Halbjahresbilanz

Fielmann blickt mit Sorge auf das Marktumfeld

Belastetes Konsumklima, Kosteninflation: durch die Corona-Pandemie, den andauernden Krieg in der Ukraine, das hohe Inflationsniveau sowie steigende Zinsen blickt der Vorstand der Fielmann-Gruppe mit Sorge in die Zukunft. Auf der Hauptversammlung will man strategische Initiativen vorlegen, die die Profitabilität kurz- und langfristig steigern sollen.
Fielmann Schriftzug
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In normalen Jahren birgt eine Hauptversammlung bei Fielmann wenig Zündstoff – gerade dann, wenn sie virtuell und nicht in Präsenz stattfindet. In diesem Jahr aber dürfte es entscheidende Neuerungen im Vergleich zur Bilanzpressekonferenz von vor wenigen Wochen geben. Schließlich bewegt sich Fielmann, bedingt durch den Krieg in der Ukraine, die Coronavirus-Pandemie, das hohe Inflationsniveau und die steigenden Zinsen in einer Umsatzentwicklung, die nur dem pessimistischen Szenario der im Geschäftsbericht 2021 dargestellten Prognose entspricht. Konkret bedeutet dies: der Konzernumsatz soll bei 1,8 Milliarden Euro liegen (Vorjahr: 1,68 Mrd. Euro), der Gewinn vor Steuern sinkt von 209,7 Millionen (2021) auf 190 Millionen Euro. „Um die starke Umsatzentwicklung fortzusetzen und die EBT-Marge gemäß unserer Vision 2025 auf mindestens 16 Prozent zu steigern, ergreift der Vorstand der Fielmann-Gruppe Maßnahmen. Auf unserer Hauptversammlung am 14. Juli werden wir über unsere strategischen Initiativen berichten, die unsere Profitabilität kurz- und mittelfristig steigern werden“, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung.

Profitabilität überproportional belastet

Mit der Vision 2025 hatte Fielmann ein jährliches Umsatzwachstum von fünf Prozent durch Digitalisierung und Internationalisierung angestrebt. Dieses Ziel wurde in allen Jahren erreicht und das Wachstum soll auch in diesem Jahr fortgesetzt werden. Gemäß der jüngsten Prognose aus Hamburg wird der vorläufige Außenumsatz inklusive Mehrwertsteuer und Bestandsveränderungen im ersten Halbjahr 2022 rund 989 Millionen Euro betragen (+8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum), der Konzernumsatz rund 851 Millionen Euro (Vorjahr: 789,6 Mio. Euro). Während dieses Umsatzwachstum im Einklang mit der Vision 2025 stünde, sei auch Kostenstruktur im Jahr 2022 auf ein dynamischeres Wachstum ausgelegt. Dadurch wurde die Profitabilität überproportional belastet: Für das erste Halbjahr 2022 erwartet Fielmann ein Ergebnis von rund 89 Millionen Euro (Vorjahr: 96 Mio. Euro). Dies entspricht einer EBT-Marge von 10,4 Prozent. 

Mit Blick auf die wesentlichen Warengruppen verzeichnet der Branchenprimus bei Korrektionsbrillen und Hörsystemen im ersten Halbjahr jeweils ein einstelliges Wachstum, während Sonnenbrillen und Kontaktlinsen von der Entwicklung der Omnichannel-Plattform profitiert hätten und im Vergleich zum Vorjahr jeweils um deutlich mehr als 20 Prozent gewachsen sind. Da Kontaktlinsen und Sonnenbrillen jedoch niedrigere Margen aufweisen, wirke sich der veränderte Produktmix mit rund 13 Millionen Euro negativ auf den Rohertrag der Gruppe aus.

Marc Fielmann, CEO der Fielmann-Gruppe, erfreut gerade der Fortschritt im E-Commerce: „In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 steigerte die Fielmann-Gruppe die Zahl der europaweit versendeten Pakete auf mehr als 640.000, das ist ein Wachstum von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr.“

Fielmann erhöht Gehälter in mehreren Märkten

Nichtsdestotrotz hat sich das anfangs erwähnte Marktumfeld negativ auf die Umsätze ausgewirkt. Dennoch wolle Fielmann den Einsatz und das Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würdigen. „Um dem Fachkräftemangel in der Augenoptik und Hörakustik zu begegnen, haben wir in mehreren Märkten die Gehälter erhöht und angepasst. Dies führte im ersten Halbjahr 2022 über alle Funktionen hinweg zu einem zusätzlichen Personalaufwand von rund 22 Millionen Euro.“ Welche Märkte hier genau betroffen sind, wurde nicht im Detail kommuniziert.

Dafür legte Fielmann in der Bilanz des ersten Halbjahres nochmal einen besonderen Blick auf die Ukraine. Allen 269 ukrainischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei eine Arbeitsplatzgarantie ausgesprochen worden, auch die Gehälter wurden in vollem Maße weitergezahlt. Zum 30. Juni seien 35 der 36 Niederlassungen in der Ukraine wieder geöffnet, viele hätten bereits wieder das Geschäftsniveau von vor der Krise erreicht. Für alle ukrainischen Geflüchteten führten Fielmann und Zeiss zudem eine dreimonatige Solidaritätsaktion durch: Mehr als 80.000 Ukrainer erhielten in Fielmann-Niederlassungen eine individuell angepasste, kostenlose Brille. Zeiss übernahm die Kosten der Brillengläser, Fielmann stellte die Fassungen, die Beratung und den Service.