaffte er immerhin neun. „Das war recht effektiv“, sagt Seliger. Gelegentlich hätte er Pause gemacht oder sich länger als eine Stunde unterhalten. „Insgesamt war ich aber erstaunt, wie gut man das tatsächlich planen kann.“

Messeplan: Wege mitdenken

Dafür müsse man sich allerdings vorher die Zeit nehmen, erklärt der Bayer. Immerhin sei das Messegelände ebenso groß wie die Auswahl an Herstellern: „Man sollte sich also vorher überlegen, zu welchen Herstellern man hingehen möchte und sich idealerweise auch einmal den Messeplan anschauen.“ Die Wege zwischen den einzelnen Hallen müsse man mitbedenken.

Aber führt das Abarbeiten eines Plans nicht dazu, dass man keine Zeit hat, Newcomer zu entdecken?
Seliger hat diese Erfahrung nicht gemacht. „Das erste Erscheinungsbild ist natürlich der Stand“, gibt er zu. „Wenn ein Stand nicht einladend aussieht, werde ich mir auch die Fassungen nicht anschauen. Aber wenn der erste Eindruck passt und man sich kurz unterhält, bleibt man auch mal länger stehen.“ Wobei er auf der Messe nichts kaufen will. Vielmehr lässt er den Blick schweifen und holt sich an manchen Ständen Inspiration und Namen, auf die er womöglich später noch einmal zurückkommen kann.

„Den Einheitsbrei dürfen die Kunden gern bei den Ketten kaufen“

Roman Seliger, Augenoptikermeister

Die Kreativität der Stände ist Seligers Meinung nach auch etwas, das eher die kleinen Hersteller betrifft. Die großen Stände wie MPG hätten in den vergangenen Jahren immer ein ähnliches Konzept aufgewiesen und gelegentlich mal den Hingucker gewechselt. „Die kleinen Stände hingegen müssen viel mehr tun, um optisch aufzufallen und aus der Masse herauszustechen.“ Seliger gibt zu, dass auch ihm eher kreative und bunte Stände ins Auge fallen. Dasselbe gilt für die Fassungen. So halte er für seine Geschäfte Ausschau nach auffälligeren Brillen mit breiten Rändern, die es eben nicht an jeder Ecke gibt. „Den Einheitsbrei dürfen die Kunden gern bei den Ketten kaufen“, sagt er.

Opti als Teamerlebnis und inoffizielles Klassentreffen

Auch für die diesjährigen Opti hat Seliger ein paar Termine für sein ganzes Team ausgemacht. So will er mit den Mitarbeitenden die Kernlieferanten seines ersten Standorts besuchen, damit seine Beschäftigten einmal selbst sehen können, wer und was hinter welchem Firmennamen steht. Da kann ein Standbesuch auch schnell zu einer Teambuilding-Maßnahme werden. So erhielt Seliger unter anderem eine Einladung der britischen Brillenmanufaktur Tom Davis, um gemeinsam mit seinem Team an einem kleinen Workshop zum Thema Brillendesign teilzunehmen. „Da wir keinerlei Berührungspunkte mit Design haben, stelle ich mir das für alle spannend vor“, sagt Seliger. Immerhin sähen seine Mitarbeiter und er tagein, tagaus immer nur das Endprodukt.

„Trotz aller Termine und Teambuildings sollte man die Opti übrigens auch nutzen, um alte Kontakte beispielsweise aus der Berufsschulzeit wiederzusehen“, meint Seliger. Diese Kollegen treffe man weder auf der Silmo in Paris noch auf der Mido in Mailand: „Die Opti ist die einfachste Möglichkeit, sich mit vielen dieser Kollegen auf einmal zu verabreden.“