Berufsbildungsbericht: Weniger Azubis und Absolventen, aber neue Chancen

Laut des neuen Berufsbildungsberichts 2025 des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) ist die Zahl der Auszubildenden seit dem Allzeithoch in 2020 um rund 15 Prozent gesunken. Das entspricht einem Gesamtminus von 15,2 % (1.166 weniger Auszubildende) seit dem ersten Corona-Jahr. Als Gründe nennt der Bericht unter anderem den demografischen Wandel, gestiegene schulische Anforderungen und die zunehmende Konkurrenz durch akademische Bildungswege. Gleichzeitig erreicht die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze einen neuen Höchststand: Im Jahr 2023 blieben rund 25 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze unbesetzt, was vor allem an einem Mangel an geeigneten Bewerbern lag. So blieben rund ein Viertel aller angebotenen Ausbildungsplätze zuletzt unbesetzt. Eine enge Begleitung durch feste Ansprechpartner, realistische Einblicke in den Beruf und eine zeitgemäße Ausbildungskultur seien hier laut ZVA entscheidend. „Natürlich gibt es auch einzelne Kritikpunkte – etwa bei den Arbeitszeiten oder bei der Betreuungssituation – die vielfach bis zur vorzeitigen Lösung eines Ausbildungsvertrages führen und die wir ernst nehmen und aktiv angehen müssen“, heißt es im Vorwort des Berichts von Rainer Hankiewicz als Vorsitzenden des ZVA-Berufsbildungsausschusses.
Die Suche nach geeigneten Fachkräften bzw. nach Mitarbeitern steht aktuell an zweiter Stelle bei den aktuell größten Herausforderungen – hinter der Bürokratiebelastung. Fachleute über eine selbst durchgeführte Ausbildung zu gewinnen, bleibt dabei der „Königsweg“, denn von 3.000 begonnen Verträgen möchten später nur 666 tatsächlich als Geselle im Augenoptikbetrieb arbeiten, wie die folgende Grafik zeigt.

Studium (weiter) attraktiver als Ausbildung
Die Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt nehmen aber nicht allein in der Augenoptik zu. Denn zum Stichtag 30.September 2024 waren bundesweit noch 70.400 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, während gleichzeitig noch ähnlich viele Stellen unbesetzt blieben. Ein Problem ist die weiterhin sinkende Attraktivität der dualen Ausbildung. Immer mehr junge Menschen bevorzugen ein Studium gegenüber einer handwerklichen Ausbildung, was zu einem Nachwuchsmangel in vielen Berufen führt.
Rückgang bei den Absolventenzahlen
Im Jahr 2024 wurden 2.088 Gesellenprüfungen durchgeführt, 1.734 davon mit Erfolg. Damit standen dem Arbeitsmarkt im Jahr 2024 damit jedoch 390 Gesellen weniger zur Verfügung als noch zwei Jahre davor. Laut ZVA werde sich der Trend zu weniger Absolventinnen und Absolventen in den kommenden Jahren fortsetzen.
Die berufliche Fortbildung sei von dieser Entwicklung im Nachgang ebenfalls betroffen, wenn auch mit Verzögerung. In den vergangenen Jahren gab es eine stabile Zahl von Meistern und Hochschulabsolventen, die den Bedarf in der Branche zumindest theoretisch deckte, meint der Verband. Jedoch sei in Zukunft auch bei den Teilnehmer- und Absolventenzahlen bei Meistern, staatlich geprüften Augenoptikern und Bachelor-Absolventen mit einem Rückgang zu rechnen.

Der Bericht hebt aber auch die positiven Entwicklungschancen in der Augenoptik hervor – vom Meistertitel über den Bachelor Professional bis hin zum Optometristen. Digitale Fortbildungsformate machen das Lernen flexibel und zukunftssicher. „Unsere jungen Gesellen, etwa bei der Deutschen Meisterschaft im Augenoptikerhandwerk, berichten regelmäßig begeistert davon, wie sie Menschen tagtäglich zu gutem Sehen verhelfen, wie abwechslungsreich ihre Aufgaben sind und wie klar ihre Zukunftspläne: Viele streben im Anschluss an die Gesellenprüfung zeitnah den Meistertitel oder andere Weiterqualifikationen an“, heißt es weiter.
Relevanz von und Interesse an Weiterbildung steigt
Das Thema Weiterbildung wird in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen. Ein Grund dafür sind die steigenden Anforderungen an die Qualität der Leistungserbringer im Gesundheitssystem. Gleichzeitig wachsen die Erwartungen der Verbraucher an eine hochwertige und individuelle Versorgung mit Sehhilfen. Darüber hinaus führt der demografische Wandel gepaart mit einem Rückgang der niedergelassenen Ärzte dazu, dass Augenoptikerinnen und Optometristen zunehmend zusätzliche Aufgaben übernehmen werden.
Im Jahr 2024 hat der ZVA außerdem zwei groß angelegte Online-Befragungen zu Themen der Aus- und Fortbildung unter den Betrieben und unter den Auszubildenden durchgeführt. Die Meinung der Betriebe und der Auszubildenden liefert einen vertieften Einblick in die Ausbildungssituation. Diese und alle anderen Ergebnisse finden Sie im aktuellen Berufsbildungsbericht – hier kostenlos als Download abrufbar.