Präzedenzfall im Gesundheitswesen Dresdnerin erkämpft erste eigenständige Praxis für Orthoptik

Katja Bendzmierowski-Köhler

Seeräuber-Papagei meets Barbapapa-Gecko: Dass Katja Bendzmierowski-Köhler mit ihrer Praxis vor allem auf die Behandlung von Kindern ausgerichtet ist, merkt man nicht zuletzt an der Auswahl ihrer Hilfsmittel.

© Katrin Schindler (Von Herzen Sichtbar)

Erstveröffentlicht in der DOZ 12/2025

Auf die Idee, Orthoptistin zu werden, stieß Katja Bendzmierowski-Köhler vor 23 Jahren durch Zufall. Ihre Mutter las damals von dem Beruf mit dem zungenbrecherischen Namen beim Augenarzt und reichte der Tochter die Informationen weiter. Die hatte zu diesem Zeitpunkt ganz andere Ideen im Kopf, spielte mit dem Gedanken, Polizistin oder Physiotherapeutin zu werden, entschied sich dann letztlich aber für eine Ausbildung zur Orthoptistin. Wichtig war ihr, einen Beruf zu ergreifen, in dem sie mit Menschen zusammenarbeitet und diese gesundheitlich unterstützt. Mehr als dass es um Augen ging, wusste die gebürtige Oberlausitzerin zu Beginn nicht und fragte sich: „Was wollen wir drei Jahre über Augen reden?“ Am Ende der dreijährigen Ausbildung dachte sie anders: „Wir haben doch viel zu wenig geschafft!“ Und hatte ihre Berufung gefunden ...

Hergeleitet vom griechischen „orthos“ (gerade) und „optikos“ (das Sehen betreffend) bedeutet Orthoptist so viel wie „gerade“, also richtig sehen. Während Augenärzte das Auge organisch untersuchen, sind Orthoptisten Experten für Schielerkrankungen, Doppelbilder, Augenzittern, Formen von Augenbewegungsstörungen und Störungen des Binokularsehens. Als Fachkräfte der Augenheilkunde sind sie präventiv, diagnostisch und therapeutisch tätig. Der Beruf ist vergleichsweise jung, erst 1954 wurde die erste deutsche „Lehranstalt für Orthoptisten“ in Gießen gegründet. Mittlerweile gibt es ein gutes Dutzend Fachschulen für Orthoptik in Deutschland. Alle sind an Universitäten angeschlossen, auch die Fachschule in Leipzig, an der Bendzmierowski-Köhler ihre Ausbildung absolvierte, damals zusammen mit einem guten Dutzend weiterer junger Frauen und keinem einzigen Mann. Seit dem erfolgreichen Abschluss 2005 arbeitet sie als Orthoptistin in Sachsen.

Besonders bei der Entwicklung kindlichen Sehens spielt die Orthoptik eine wichtige Rolle. Doch Augenärzte haben sehr oft nicht die Kapazitäten, sich auch diesem Bereich im ausreichenden Maß zu widmen, zudem gibt es zu wenig Sehschulen, auch zu wenig Orthoptisten, die in Augenarztpraxen arbeiten. Dass es bei der Entwicklung kindlichen Sehens an Wachsamkeit fehlt, belegen Zahlen: Laut Berufsverband der Augenärzte Deutschlands werden rund 60 Prozent der Sehstörungen bei Kindern zu spät erkannt und behandelt. In Sachsen beispielsweise hat beinahe jedes vierte Kind bei der Vorschuluntersuchung einen auffälligen Sehtest. „Je früher man die Kinder behandelt, desto besser“, betont Bendzmierowski-Köhler. „Die Entwicklung des kindlichen Sehens ist mit sechs, sieben Jahren fast abgeschlossen, danach lässt sich eine verminderte Sehschärfe meist nicht mehr vollständig korrigieren.“

Jetzt Digital-Abo testen und weiterlesen!

Nutzen Sie das Probeabo digital drei Monate lang für nur 25 Euro.

Ihre Vorteile mit DOZ+ :

  • Zugang zu allen DOZ+ Artikeln
  • Zugang zu allen digitalen DOZ-Ausgaben als E-Paper
  • Umfangreiches Heftarchiv (bis 2015)
Digital-Abo testen

Sie haben bereits ein Digital-Abonnement?
Dann loggen Sie sich hier ein:

Einloggen