Neue Schwellenwerte zur Myopievorhersage bei Schulkindern

In der Studie wurden Sehschärfeuntersuchungen, Refraktionsscreenings und Augenachsenuntersuchungen vorgenommen, um die Daten zu erheben.
Eine neue Studie aus Peking, China, hat wichtige Referenzwerte zur Vorhersage von Myopie bei Kindern anhand der Augenachsenlänge (Axial Length, AL) geliefert. Die Untersuchung an 2.388 Schulkindern im Alter von 7 bis 18 Jahren zeigt, dass Kinder mit einer AL oberhalb bestimmter Schwellenwerte ein deutlich erhöhtes Risiko haben, kurzsichtig zu werden. Insgesamt lag die Myopierate in der untersuchten Gruppe bei 51,47 Prozent. Die Auswertung ergab, dass die Vorhersagekraft der AL für Myopie mit einem AUC-Wert von 0,73 als gut einzuschätzen ist. Besonders auffällig war der Unterschied zwischen Kindern mit einer AL von mindestens 23,92 mm im Vergleich zu solchen mit kürzerer AL: Erstere wiesen eine signifikant höhere Rate an Myopie auf (χ²=661,14, p < 0,01).
Die Forscher bestimmten spezifische Schwellenwerte je nach Altersgruppe. Für Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren lag der kritische Wert bei 23,67 mm, bei 13- bis 15-Jährigen bei 23,92 mm und bei 16- bis 18-Jährigen bei 24,42 mm. Kinder mit einem AL über diesen Schwellenwerten hatten ein 4,41-fach höheres Risiko für Myopie als Altersgenossen mit kürzerer AL (OR = 4,41, 95 % KI = 3,88–5,01). Auch geschlechtsspezifische Unterschiede wurden festgestellt: Jungen hatten mit durchschnittlich 24,27 mm eine längere AL als Mädchen mit durchschnittlich 23,71 mm. Entsprechend lag das Myopierisiko bei Jungen mit einer AL über dem geschlechtsspezifischen Schwellenwert 5,58-mal höher als bei Jungen mit einer kürzeren AL (OR = 5,58, 95 % KI = 4,93–6,33).
wertvolle Grundlage für frühzeitige Identifikation
Die Untersuchung basiert auf umfassenden Datenerhebungen, darunter Sehschärfemessungen, Refraktionsscreenings und Augenachsenvermessungen an insgesamt 4.776 Augen von Schülern aus acht Schulen in einem bestimmten Stadtteil Pekings. Mithilfe von Receiver-Operating-Characteristic-Kurven (ROC) und logistischen Regressionsanalysen konnte der Zusammenhang zwischen AL und Myopie deutlich belegt werden. Die Forscher fanden zudem eine signifikante Korrelation zwischen der sphärischen Refraktion (SE) und der Achsenlänge (Spearman-Korrelationskoeffizient, p < 0,01). Mit zunehmendem Alter zeigte sich außerdem ein stetiger Anstieg der AL, wobei der Unterschied zwischen den Altersgruppen statistisch signifikant war.
Die Studienergebnisse liefern eine wertvolle Grundlage für die frühzeitige Identifikation von Kindern mit erhöhtem Myopierisiko. Durch die Einführung alters- und geschlechtsspezifischer AL-Schwellenwerte könnten Augenärzte und Augenoptikerinnen gezielter screenen und präventiv eingreifen. Damit stellt die Studie einen bedeutenden Schritt zur Verbesserung der Myopieprävention im Kindes- und Jugendalter dar und könnte zukünftig auch zur Gestaltung von bevölkerungsweiten Vorsorgeprogrammen beitragen.