Bilanz 2020

Fielmann zieht es nach Tschechien

Im Rahmen ihrer Bilanzpressekonferenz hat die Fielmann AG ihre Ziele für das aktuelle Jahr und darüber hinaus bekannt gegeben. So wird der Filialist im Laufe der kommenden Wochen in Tschechien seine ersten Geschäfte eröffnen und somit einen weiteren Markt in Zentraleuropa erschließen.
Marc Fielmann

Vorstandsvorsitzender Marc Fielmann will mit der Fielmann AG in den tschechischen Markt einsteigen.

© Frank Siemers

Tschechien ist umgeben von Ländern, in denen Fielmann bereits jetzt aktiv ist. Daher ist es ein logischer Schritt. Der Markt ist bisher sehr fragmentiert. Die Preise ähneln denen in Deutschland, auf der anderen Seite aber ist die Kaufkraft deutlich geringer wie hierzulande“, sagt der Vorstandsvorsitzende Marc Fielmann. In diesem Jahr wird man mit fünf Filialen starten, bis 2025 soll das Netz auf 20 Niederlassungen ausgebaut werden. Außerdem verfolge man weiter das Ziel, in jedem Jahr in einen weiteren Markt einzutreten. Als „interessant“ nannten Marc Fielmann dabei Frankreich, dieses Land stünde schon länger auf der Agenda der Hamburger. Im vergangenen Jahr war Fielmann durch den Kauf von 80 Prozent der Anteile der Optikerkette Óptica & Audiología Universitaria in den spanischen Markt eingestiegen und will die derzeit 80 Filialen auf lange Sicht auf rund 200 ausbauen, 2019 hatte man Slowenien erschlossen und erhofft sich hier in den kommenden Jahren einen Absatzanteil von bis zu 50 Prozent.

Fielmann will Online-Brillenverkauf vorantreiben

Vorangetrieben hat Fielmann im vergangenen Jahr auch seine Omnichannel-Strategie. Dabei setzt der Filialist auf Entwicklungen in allen relevanten Schlüsseltechnologien, die für den Kauf eine Brille online notwendig sind. Mit dem „Fielmann Finder“, der bereits jetzt im Einsatz ist, wird das Gesicht biometrisch vermessen und dem Kunden auf dieser Grundlage eine für ihn passende (Sonnen-)Brille angeboten. Seit April steht (vorerst nur) Fielmann Kunden auch „Fielmann Focus“ zur Verfügung. Nach einer Testphase kann über diese Technologie die Zentrierung vorgenommen werden.

Mit „Fielmann Vision“ soll nun auch die Refraktion über die Fielmann-App in Angriff genommen werden. Grundlage bietet dabei die sogenannten Foto-Refraktion, die unter Zunahme von künstlicher Intelligenz zu einem Ergebnis führen soll, das gleich dem in einer der Fielmann-Filialen ist. Die Testphase dieser letzten Schlüsseltechnologie hat mit ausgewählten Bestandskunden begonnen, nach erfolgreichem Abschluss steht die gesamte Technologie dann auch Neukundinnen zur Verfügung. Langfristig erhofft sich Fielmann einen E-Commerce-Umsatz durch die „Online-Brille“ von rund zehn Prozent am Gesamtumsatz – nimmt man Kontaktlinsen und Sonnenbrillen dazu sogar 20 Prozent. Bisher wurden in die Entwicklung der Online-Messtechnologien mehr als 15 Millionen Euro investiert und 24 Patente direkt oder indirekt angemeldet. „Mittelfristig wollen wir unsere Technologien der gesamten Branche zur Verfügung stellen“, gab der Vorstandsvorsitzende bekannt.

Minus bei Absatz, Umsatz und Gewinn

Auch wenn Fielmann bedingt durch die Coronakrise wie fast die gesamte Branche ein Minus in fast allen Bereichen verkraften musste, sei man dennoch vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen. Der Brillenabsatz brach um Minus 12,2 Prozent ein, der Außenumsatz um 7,6 Prozent und der Konzernumsatz um sechs Prozent. Noch deutlicher wurden die Verluste beim Gewinn, der vor Steuern um 78,3 Millionen auf 175,5 Millionen Euro einbrach (- 30,9 Prozent), nach Steuern sogar um 31,9 Prozent auf 120,8 Millionen Euro. „Dieser Verlust ist aber fast ausschließlich auf das erste Halbjahr zurückzuführen. Wir haben diesen Rückgang bewusste in Kauf genommen, um die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter zu sichern“, so Marc Fielmann. So habe der Filialist das Gehalt seiner Angestellten während der angemeldeten Kurzarbeit auf 100 Prozent aufgestockt.

Doch es gab auch erfreuliche Zahlen aus Sicht der Hamburger. Das Hörakustik-Geschäft zog weiter an und verzeichnete ein Umsatzplus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf jetzt 91 Millionen Euro. Bis 2025 soll der Umsatz in diesem Bereich weiter stark steigen auf 150 Millionen Euro. Auch die ersten drei Monate des aktuellen Jahres liefen trotz Lockdown und Einschränkungen „erstaunlich erfreulich“: Der Brillenabsatz stieg um 9,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz lag dabei nicht nur über dem Niveau des Vorjahres sondern sogar über dem Vorkrisen-Niveau von 2019. Allerdings muss bei der Bewertung dieser Zahlen auch die deutlich vergrößerte Filialstruktur durch die Zunahme der Märkte in Slowenien und Spanien sowie den Ausbau in Italien miteinbezogen werden.

Einen ausführlichen Bericht zu den Zahlen und Visionen von Fielmann lesen Sie in der kommenden Juni-Ausgabe der DOZ.