Fielmann Kolloquium zu UV-Strahlung und Augengesundheit

Priv.-Doz. Dr. Marc Wittlich vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung in Sankt Augustin, Dr. Christian Lappe, Director Scientific Affairs and Technical Communication der Zeiss Vision Care in Aalen und Prof. Dr. Vinodh Kakkassery, Chefarzt der Augenklinik am Klinikum Chemnitz, (v.l.) waren die drei Referenten beim 65. Fielmann Kolloquium.
Die Schäden, die UV-Strahlung an der Haut und am Auge bewirken kann, reichen von kurzfristigen Irritationen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen. Auch wenn die Folgen der UV-Strahlung in Ländern, die näher am Äquator liegen, höher sei, spiele sie auch in unseren Breitengraden eine große und zunehmende Rolle, erklärte Priv.-Doz. Dr. Marc Wittlich, Diplom-Physiker und stellvertretender Direktor und Abteilungsleiter „Unfallprävention: Digitalisierung – Technologien“ am Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung in Sankt Augustin bei seinem Vortrag im Rahmen des 65. Fielmann-Kolloquiums. Ob UV-Strahlung gefährlich sei oder nicht, hänge von der Dosis ab. Diese sammele der Organismus in einem Lebenszeitkonto. Dass der Mensch immer älter werde, erhöhe das Risiko, dass sich die Exposition irgendwann einmal schädlich auswirke. Die direkten Auswirkungen eines Zuviel an UV-Exposition zeigen sich in Form von Pigmentierung, Rötung und Sonnenbrand. Sonnenallergie und phototoxische Reaktionen wie frühzeitige Hautalterung und Hautkrebs können langfristig induziert werden, so Wittlich.
UV-assoziierte Erkrankungen am Auge
UV-Schäden können neben der Haut auch das Auge betreffen, vor allem den vorderen Augenabschnitt. UV-Schäden der Netzhaut seien eher selten. Als wichtigste UV-assoziierte Erkrankungen nannte Prof. Dr. Vinodh Kakkassery, Chefarzt der Augenklinik am Klinikum Chemnitz, die weißen Hautkrebsarten Basalzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome. Man gehe derzeit davon aus, dass ein Basalzellkarzinom in erster Linie durch UV-Schäden, die vor dem 20. Lebensjahr erworben werden, begünstigt werde. Am Auge betreffen sie vor allem die Lider und die Konjunktiva. Da Basalzellkarzinome in der Regel nicht metastasieren, seien sie durch vollständige Exzision mit Sicherheitsabstand gut therapierbar. Plattenepithelkarzinome seien seltener als Basalzellkarzinome. Das Risiko zu erkranken, steige mit der kummulativen UV-Lebenszeitdosis. Der aggressivste Tumor des Auges sei das glücklicherweise selten vorkommende Bindehaut-Melanom. Der typische klinische Befund weise solide Pigmentierungen auf, die zur Gewährleistung einer autarken Versorgung ein eigenes Gefäßnetz ausbilden. Melanome infiltrieren schnell in die umliegenden Gewebe. Beim Verdacht auf Vorliegen eines Melanoms sei eine histopathologische Untersuchung des Gewebes unabdingbar. Die Exzision des betroffenen Gewebes müsse sicher und vollständig erfolgen. Bestrahlung und Systemtherapie seien im Anschluss an den chirurgischen Eingriff zwingend erforderlich.
Schutz durch Brillengläser
Brillengläser schützen nicht nur das Auge selbst, sondern auch das die Augen umgebende Gewebe. Heutzutage weisen sowohl Sonnenschutzgläser als auch klare Brillengläser einen UV-Schutz ab einer Kante von 380 oder 400 nm auf. Das bedeutet, Brillengläser transmittieren kein Licht unterhalb dieser Schwelle, erklärte Christian Lappe, Director Scientific Affairs and Technical Communication der Zeiss Vision Care in Aalen. Für die Entwicklung von Brillengläsern müssen Hersteller überlegen, welche Risikofaktoren für die Augengesundheit bestehen und welcher Schutz durch Brillengläser gewährleistet werden könne und solle. Das höchste cancerogene Risiko hat Strahlung im Bereich des Übergangs von UV-A zu UV-B, bei etwa 320 nm. Im Bereich von 380 bis 400 nm bestehe ein Risiko für nicht-cancerogene Zellschäden, wie lichtbedingte Alterung. Diese sei abhängig von der Expositionsdauer und kummuliere über die Lebenszeit. Diese Faktoren liefern gute Argumente für die Absorption von Strahlung unterhalb von 400 nm. Aufgrund technischer Möglichkeiten sei dies zunächst für Sonnenbrillengläser umgesetzt worden. Die Absorptionseigenschaften der Brillengläser werden durch die Zugabe von Monomeren erreicht, die die UV-Energie im Brillenglas absorbieren und diese über mechanische Schwingungen abbauen. Diese Monomere haben den Brillengläsern einen farbigen Akzent gegeben. Bei Sonnenbrillengläsern, die ohnehin getönt waren, sei diese Eigenschaft nicht aufgefallen. Heute gebe es moderne Absorber, die die Farbe des Brillenglases nicht mehr verändern.
Blaues Licht und Sehkomfort
Neben UV-Strahlung könne hochenergetisches blaues Licht zu photochemischen Veränderungen an der Netzhaut führen (vgl. zum Thema Blaues Licht auch unsere Artikel in der DOZ 07I24, 09|24 und 11I24). Inwieweit kurzwelliges Licht die Entstehung einer altersabhängigen Makuladegeneration oder die Entwicklung einer frühzeitigen Katarakt begünstige, sei laut Lappe derzeit wissenschaftlich noch nicht sicher prognostizierbar. Der Einsatz von Blaulichtfiltern zum Schutz vor einer schädigenden Wirkung von Monitoren sei nicht haltbar. Die Strahlungsintensität von Displays liege weit unter der für das Auge schädlichen Schwelle, betonte Lappe zum Ende seines Vortrages deutlich. Sicher sei jedoch, dass sich Blaulichtfilter positiv auf den Sehkomfort auswirken und visuellem Diskomfort und digitalem Augenstress entgegenwirken können. Blaulichtfilter seien weniger medizinisch indiziert, als im Bereich des Life-Style-Sektors zu finden.
Nächstes Kolloquium zu Low Vision
Das 66. Kolloquium der Fielmann Akademie Schloss Plön findet am 25. Juni 2025 zum Thema Low Vision statt. Referieren werden dann unter anderem Frank Wersich, Augenoptikermeister und Optometrist sowie Geschäftsführer von drei Optikfachgeschäften in Baden-Baden, Andreas Polzer, Augenoptikermeister und Inhaber von Besser Sehen Landshut, Laura Stürzbecher, Optometristin und seit 2024 als Patient Journey Manager bei Samsara Vision tätig, sowie Ute Hölscher. Sie arbeitet aktuell als Rehabilitationsfachkraft für blinde und sehbehinderte Menschen mit Schwerpunkt Orientierung und Mobilität (O&M) und ist als Expertin des Senior Expert Service (Bonn) für das Learning Center for Visually Impaired in Siem Reap, Kambodscha, tätig.