Ergebnisse 2024/25 ZVA-Branchenbericht zeigt ungenutzte Umsatzpotenziale auf
30.05.2025
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Junge Menschen, die nicht zwingend auf eine Brille angewiesen sind, haben seit 2019 auch seltener in eine solche investiert. Dafür kaufen 45 Prozent der Brillenträgerinnen und Brillenträger ihre Sonnenbrille bevorzugt im augenoptischen Fachhandel.
Erstveröffentlichung in der DOZ 06|2025.
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland war in den Jahren 2023 und 2024 von anhaltender Schwäche geprägt. Das wirkte und wirkt sich weiterhin auf das Konsumverhalten der Bevölkerung aus. Laut Statistischem Bundesamt waren die privaten Konsumausgaben im Jahr 2024 schwach und stiegen preisbereinigt nur um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit lagen sie knapp unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 (-0,1 %). Gründe hierfür sind unter anderem die weiterhin hohen Preise, die noch immer knapp 20 Prozent über dem Jahresdurchschnitt von 2019 liegen (Destatis 2025).
Im Branchenbericht des ZVA spiegelt sich diese wirtschaftliche Entwicklung im Vergleich der Betriebsergebnisse der Jahre 2022 und 2023 wider: Aufgrund gestiegener Kostenblöcke (Materialeinsatz, Personalkosten, Sachkosten) fällt das Betriebsergebnis im Jahr 2023 mit 1,7 Prozent trotz eines deutlich höheren durchschnittlichen Gesamtumsatzes von 546.377 Euro geringer aus als im Jahr 2022 (Betriebsergebnis: 3,5 Prozent, durchschnittlicher Gesamtumsatz: 519.864 Euro; Grafik 1).
Leicht positive Umsatzentwicklung, aber Nachwuchs fehlt weiterhin
Die Stimmung der innungsangehörigen Betriebe bei der jährlichen ZVA-Umfrage zur wirtschaftlichen Situation bleibt entsprechend zwar weitgehend unverändert – wenngleich etwas optimistischer als im Vorjahr. Deutlich positive Umsatzentwicklungen konnten Betriebe in der Umsatzgruppe bis und über 750.000 Euro verzeichnen. In dieser umsatzstarken Gruppe plant mehr als ein Drittel Investitionen für das laufende Jahr (Grafik 2). Etwa die Hälfte dieser Betriebe will ihre Geräteausstattung für Screening und Refraktion modernisieren und/oder plant eine Renovierung bzw. einen Umbau. Die Personalsituation bleibt zwar weiterhin angespannt, allerdings ist eine sukzessive Abnahme freier Stellen im Vergleich zur Zahl arbeitssuchender Augenoptikerinnen und Augenoptiker zu beobachten. Dementsprechend wird die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage allmählich kleiner. Nach wie vor suchen 89 Prozent der Betriebe in erster Linie nach Gesellinnen und Gesellen, gefolgt von Meisterinnen und Meistern (65 %). Auch Quereinsteigerinnen werden weiterhin Chancen im augenoptischen Berufsfeld geboten. Erstmals wurden zudem Daten zur Einstellung von Auszubildenden erhoben: Rund ein Viertel der Betriebe gab an, aktiv nach Auszubildenden gesucht zu haben. 78 Prozent konnten ihren Ausbildungsplatz jedoch nicht besetzen. 13 Prozent der Betriebe erklärten, bei der Einstellung ihrer Azubis Abstriche beim Schulabschluss oder der Qualifikation gemacht zu haben.
Betriebsanzahl mit Präqualifizierung weiterhin rückläufig
Die Auswertung der ZVA-Umfrage zu Krankenkassenthemen ergab, dass noch 83 Prozent der Betriebe präqualifiziert sind. Allerdings beobachtet man, dass der Anteil präqualifizierter Augenoptikbetriebe seit 2019 abnimmt – insbesondere in der Umsatzgrößenklasse bis 125.000 Euro. Äquivalent dazu ist die Zahl der Betriebe, deren Präqualifizierung abgelaufen ist und die keine Folge-Präqualifizierung anstreben, um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 17 Prozent gestiegen. Diese Betriebe gehören zu 43 Prozent der Umsatzgruppe bis 125.000 Euro an (siehe Grafik 3 nächste Seite). Der ZVA sieht hier einen Trend, der sich in den nächsten Jahren – wie es sich aktuell abzeichnet – weiter verstärken wird. Die flächendeckende Versorgung mit Sehhilfen für Angehörige gesetzlicher Krankenkassen sei damit auf lange Sicht fraglich.
Brillenstudie 2024/25: Rückgang bei jungen Brillenträgern
Die 26. Brillenstudie des Instituts für Demoskopie Allensbach, durchgeführt im Auftrag des Kuratoriums Gutes Sehen (KGS), stellt fest, dass erstmals seit 2004 der Anteil der Brillenträgerinnen und -träger in Deutschland leicht gesunken ist – von 67 Prozent im Jahr 2019 auf jetzt 64 Prozent. Dieser Rückgang ist insbesondere auf eine Abnahme der gelegentlichen Brillenträgerzurückzuführen. Auffällig ist der Rückgang bei den 20- bis 29-Jährigen: Ihr Anteil sank von 35 auf 29 Prozent. Mögliche Gründe sind wirtschaftliche Unsicherheiten und steigende Lebenshaltungskosten, die dazu führen, dass junge Erwachsene bewusster auf eine Brille verzichten oder seltener zur Brille greifen.
Derzeit nutzen 38,7 Millionen Erwachsene (ab 16 Jahren) eine Brille zur Korrektion von Sehschwächen, darunter 22,6 Millionen ständig und weitere 16,1 Millionen gelegentlich. Die Zahl der Kontaktlinsenträgerinnen und -träger ist im Vergleich mit den letzten Brillenstudien nahezu unverändert geblieben und liegt damit seit 2011 relativ konstant zwischen fünf und sechs Prozent. Interessant sind zwei Aspekte zum Thema Mehrbrille: 56 Prozent der Brillenträgerinnen gaben an, mehrere Brillen zu besitzen – das sind zwar drei Prozent weniger als 2019. Dass hier noch Luft nach oben ist, lässt sich an Tabelle 1 ablesen: Zwar nennen 35 Prozent den hohen Preis als Absage an eine zweite Brille. Aber: 39 Prozent glauben, eine zweite Brille sei nicht nötig, da ihre jetzige schon richtig gut passe. Was nach einem Kompliment an alle Augenoptiker klingt, ist de facto keines. Sondern geht Hand in Hand mit den 21 Prozent, die nicht in eine zweite Brille investieren, weil sie einer Umgewöhnung auf andere Gläser skeptisch gegenüberstehen. In beiden Antworten steckt viel verborgenes Potenzial, die Kundinnen vom eigenen Können und vom Mehrwert (modisch, technisch, praktisch) einer weiteren Brille zu überzeugen.
Erfreuliches gibt es für die traditionellen Augenoptikbetriebe zu notieren: Immerhin 36 Prozent der Befragten gaben an, ihre Brille im Augenoptikfachgeschäft gekauft zu haben – das sind zwei Prozent mehr als noch 2019 – und damit erstmals seit 1993 eine Zunahme. Die größeren Filialisten wurden mit 53 Prozent zwar noch immer vermehrt angesteuert, müssen aber eben diese zwei Prozent Verlust hinnehmen. Punkten kann der Augenoptikfachbetrieb übrigens auch im Verkauf mit Sonnenbrillen. Hier steuern rund 45 Prozent der Brillenträger einen stationären augenoptischen Betrieb an – da kann kein Filialist (30 %) und erst recht kein Online-Optiker mithalten. Luft nach oben bleibt beim Verkauf von Bildschirmbrillen. Obwohl hier fraglos enormes Potenzial verborgen liegt, gaben nur 22 Prozent der Befragten an, im Jahr 2024 von ihrer Augenärztin oder ihrem Augenoptiker auf eine Bildschirmbrille hingewiesen worden zu sein. Im Jahr 2019 – vor Corona und vor jeder Menge Video-Meetings – waren es noch 29 Prozent.
Der vollständige Branchenbericht steht auf der ZVA-Website zum Download bereit.