Frische Ideen für höhere Akzeptanz

Kontaktlinse auf dem Finger
Individuelle Linsen und Tauschlinsen haben nach Meinug der Industrie gleichermaßen ihre Berechtigung.
© Heike Skamper

Im Bereich der Kontaktlinse hat das Jahr 2018 mit einigen Neuigkeiten begonnen. Jetzt präsentierten die Kontaktlinsenhersteller ihre Produkte und Vorhaben auf der Opti in München. Unter den Industrievertretern herrschte dabei gleich in mehreren Punkten Einigkeit: Der Direktverkauf von Kontaktlinsen an den Verbraucher steht nicht zur Debatte; der Absatz von Kontaktlinsen im deutschsprachigen Raum ist nach wie vor zu gering und die Branche wird sich auch künftig zwischen den Polen individuelle versus Tauschlinse bewegen. Welcher Pol dem anderen dabei gegebenenfalls den Rang ablaufen wird, ist derzeit noch offen. Beides hat nach Meinung der Industrievertreter seine Berechtigung. Wir haben uns auf der Opti umgehört.

Cooper Vision
CooperVision positionierte sich in diesem Jahr mit
den „Singles“ neu. Die Mitarbeiter zeigten sich auf
der Opti farbenfroh. ©Julia Malcher/DOZ

Der Kontaktlinsenhersteller CooperVision hat sich in München im Bereich der Ein tageslinsen positioniert und seine Produkte in dieser Sparte unter dem Slogan „Singles“ zusammengefasst. Bisher war das Unternehmen mit Hauptsitz im US-amerikanischen Kalifornien und deutscher Dependance in Eppertshausen bekannt für seine torischen und Monatslinsen. Doch nun wolle man auch zeigen, so Jérôme Kuzio, Head of Marketing DACH CooperVision, dass „die Kompetenz, die wir liefern, ganzheitlich ist“. Dabei sollte, so der Fachmann weiter, in den meisten Fällen „Silikonhydrogel das Material der ersten Wahl sein“. Die „Singles“ umfassen vier Familien der CooperVision-Eintageslinsen: die Biomedics-, die Proclear-, die clarity-1-day- und die MyDay-Familie. „Singles“ spiegelten das Konsumentenverhalten von heute wider, ließ Katharina Kern, Trade Marketing bei CooperVision Deutschland, ergänzend wissen. Verwende der Kunde eine Kontaktlinse aus dieser Linsen- Familie, dann brauche er nur einen Blister, kein Pflegemittel und habe zudem die Kosten im Blick.

Eintages-Linsen beschäftigen die Branche

Auf Produktebene erweiterte CooperVision die MyDay-Familie um die Premium-Eintageslinse „MyDay toric“. Kuzio erklärt die Vorzüge: „Mit der MyDay haben wir eine Linse, die die beste Balance zwischen Modulus, Sauerstoffdurchlässigkeit und Wassergehalt bietet.“ Sie sei für Kontaktlinsenträger gemacht, die unabhängig vom Alter ein hohes Maß an Komfort und ein gewisses Maß an Sicherheit wünschen. Denn mit einem DK/t-Wert von 100 sei die Linse „weit über dem Schwellenwert“, den man für tägliches Tragen benötige, sagt der Marketingleiter. Sollte der Kunde mit der Linse ein Nickerchen machen, sei auch das kein Problem.

Die Linse baut auf der „Optimezed Lens Geometry“ auf. Diese Technologie soll laut Konzern dazu führen, dass sie bei der Anpassung genauso funktioniert wie eine Biofinity-Kontaktlinse. Konkret bedeutet das für den Anpasser, dass „die Stabilisation identisch“ ist. Die torische Variante der Eintageslinse bietet das Kontaktlinsenunternehmen sowohl als Hausmarke als auch als Private Lable an. Für April sei der nächste Produktlaunch geplant, kündigt Kuzio an. Dabei handele es sich um eine Monatslinse.

Bausch + Lomb aus Berlin will sich in diesem Jahr zunächst auf die Zusammenführung zweier Familien konzentrieren. Ralf Gotter, Commercial Director Vision Care Bausch + Lomb, erklärt: „Wir komplettieren gerade zwei große neuere Produktlinien im Linsenbereich, unsere Tageslinsen ,Biotrue One day‘ und unsere Monatslinsen ,Ultra‘.“ Die torische „Biotrue One day“ wurde laut Gotter erst im Oktober vergangenen Jahres gelauncht. „Das hat zur Folge, dass wir mit ,Biotrue One day‘ nun fast jeden Kontaktlinsenträger bedienen können, egal ob weit-, kurzsichtig, presbyop oder mit Hornhautverkrümmung.“ Die ebenfalls neue Website zum Produkt soll die entsprechenden Informationen liefern und voraussichtlich auch einen Store Locator beinhalten. Für die Monatslinse „Bausch + Lomb Ultra“ sei im Sommer mit etwas Neuem zu rechnen.

Bausch und Lomb
Im Sommer will Bausch + Lomb eine neue Monatslinse launchen. ©Judith Kern / DOZ
MPG und E
Kundengespräche am Stand von MPG&E. ©Julia Malcher/DOZ

In diesem Jahr „einmal ganz anders“

Wieder einmal ganz anders, heißt: erneut ohne eigenen Stand, gingen die Mitarbeiter des Kontaktlinsenspezialisten Johnson & Johnson aus Norderstedt auf die augenoptische Leitmesse Opti. Annette Kreidler, Marketing Managerin DACH Johnson & Johnson Vision Deutschland, berichtet: „Wir konzentrieren uns in diesem Jahr weiterhin auf die Tageslinse. Wir haben eine Erweiterung in der Moist-Famile.“ Die torischen Parameter der Eintageslinse „1-Day Acuvue Moist for Astigmatism“ seien um 48 Prozent, von 1.528 auf 2.260 Parameter, erweitert worden. „Kontaktlinsenanpasser können nun 87 Prozent der astigmatisch fehlsichtigen Augen optimal versorgen und ihren Kunden zu einer klaren, stabilen Sehqualität verhelfen“, betont Kreidler. Laut Hersteller soll die neue Kontaktlinse mit dem Lidschlags-Stabilisations-Design auf natürliche Weise mit den Augen lidern interagieren und so in der korrekten Position bleiben. Ergänzend sei für das laufende Jahr auch noch mit einer Erweiterung der „Vita“-Familie aus dem Reusable-Bereich zu rechnen, hieß es. Die für das zweite Halbjahr geplante torische Monatslinse bestehe auch aus Silikon-Hydrogel.

Mit einer neuen Tageskontaktlinse aus dem Hause Safilens zeigte sich die Handel und Service GmbH MPG&E in München. Anja Clages, Senior Product Manager des Bordesholmer Unternehmens, hatte die „fusion 1day astigma“ mit der sogenannten Fusion-Technology im Gepäck. Zur selben Produktfamilie gehörten auch die „fusion 1day“ und die „fusion 1day presbyo“, die jetzt ihren torischen Partner dazu bekommen haben. Die laut Unternehmen „außergewöhnlich dünne und angenehme“ Linse besteht aus einem „Hydrogel mit einer Linsenmatrix, in die Hyaluronat und TSP eingelagert sind“. Clages erklärt: „TSB steht für Tamarindensamen-Polysacharid; das ist eine Zuckerkette, die die Muizinschicht nachahmt.“ Das eingelagerte Hyaluron in der Linsenmatrix soll demnach über den Tag ans Auge abgegeben werden und langanhaltend am Auge bleiben, ähnlich einem Depot. Begleitende Marketing- und Deko-Materialien, ein Medienpaket sowie Schulungen sollen den Augenoptiker zusätzlich in der Kommunikation unterstützen. Eine Kontaktlinse für Asthenopie, die „fusion 1day vista“ wurde ebenfalls auf der Opti vorgestellt. Mehr dazu lesen Sie in „Kontaktlinse Aktuell“ in dieser Ausgabe. Auch im Bereich Myopie-Management stellte MPG&E ein neues Programm vor. Dazu gehören gezielte Seminare, Kommunikationsmaterialien sowie die orthokeratologische Kontaktlinse „DreamLens“.

Und Alcon setzt in diesem Jahr zehn Millionen US-Dollar ein, um junge Mädchen von der Kontaktlinse zu überzeugen. Mehr zur Verbraucherkampagne der Novartis-Tochter.

Menicon
Der Kontaktlinsenhersteller Menicon aus Japan
steuert sein Deutschlandgeschäft aus seiner
Dependance in Frankfurt am Main. Die
PR-Materialen zur neuen „Miru 1day UpSide“
wurden erst während der Opti gedruckt.
©Judith Kern/DOZ

Immer richtig herum  positioniert

Das in Japan beheimatete Unternehmen Menicon gab einen Vorgeschmack auf eine neue Eintageskontaktlinse: Zum Frühjahr soll, so Ellen Fries, Leiterin Marketing und Professional Service, Menicon GmbH in Frankfurt am Main, die Silikonhydrogel-Tageslinse „Miru 1day UpSide“ mit „Smart Touch“-Technologie die Miru Kontaktlinsenfamilie erweitern. „Smart Touch steht für eine hygienische Blisterpackung, in der die Linse auf einer kleinen Wölbung liegt“, erklärt Fries. Damit sei die Linse aus Trägersicht immer „richtig herum“ positioniert, heißt mit der Außenfläche nach oben. In die „stark sauerstoffdurchlässige“ Linse ist ein UV-Schutz integriert. Mit einem Modulus von 0,36 MPa bietet sie laut Unternehmen den Komfort und die Weichheit einer Hydrogel-Linse. Für das kommende Jahr sei, so Fries, indes auch eine multifokale Variante geplant. Außerdem stehe für 2018 auf der Agenda, das Kundenbindungssystem My Mels (My Menicon Eyelive Support), das in Japan bereits läuft, auch hierzulande einzuführen.

Der voraussichtliche Start ist für Mitte des Jahres geplant. Abosysteme gibt es vermutlich genug auf dem Kontaktlinsenmarkt, zumal die vorhandenen gut funktionieren. Wöhlk bringt jetzt trotzdem noch ein neues heraus, das durch eine zugehörige Applikation für den Kunden viele Vorteile bieten soll. „Wyuu“ erhalte durch die App einen echten Mehrwert und werde dadurch einzigartig, heißt es aus Schönkirchen. Beispielsweise kann der Kunde über dieTragen von Kontaktlinsen zu überzeugen“, sagte Lothar Haase, Geschäftsführer der „Wöhlk Contactlinsen GmbH“.

Das sollen auch die neuen Motive der Werbekampagne für die Premium-Linie Wöhlks (EGO) leisten. Die gewaltigen Naturfotografien in schwarz-weiß schinden Eindruck – die Überschriften „Die Welt sehen“, „Ausblicke auskosten“ und „Nicht sattsehen können“, stellen den Zusammenhang her. Zudem präsentiert Wöhlk noch in diesem Frühjahr eine neue Orthokeratologielinse: Die OKE kann dann über das Wöhlk-Anpassprogramm ausgewählt und bestellt werden. Zu den Besonderheiten dieser Eigenentwicklung zählen unter anderem eine zusätzliche „Entlastungszone“ zur Beschleunigung des orthok eratologischen Effekts und die Auswahl zwischen einer rotationssymmetrischen und periphertorischen Variante zur Vermeidung einer Dezentrierung über Nacht.

Mark’ennovy ruft „Jahr der Innovationen“ aus

„Das Jahr der Innovationen“ rief derweil der Kontaktlinsenspezialist Mark’ennovy mit Firmensitz in Stuttgart-Feuerbach, aus. Eigentlich sei das Unternehmen dafür bekannt, alles zu individualisieren, gestand Nadine Ohletz, Vertriebsdirektor Deutschland & Österreich. Doch für dieses Jahr verfolge man mit der neuen Standard-Monats-Kontaktlinse „Jade“ teilweise einen anderen Kurs. So passt es vielleicht auch ins Konzept, dass Mark’ennovy in diesem Jahr auf der Opti keinen eigenen Stand hatte, dafür aber mit einem „Meeting-Point“ bei der Firma Oculus unterschlüpfte.

Die leicht grünliche „Jade“ ist mit einem Blaulichtfilter sowie mit einem UVA- und einem UVB-Schutz ausgestattet; es gibt sie in Standardparametern. „Uns liegen die Themen Blaulichtfilter und UV-Schutz am Herzen“, betont Ohletz. Die UVA- und UVB-Filter würden zwischen 90 und 99 Prozent blocken. Beim Blaulichtfilter gehe es darum, nicht weniger als 15 und nicht mehr als 30 Prozent zu blocken. Mit der Kombination der Filter wolle Mark‘ennovy „einen kleinen Beitrag dazu leisten, das Auge etwas länger gesund zu halten. Für uns ist das Blaulichtthema zur Herzensangelegenheit geworden, weil wir auch kleine Kinder versorgen.“ „Jade“ ist laut Unternehmen für Träger ab ungefähr zwölf Jahren bis zum Übergang zur Multifokallinse geeignet. Vergleichbare Filter wurden im vergangenen Jahr bereits mit den Linsen „Blu:Gen“ und „Blu:Kids“ auf den Markt gebracht.

Für das Frühjahr plant der Hersteller eine semi-individuellen Tageskontaktlinse mit höherem Torus und einen neuen interaktiven Onlineauftritt mit Bestellsystem, im Juni / Juli soll eine weiche Kontaktlinse zur Myopiekontrolle auf den Markt zu kommen, für September / Oktober ist ein weiteres Multifokaldesign avisiert.

Ortho-K spielt eine große Rolle

Der Spezialist für individuelle Kontaktlinsen, die Falco Linsen AG aus dem schweizerischen Tägerwilen, startet das Jahr mit einem neuen Online-Auftritt. Oliver Gubler, Geschäftsführer und Inhaber, freut sich: „Wir haben eine neue Website. Der Onlineshop mit verbesserten Funktionen und neuem Design kommt ab Februar.“ Das Unternehmensportal stelle dem Kunden und vor allem den Anpassern weitergehende Informationen zur Verfügung. Außerdem, so Gubler, gebe es auch eine Unterseite über Keratokonus, die „Falconus“, und eine zu Schulungen, die „Falco-Akademie“. Für das weitere Jahr sei zudem ein Tool geplant, das die Ortho-K-Linsen automatisch berechnet. Der Augenoptiker muss laut den Schweizer Experten nur noch die Refraktion und die Topographie eingeben, damit das Tool den inneren Astigmatismus berechnet. Auf Linsenebene will die Aktiengesellschaft auch noch etwas Neues im Bereich der Myopiekontrolle bringen. Was und wann in diesem Jahr, ist derzeit noch offen.

Falco
Die Kontaktlinsenexperten der Falco Linsen AG aus der Schweiz machen als Baustelle auf sich aufmerksam – mit Blümchentapete und einem Augenzwinkern. ©Judith Kern/DOZ

Auch die Hecht Contactlinsen GmbH ist bekannt für ihren individuellen Ansatz; seit ein paar Jahren hat das Unternehmen aus Au auch die Keratologie für sich entdeckt. In diesem Jahr wollen die Auer ihre Produkte in den Bereichen Ortho-K und Mehrstärken weiterentwickeln. Konkret geht es dabei laut Mario Rehnert, Anwendungstechnik, Hecht Contactlinsen GmbH, um die torische Variante der Ortho keratologie: „Wir haben gesehen, dass man relativ frühzeitig eine torische Geometrie verwenden kann, früher als bei der formstabilen Versorgung, um eine Sitzverbesserung zu generieren.“ Denn: Bei der Orthokeratologie gehe es darum, die Linse zentrisch zu halten und dafür müsse man „relativ frühzeitig rücktorisch gehen“. Mit der neuen Linse sei voraussichtlich zum Hecht-Kontaktlinsenforum im September zu rechnen. Neu sind zudem die unterstützenden Werbemaßnahmen wie Poster und Verbraucherinformationen.

Hecht
Die Hecht Contactlinsen GmbH hat seit ein paar Jahren auch die Keratologie für sich entdeckt. ©Judith Kern/DOZ