Digitales Event

WVAO-Wissensforum: fünf Abende geballtes Wissen

Wegen Corona hat der jährliche Fachkongress der Wissenschaftlichen Vereinigung für Augenoptik und Optometrie (WVAO) virtuell stattgefunden. Für das neue Format gab es rund 850 Anmeldungen. Vom 19. bis 23. April gab es jeden Abend 2,5 Stunden neues Fachwissen rund um die Augenoptik, Optometrie und Augenmedizin von Expertinnen und Experten aus Deutschland und der Schweiz.
WVAO Wissensforum Oliver Buck und Fritz Paßmann

Das WVAO-Wissensforum: Die Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer wurden von Moderator Fritz Paßmann (r.), Augenoptikermeister, gepr. Fortbildungstrainer/HWK und Dozent für Augenoptik in Dortmund an den Referent Oliver Buck, Dipl.-Ing. (FH) Augenoptik, M.Sc., B.Sc. gestellt.

© Screenshot, DOZ-Verlag / Ann-Katrin Zellner

Die Wissenschaftliche Vereinigung für Augenoptik und Optometrie (WVAO) hat coronabedingt eine Online-Abend-Veranstaltung auf die Beine gestellt: vom 19. bis 23. April gab es jeden Abend 2,5 Stunden neues Fachwissen rund um die Augenoptik, Optometrie und Augenmedizin von Fachkundigen aus Deutschland und der Schweiz. Das neue virtuelle Format war ein voller Erfolg: rund 850 Anmeldungen  aus über zehn Ländern dokumentierten die Veranstalter.

So gab es am ersten Abend ein Update aus der Myopie-Forschung von Dr. Martin Lörtscher (PhD, M.Sc.), Optometrist an der Pallas Augenklinik und Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz, Glarus, Schweiz. Die Datenmenge der Studien zur Ortho-K-Linse nähme zu und man könne die positive Wirkung weiter bei der Bremsung des Augenlängenwachstum bestätigen. Unter anderem stellte er eine Langzeitstudie über die "MiSight 1Day"-Kontaktlinse vor (die DOZ berichtete). Im Anschluss wurden die beiden neuen Myopie-Brillengläser vorgestellt: Gudrun Westenberger, Augenoptikermeisterin und tätig bei Essilor Deutschland, sieht die Augenoptikerinnen und Augenoptiker in der Schlüsselrolle für Aufklärung, Prävention und Behandlung von Myopie und deren Folgen. Neueste Studien zufolge bremse das „Sellest“- Brillenglas aus dem Hause Essilor nach zwei Jahren Tragezeit die Myopieprogression um bis zu einer Dioptrie. Das Glas wurde mit der „HALT“-Technologie ausgestattet („Highly Aspherical Lenslet Target“) – um die mittlere Zone liegen elf ringförmige Anordnungen von asphärischen Linsen. Dies würde den Wachstumsimpuls verlangsamen. Beim "Miyosmart"-Brillenglas von Hoya besitzt das Brillenglas eine Honigwabenstruktur und eine zentrale Zone von 9,4 mm für die optische Vollkorrektion. Jede dieser Wabe habe eine Wirkung von +3,5 Dioptrien und sei 0,8 µm hoch (was jedoch nicht zu spüren sei, wenn man über das Glas fährt), wie Stephan Woudboer, Senior Technical Product Manager Hoya Lens Deutschland, erklärte.

Optometrische Anamnese

Der zweite Abend startete mit einem kleinen Film über das Zentrum für Optometrie und Augenoptik in Magdeburg, welches auch als Kulisse für die abschließende Diskussionsrunde diente. Oliver Buck, Dipl.-Ing. (FH) Augenoptik, M.Sc., B.Sc., Wengen, gab einen Einblick in eine strukturierte Vorgehensweise bei der täglichen Frage zur optometrischen Anamnese. Ziel seien die Informationen über die Gesundheit und die bisherige optometrische Versorgung der Patientin oder des Patienten. So könne zielgerichtet Mess- und Prüfverfahren ausgewählt und eine bestmögliche optometrische Versorgung garantiert werden. Remo Jahnke, Ing. Medizintechnik (B.Sc.), Eyetec GmbH Lübeck, stellte die Frage, ob eine OCT-Untersuchung beim Augenoptiker/Optometristen sinnvoll sei. Von seinem Standpunkt aus gesehen, sei die Frage eindeutig mit „Ja“ zu beantworten, denn ein OCT könne heute als Alltagsheld dienen – man kann Erkrankungen dokumentieren, Kontaktlinsen anpassen oder Myopie-Kontrollen durchführen. Das OCT kann mittlerweile die Vorderkammertiefe und die Achslänge des Auges messen.

Silke Lohrengel, M.Sc. Vision Science and Business (Optometry), Dipl.-Ing. (FH) Augenoptik, Funktionaloptometristin (WVAO), aus Bollschweil startete den dritten Abend des WVAO Wissensforums. Die Folgen der Corona-Pandemie wirken sich vermehrt auf Kinder und junge Erwachsene aus. Vermehrte Naharbeit durch Homeschooling führe bei ihnen zu asthenopischen Beschwerden und so gab sie in ihrem Vortrag Tipps für optometrische Messmethoden, mit denen die Defizite sinnvoll aufgespürt werden können. Ebenso führe die neue „Home-Office-Pflicht“ zu vermehrtem Zuhause bleiben. Dennoch können hier multifokale Kontaktlinsen durchaus getragen werden, wie Petra Zapsky, M.Sc. (USA), Cooper Vision GmbH, betonte. Sie sieht eine große Umsatzchance für die Kontaktlinse und der Markt sei trotz Pandemie weiter da, es fehle bloß das Wissen bei den Menschen. Auch die neue Linse "Delivery" von Safilens wurde vorgestellt, die einen Wirkstoff an den Tränenfilm abgeben kann (die DOZ berichtete). Für den Vertrieb ist MPG&E verantwortlich.

Auswirkungen auf das Auge

Bei der Augengesundheitsvorsorge am Donnerstagabend sprach Prof. Dr. med. Marcus Blum, Chefarzt der Augenklinik am Helios Klinikum Erfurt, Lehrauftrag und apl. Professur an der Universität Jena, über die Auswirkungen von verschiedenen Medikamenten auf das Auge. Doch nicht nur Medikamente haben eine Wirkung auf das Auge, auch Augenerkrankungen können beim Menschen die räumliche Orientierung beeinflussen. So fragte sich Francie Kramer, M.Sc., Universitätsaugenklinik Magdeburg, Sektion für klinische und experimentelle Sinnesphysiologie, in ihrer Masterarbeit, wie sich das Glaukom auf die Orientierung auswirke. Mittels virtueller Realität gelang es ihr, erstmals einen kontrollierten Einblick in das Orientierungsverhalten dieser Patientengruppe zu erhalten.

Zum Abschluss des Online-Abend-Events am Freitag sprach Dr. Philipp Hessler, M.Sc., Lehrbeauftragter Ernst-Abbe-Hochschule Jena und Optik Hessler Klingenberg, über den Ablauf der optometrischen Untersuchung. Man brauche nicht viel um zu starten, wichtig sei es überhaupt zu starten. Mit dem richtigen Konzept, bestehend aus der Untersuchung, der Versorgung und der Nachbetreuung, könne man die Kunden langfristig binden.