Zahlen und gefühlte Realität klaffen auseinander

Rainer Hankiewicz
Rainer Hankiewicz, Vorsitzender des ZVA-Berufsbildungsausschusses, stellte den Berufsbidlungsbericht 2019 in Düsseldorf vor.
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Ja, das Wort Fachkräftemangel mag dem einen oder anderen vielleicht schon zum Hals heraushängen und die ewigen Diskussionen darüber, warum auch die Augenoptik davon betroffen ist, scheinen kaum ein Ende nehmen zu wollen. Und doch kommt man meist nicht drum herum, wenn man sich Gedanken um die Zukunft des Augenoptikhandwerks macht. Kein Wunder also, dass bei der Vorstellung des Berufsbildungsberichts hier erneut der Finger in die Wunde gelegt wurde. Alle zwei Jahre veröffentlicht der ZVA die aktuellen Zahlen, sonst meist nur durch die Versendung von Bericht und Pressemitteilung, diesmal aber hatte man in die Räumlichkeiten nach Düsseldorf eingeladen.

Für Dirk Schäfermeyer, Abteilungsleiter Fort- und Weiterbildung beim ZVA, ein Heimspiel, für Rainer Hankiewicz, Vorsitzender des ZVA-Berufsbildungsausschusses, dann schon ein größerer Aufwand. Extra aus München war er angereist, um der augenoptischen Fachpresse den neuesten Bericht persönlich vorzustellen. Und um gleich zu Beginn mit einer Aussage zu verblüffen: „Ich könnte mehr Geld damit verdienen, anderen Geschäften Mitarbeiter zu vermitteln, als selber im Geschäft zu arbeiten.“ Natürlich hegt Hankiewicz nicht ernsthaft diesen Gedanken, doch alleine die Aussage verdeutlicht, wie es um den augenoptischen Markt bestellt ist.

Knapp 2,5 freie Stellen auf einen arbeitlosen Augenoptiker

Dabei sind die Zahlen isoliert und auch in Relation zu anderen Branchen betrachtet nicht einmal dramatisch schlecht. Schließlich erreichte die Ausbildungsquote (Verhältnis der sich in Ausbildung befindenden Beschäftigten zur Gesamtzahl der Beschäftigten) in der Augenoptik im Jahr 2018, also dem Jahr der Erhebung, mit 19 Prozent einen Spitzenwert. Volle Berufsschulen, die sogar am Rande der Kapazitäten agieren, können aber dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf einen arbeitslosen Augenoptiker fast 2,5 freie Stellen kommen. Denn – und auch das ist mitunter harte Realität – die Auszubildenden an den Betrieb zu binden oder ihnen sogar Übernahmevoraussetzungen zu schaffen, scheint anspruchsvoll. 

Viele weitere Zahlen und Erkenntnisse des Berufsbildungsberichts lesen Sie in der Februar-Ausgabe der DOZ, die Sie in den kommenden Tagen in Ihrem Briefkasten finden werden.