Wie mobile Augenoptiker mit der Corona-Krise umgehen

Seniorin macht Sehtest
Mobile Augenoptiker dürfen zur Zeit nicht in Altenheime, Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen - nur bei Notfällen.
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Während die augenoptischen Betriebe ihre Türen schließen und auf Notbetrieb umstellen, ist die Situation für die mobilen Augenoptiker in Deutschland nicht anders. Hausbesuche werden fast komplett ausgesetzt, in Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegeeinrichtungen herrscht Besuchsverbot und größere Betriebe wie Behörden, Firmen oder Krankenkassen müssen warten. Im Gespräch mit der DOZ erzählen mobile Augenoptiker, wie sie mit der Situation umgehen.

Optik auf Achse

Augenoptikermeister Julian Thomsen ist Inhaber von Optik auf Achse in Wees (Nähe Flensburg). Neben seinem lokalen Geschäft ist er nach Terminvereinbarung mobil unterwegs. Er empfindet die Situation als unübersichtlich und sagt: „Die Umsätze fehlen und man ist sich nie sicher, ob man sich in der Situation richtig verhält und wie es weitergehen soll. Die Hausbesuche haben sich fast auf null reduziert, da hier für mich und für die Kunden das größte Risiko einer Ansteckung besteht. Bei den wenigen Hausbesuchen handelt es sich nur um Reparaturen oder Übergangslösungen.“

Refraktionen führt er gerade nur via Autorefraktometer durch, um eine Zwischenlösung für die Kunden zu schaffen. Da Altenheime, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen „einer Festung gleichen“ und der Zugang beiderseits nicht erwünscht ist, kann er nur in Einzelfällen den Heimbewohnern helfen. Nur unter strengen Auflagen sei der Besuch möglich, erzählt Thomsen weiter: „Mundschutz, Handschuhe und Desinfektion sind Dauerbestandteil. Dazu finden die Besuche nicht in geschlossenen Räumen statt und werden zeitlich auf das absolut Notwendigste beschränkt. Außerdem wird der gesamte Besuch von einer angestellten Fachkraft begleitet, damit jegliche Hygienemaßnahmen eingehalten werden.“

Über den Verkauf von Gutscheinen mit Bonus zur Unterstützung des Betriebes ist er nicht glücklich: „Ich persönlich finde das nicht gelungen, da die meisten Kunden das Geld selber benötigen aufgrund von Kurzarbeit, Kinderbetreuung und steigenden Hygienemaßnahmen. Zudem weiß niemand, was die Zukunft bringt und wie sich die Kaufkraft erholt. Wenn Kunden das wirklich wollen, dürfen sie gerne Gutscheine kaufen oder sich für Fassungen und Gläser entscheiden. Die Kunden durch mögliche Vorteile in der Zukunft zum Kauf zu animieren halte ich für sehr egoistisch und nicht solidarisch.“

Mobile Optik

Mobil unterwegs ist auch Augenoptikermeisterin Corinna Pautzke. Sie ist in Berlin beheimatet und fährt quer durch die Hauptstadt und in die Umgebung nach Brandenburg. „In den ersten Wochen nach Ausbruch herrschte sehr große Unsicherheit, auch bei mir“, erzählt die Augenoptikermeisterin im Gespräch. „Das Telefon stand komplett still, niemand tat, was nicht unbedingt lebensnotwendig war. Nach zwei bis drei Wochen gab es wieder erste vereinzelte Anfragen. Die habe ich geschoben, bis ich einen Plan hatte, wie ich weiterarbeiten könnte, ohne mich oder meine Kunden unnötig in Gefahr zu bringen.“

Diese Zeit nutzte sie und schaffte sich geeignete Stoffe für Schutzmasken und eine Nähmaschine an. Sie bietet nun wieder Refraktionen an. „Ich fahre weiterhin zu meinen Kunden. Über E-Mail oder Telefon kläre ich mit ihnen die notwendigen Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln bei meinem Besuch ab. Dazu gehören, dass ich einen Mundschutz und Handschuhe während eines Termins trage und auch meine Kunden damit ausstatte. Bei der Beratung werden etwa zwei Meter Abstand gehalten. Mein Equipment wird vor und nach jedem Kundenbesuch desinfiziert, die Schutzkleidung ausgetauscht. Wo immer es möglich ist, werden die Termine nach draußen, auf den Balkon oder in den Garten verlagert. Meine Kunden reagieren sehr vernünftig und unterstützen mich sehr. Da ich alle Maßnahmen im Zusammenhang mit Corona vorab ankündige, wissen sie recht genau, was sie erwartet und wie wir die Situation vor Ort handhaben. Das gibt mir und ihnen Sicherheit im Umgang miteinander. Die meisten verfügen über eigene Schutzausrüstung, ansonsten bekommen sie welche von mir.“

Das Besuchsverbot in Altenheimen und Krankenhäusern hält sie für vernünftig: „Das wird noch eine Weile anhalten. In Notfällen schickt mir das Pflegepersonal defekte Brillen zur Reparatur. Alles andere muss erstmal warten. Meine Aufträge in größeren Einrichtungen, wie Behörden, Firmen, Sportstudios und Krankenkassen müssen ebenfalls warten.“ Auf die Zeit nach der Krise bereitet sie sich schon vor. „Einen Gutschein mit Bonus gibt es bei mir nicht. Ich plane einige Aktionen, um die Auftragslage wieder anzuschieben. Bis dahin versuche ich durchzuhalten“, erklärt sie abschließend.

Optik Fasel

Für Augenoptikermeisterin Carina Fasel aus Hünfelden (Nähe Limburg an der Lahn) ging mit der mobilen Augenoptik ein Traum in Erfüllung. Umso schlimmer ist für sie die aktuelle Situation: „Da ich mein Unternehmen alleine meistere und ausschließlich nach Terminabsprache arbeite, gibt es bei mir keine Laufkundschaft. Ich bin von der Schließung der Kindergärten betroffen und habe jetzt die fünfte Woche meine Tochter zu Hause und versuche ihren Alltag, so gut es geht, spannend zu gestalten und gleichzeitig mein Geschäft am Laufen zu halten! Ich versuche natürlich meine Familie, mich und meine Kunden mit den möglichen Schutzmaßnahmen zu schützen, bin aber auch dankbar für die Kunden, die trotz allem gerne zu mir kommen. Es läuft also alles etwas anders als normal, aber so geht es ja im Moment jedem...“

Termine, die in die Zeit fielen, als es mit den Schließungen der Schulen und Kitas losging, wurden von ihren Kunden abgesagt. „Die Hausbesuche fallen momentan komplett weg. Zu Beginn waren es noch ein paar Abgaben, die zum Teil auch durchs Fenster erfolgten. Der Rest konzentrierte sich auf Reparaturen, die nicht aufgeschoben werden konnten. Brille richten und anpassen mit Mundschutz.... Ich bin aber ausschließlich netten und verständnisvollen Kunden begegnet!“, bekräftigt Fasel und erzählt weiter: „Seit dieser Woche bemerke ich allerdings, dass die Leute etwas zugänglicher werden. Es kommen wieder mehr Anfragen, diese beschränken sich allerdings überwiegend auf das Geschäft, d.h. Hausbesuche sind immer noch nicht gefragt. Demzufolge kommen momentan auch keine Anfragen von Pflegeheimen etc., in denen ich sonst regelmäßig zu tun habe.“