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DOZ
08 | 2014
AKTUELL
Mit seinem Schreiben vom 30. Juni 2014 an seine Geschäftspartner hat der italie-
nische Brillenhersteller Luxottica angekündigt, ab Anfang Juli 2014 auf der Web-
site von Ray-Ban einen Online-Shop einzurichten. Diese Nachricht versetzte die
Augenoptik-Branche in hellen Aufruhr. Zahlreiche Vertreter des augenoptischen
Fachhandels befürchten nun Verluste für das eigene Geschäft. Unterdessen ruderte
Brand Marketing Manager Alexander Kunkel zurück. Er verriet gegenüber optiker-
netz.de (Optikernetz Newsletter 28/2014 vom 13.7.2014), dass sich der Start des
Online-Shops „aus technischen Gründen auf September verzögern wird und (an-
ders als angekündigt; Anm.d.Red.) zunächst nur Sonnenbrillen angeboten werden.“
Der geplante Ray-Ban Online-Shop soll
Endverbrauchern den direkten Erwerb
von Sonnenbrillen, oder auch von Son-
nen- und Korrektionsbrillen ermögli-
chen. Dieses bedeutet für den stationären
Augenoptiker, dass er seine Kunden nach
wie vor beraten wird, diese dann aber
voraussichtlich online kaufen werden.
Mit dem Aufhänger die Ray-Ban Fan-
gemeinde für die kommenden Jahrzehnte
noch aktiver mit der Marke vernetzen zu
wollen, verkündete das Ray-Ban-Team von
der Luxottica Fashion Brillen Vertriebs-
GmbH Ende Juni dieses Jahres: „Heute
freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu dürfen,
dass wir ab Anfang Juli 2014 auf unserer
Webseite RAY-BAN.COM den einzigen,
offiziellen online Ray-Ban Shop öffnen.
Dort bieten wir die Möglichkeit, Sonnen-
und Korrektionsbrillen direkt zu kaufen.“
Der Shop sei die sinnvolle Ergänzung
zu dem bereits bestehenden Persona-
lisierungsservice Ray-Ban REMIX. Als
Begründung führt der Brillenhersteller
an, dem Schaden durch teilweise stark
abweichende Präsentationen der Marke
im Internet durch Abbildung des gesam-
ten Produktportfolios sowie Preistrans-
parenz entgegenwirken und damit das
Markenimage schützen zu wollen. „Au-
ßerdem möchten wir der wachsenden
Gefahr durch Fälschungen und Fake-Web-
sites noch besser entgegenwirken und
das Vertrauen unserer und Ihrer Konsu-
menten in die Marke Ray-Ban stärken.“
Weiter heißt es: „Wie zahlreiche Studi-
en zu Lifestyle- und Luxusmarken gezeigt
haben, werden unsere Marke Ray-Ban
und Sie als Händler von der Verbesse-
rung des Web-Auftritts profitieren. Der
zusätzliche Kanal soll dem Verbraucher
die Möglichkeit bieten, sich ausführlich
zu informieren und ihn in seiner Kaufent-
scheidung bestärken. Die persönliche
Beratung, Anprobe und der individuelle
Service wird auch zukünftig nur bei
Ihnen stationär möglich sein und damit
für unsere Marke und Produkte unersetz-
lich.“ Abschließend wird die Stärkung
des Einzelhandels durch den Online-
Kanal mit einer Studie der Roland Berger
Strategy Consultans belegt.
Zum Feiern ist die Augenoptik-Bran-
che nach dieser Ankündigung allerdings
nicht aufgelegt, wie man an Hand einiger
Reaktionen feststellen kann. Alfred Wink-
ler, Geschäftsführer Brillen Müller Witt-
lich, bekundete seine Missstimmung in
einem Schreiben an Christian Grund,
Geschäftsführer Luxottica Fashion Bril-
len Vertriebs-GmbH, folgendermaßen:
„Das ist Arbeitsteilung: Sie verkaufen
Ihre Brillen direkt über das Internet, spa-
ren Distributionskosten, steigern Ihre
Gewinnmarge und finden auch noch
einen Trottel mit Namen Augenoptiker,
der Ihnen die kostenintensive Beratung,
Anpassung, Service (natürlich zum Null-
tarif) abnimmt.“ Winkler sieht in dem
angekündigten Online-Shop „eine Inter-
netkonkurrenz, die angetreten ist, Markt-
anteile zu generieren, zu Lasten des
bisherigen Partners Augenoptiker“ und
kündigte an, seine Einkaufspolitk über-
denken zu wollen. Auch Roland Nies,
Geschäftsführer Götz + Nies Optik Balin-
gen, richtete einige aufgebrachten Worte
per E-Mail an den Brillenlieferanten:
„Was treibt verantwortliche Damen und
Herren zu einem Schreiben, dass mich
als jahrzehntelanger Luxottica-Kunde
freuen lassen soll, dass Ihr einen Online-
Shop eröffnet? Auf schwäbisch würde man
sagen: ‚Ihr habt Sie doch nicht alle!‘“
Wann und ob Ray-Ban mehr als Son-
nenbrillen online verkaufen will, steht
derzeit noch in den Sternen. Einen neuen
Termin für die Aufnahme von Korrekti-
onsfassungen in den Online-Shop gäbe
es nicht, wurde Brand Marketing Mana-
ger Kunkel weiter zitiert. „Dass irgendje-
mand bemerkt hat, dass das alles nicht
ganz optimal war, lese ich in der Presse,
dass zurückgerudert wird bei der Korrek-
tion. Lässt sich halt doch nicht so einfach
verkaufen wie Sonne!“, lautete Nies‘
Reaktion auf diese Neuigkeiten.
Bleibt nun abzuwarten, ob der Ray-
Ban Online-Shop tatsächlich im Septem-
ber an den Start geht und welche Kon-
sequenzen der ein oder andere Inhaber
eines Augenoptikfachgeschäfts daraus
zieht, wenn der weltgrößte Brillenher-
steller zunächst seine Sonnenbrillen der
weltweit erfolgreichsten Brillenmarke
online vertreibt.
n
Wiebke Brückner
Lesen Sie die Stellungnahme des Luxot-
tica-Geschäftsführers Christian Grund im
DOZ-Blog unter
,
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Luxottica kündigt Ray-Ban
Online-Shop an
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