Neuer Branchenbericht 2022/2023

ZVA: Augenoptik-Umsatz steigt leicht während Online-Käufe abnehmen

Wie sieht die aktuelle wirtschaftliche Situation der Augenoptikbranche aus? Dieser Frage geht der ZVA mit seinem neu veröffentlichten Branchenbericht nach. Das Ergebnis: Die reine Brillenoptik entwickelt sich mit einem Plus von 0,3 Prozent deutlich schwächer als zuvor, allerdings ist der Online- und Multichannel-Umsatz um fünf Prozent rückläufig, während der stationäre Umsatz leicht wächst.
Brillenvitrine
© Adobe Stock / Vadim

Die Augenoptik-Branche hat im Jahr 2022 ihren Gesamtumsatz um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreswert gesteigert und liegt nun bei 6,7 Milliarden Euro (Mehrwertsteuer inklusive). Das ergab der jüngst veröffentlichte Branchenbericht des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA). Der neue Verbandspräsident Christian Müller betitelt den Anstieg vor dem Hintergrund der Konsumzurückhaltung aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage als „Erfolg für die Augenoptik“. Der aktuelle Wert liegt damit um knapp drei Prozent über dem letzten „Normal- bzw. Vor-Pandemie- Jahr“ 2019.

Qualität schlägt Online und das weiß der Verbraucher.

Thomas Heimbach (ZVA)

Außerdem belege die aktuelle GfK-Studie zu den Vertriebswegen in der Augenoptik: 88 Prozent des augenoptischen Umsatzes wurden 2022 beim stationären Augenoptiker erwirtschaftet, der Umsatzanteil des reinen Online-Vertriebs ging sogar nach einer Erhöhung im Jahr 2021 im darauffolgenden Jahr wieder zurück. Thomas Heimbach, Vorsitzender des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses des ZVA, resümiert: „Qualität schlägt Online und das weiß der Verbraucher. Brillen aus dem Internet spielen auch nach vielen Jahren Online-Handel nur eine homöopathische Rolle."

Der vollständige Bericht steht Interessierten auf der ZVA-Website zum Download zur Verfügung. Im Folgenden haben wir für Sie ausgewählte Daten und Ergebnisse zusammengefasst.

ZVA Bericht 2023

Absatz von Brillen (-Gläser) gesunken, Kontaktlinse gestiegen: Während der Umsatz schwach gestiegen ist, hat der Absatz von Brillen und Gläsern abermals abgenommen. Geringere Stückzahlen wurden demnach wieder durch hochwertigere Verkäufe kompensiert. Außerdem ist der Kontaktlinsenumsatz inklusive Pflegemittel deutlich gewachsen: Mit einem Plus von 14,5 Prozent bezogen auf das Vorjahr liegt dieser bei 609 Millionen Euro. Der Kontaktlinsenumsatz wird zu 54 Prozent stationär erwirtschaftet. Die Online- bzw. Multichannel-Anteile liegen somit beim Kontaktlinsenumsatz um ein Vielfaches höher als bei der Brille.

ZVA Bericht 2023

Online-Käufe abgenommen: Das Einkaufsverhalten der Konsumenten hat sich nach dem Ende der Corona-Einschränkungen und einer Zunahme der Online-Käufe wieder an das alte Normalmaß angenähert. Entsprechend ist der Online-Verkauf über alle Branchen hinweg im Jahr 2022 zurückgegangen.

ZVA Bericht 2023

Verdrängungsdruck auf mittelständische Unternehmen steigt: Die Zahl der Betriebsstätten in der Augenoptik sinkt im Jahr 2022 erneut um 180 Betriebe. Im Gegensatz dazu steigt die Anzahl der Geschäfte der zehn größten Unternehmen in der Augenoptik auf 2.568. Bezogen auf die insgesamt etwa 11.100 Betriebsstätten bedeutet dies einen Anteil von 23 Prozent.

ZVA Bericht 2023

Anteil stationärer Brillenkäufe über Vor-Corona-Niveau: Der Anteil des stationären Verkaufs ist etwas gestiegen und liegt im Jahr 2022 bei 91 Prozent. Im Gegensatz dazu verliert der Online-Handel, nach einem Anwachsen des Anteils im Jahr 2021 auf vier Prozent vor dem Hintergrund der Corona-Krise, im Jahr 2022 wieder auf zwei Prozent.

Die Aufteilung in stationäre und Online-Käufe unterscheidet sich außerdem deutlich zwischen Kontaktlinsen inklusive Pflegemitteln und Brillen. Bei den Kontaktlinsen liegt der Anteil der stationären Einkäufe im Jahr 2022 bei 59 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozentpunkte zurückgegangen. Auch der reine Online-Kauf ging von 16 Prozent im Jahr 2021 auf zwölf Prozent im Folgejahr zurück. Im Gegensatz dazu stieg der Anteil der Multichannel-Käufe auf 29 Prozent.

ZVA Bericht 2023

Brillenträger nehmen zu, regelmäßige KL-Träger ab: Der Anteil der Brillenträger ist in Deutschland langfristig deutlich gewachsen. In den vergangenen Jahren hat sich die Quote stabilisiert und liegt für das Jahr 2014 bei 63,5 Prozent. 2019 gab es mit einem Anteil von 66,6 Prozent Brillenträgern einen deutlichen Sprung nach oben. 2,5 Prozent der Bevölkerung tragen ihre Kontaktlinsen regelmäßig, weitere drei Prozent gelegentlich, zum Beispiel im Wechsel mit einer Brille. Der Anteil der Kontaktlinsenträger blieb in den vergangenen Jahren (seit 2005) recht stabil und liegt aktuell bei 3,4 Millionen.

ZVA Bericht 2023

Verstärkt Lieferkettenprobleme: 55 Prozent der Betriebe gaben an, von Lieferkettenproblemen betroffen zu sein. Diese Betriebe haben in der Folgefrage mitgeteilt, welche Produkte bzw. gegebenenfalls Ausstattungsgegenstände davon tangiert sind. Demnach gibt es vor allem im Bereich Kontaktlinsen bzw. Kontaktlinsenpflegemittel Probleme. Die Bereiche Gläser und Fassungen sind weniger betroffen. So gut wie keine Lieferkettenprobleme gibt es im Bereich vergrößernde Sehhilfen.

Fachkräftemangel weiterhin groß: Laut einer Online-Umfrage unter 968 innungsangehörigen Betrieben öffnet sich die Schere zwischen freien Stellen und arbeitssuchenden Augenoptikern und Nachwuchskräften weiter. Demnach

  • suchten 42 Prozent der befragten Betriebe in den vergangenen sechs Monaten Fachpersonal
  • konnten 68 Prozent der freien Stellen am Ende nicht besetzt werden
  • mussten bei 19 Prozent der Bewerber bei der gewünschten Qualifikation Abstriche gemacht werden

Geringe Investitionsbereitschaft: Der Ukraine-Krieg, die Inflation und die damit einhergehende allgemein unsichere wirtschaftliche Situation trüben laut der Online-Umfrage die Erwartungen der Betriebe an die Umsatzentwicklung. In der Folge

  • werden mehr als die Hälfte keine größeren Investitionen tätigen
  • planen nur 46 Prozent einen Ladenumbau oder zusätzliche Anschaffungen im Bereich Refraktion und optometrisches Screening