Ausbildung oder Studium: Wer verdient am Ende mehr?

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Über die Zeit gesehen zeigt sich: Meister und Akademiker verdienen etwa dasselbe.
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Akademiker und Meister verdienen in ihrem Leben nahezu dasselbe, wie eine neue Studie des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), die vom Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) in Auftrag gegeben wurde, ergeben hat. Dennoch beginnen junge Menschen immer noch eher ein Studium als eine Ausbildung, weil sie sich davon ein deutlich höheres Gehalt erhoffen. Entsprechend beklagt das Handwerk Nachwuchs- und Fachkräftemangel. 

Laut Studie verdienen Akademiker bis zu ihrem 60. Lebensjahr weniger Geld als Meister oder Techniker. Erst danach rentiert sich das vorgelagerte Studium. Der anfängliche Rückstand ist damit begründet, dass während des Studiums kaum Geld verdient wird. In der Ausbildung haben die Menschen bereits in jungen Jahren ein regelmäßiges Einkommen. Über das gesamte Leben betrachtet hat ein Akademiker mit 65 Jahren rund 1,45 Millionen Euro verdient – ein Meister/Techniker kommt auf 1,41 Millionen Euro, also rund drei Prozent weniger. Wer „nur“ eine Berufsausbildung gemacht hat, liegt am Ende des Berufslebens bei rund 962.000 Euro, wer keinen Abschluss hat, im Schnitt bei 820.000 Euro (auch Studienabbrecher).

"Die Ergebnisse zeigen, dass es sich genauso oder insbesondere in der Mitte des Lebens noch mehr lohnt, einen Meister oder Techniker zu machen", schreiben die Studienautoren Tobias Brändle, Philipp Kugler und Anne Zühlke. Berücksichtigt wurde in dieser Rechnung das Bruttoerwerbseinkommen, aber nicht die Sozialleistungen, Transferzahlungen oder Kapital- sowie Vermietungseinkünfte. Daher kommt die Studie zum Ergebnis, dass sich ein Studium erst ab Mitte 30 lohnt. Bis dahin verdienen Menschen mit einer Ausbildung im Schnitt mehr Geld als Akademiker.

Meister zu sein lohnt sich

BWIHK-Präsident Wolfgang Grenke bekräftigt, dass es gerade in jungen Jahren finanziell lohnender sei, eine Ausbildung zu machen: "Geld braucht man ja nicht erst am Ende seines Arbeitslebens, sondern schon früher – beispielweise, wenn man eine Familie gründen oder ein Eigenheim erwerben möchte."

Was die Studie ebenfalls aufzeigt: Egal welcher Weg am Ende genommen wird, Männer verdienen mehr Geld als Frauen. Beispiel Studium: Männer kommen auf 1,65 Millionen Euro, Frauen auf gut eine Million. Studium und Meister/Techniker lohnen sich in allen Wirtschaftsbereichen, nach der Ausbildung sind verarbeitende Gewerbe besonders lukrativ. Wer erst eine Ausbildung macht und dann studiert, verdient ungefähr genauso viel wie jemand, der direkt nach der Schule studiert. Rund 1,4 Millionen Euro verdienen sie in ihrem Leben. Die Ausbildung nicht zu Ende zu machen lohnt sich geldtechnisch überhaupt nicht. Wer sein Studium frühzeitig beendet, verdient dennoch rund eine Million Euro.

Die Wissenschaftler des IAW untersuchten das Lebenseinkommen von mehr als 12.000 Personen der Jahrgänge 1948 bis 1986. Sie hatten Zugriff auf anonymisierte Sozialversicherungsunterlagen erhalten und konnten berechnen, wie viel die Menschen mit unterschiedlicher Bildung zu einem bestimmten Zeitpunkt verdient haben.