Roland A. Frank hat sich auf Tauchmasken spezialisiert

Wenn Tauchen zum Sehvergnügen wird

Wer eine optische Tauchmaske braucht, kommt an einem Spezialisten nicht vorbei. An jemandem wie Roland A. Frank: Der hat sich vor fünf Jahren diesem Thema angenommen und das Nischengeschäft mit der besten Unterwassersicht von seinem Freund und Kollegen Uli Mößlang übernommen. Die verglasten Tauchmasken gehen täglich vom Starnberger See in alle Welt und auch Kolleginnen und Kollegen können von der Expertise profitieren.
Taucherin mit Tauchmaske unter Wasser

Gute Sicht unter Wasser: Mit einer verglasten Tauchmaske haben Fehlsichtige auch unter Wasser immer beste Sicht.

© Adobe Stock / Happy monkey

Der Augenoptik im klassischen Sinne hat Roland A. Frank im Mai 2020 endgültig den Rücken gekehrt. „Ich wollte weg vom kompletten Bauchladen.“ Ein althergebrachtes Ladenlokal? Seither Fehlanzeige! Sein Geschäft samt großer Ausstellung in der Frauentorstraße von Augsburg hat er dichtgemacht, dafür in seinem Wohnhaus in Pöcking am Starnberger See, südwestlich von München, einen Showroom eingerichtet, in dem er ausschließlich auf Termin arbeitet. Der Keller wurde zur großen Werkstatt umfunktioniert. „Zumindest da mache ich alles genauso wie der traditionelle Augenoptiker.“ Und was? Tauchmasken und Schwimmbrillen, Sportbrillen und Bildschirmarbeitsplatzbrillen hat er zu seinem Spezialgebiet erklärt. Gerade erstere sind ein absoluter Nischenmarkt und ein nur kleines Marktsegment, aber: „Tauchen ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr zum Modesport geworden und erlebt einen gewissen Hype.“ 

Ist er also nur auf einen Zug aufgesprungen, der Fahrt aufgenommen hat? Mitnichten! Aber er hat vor mittlerweile fünf Jahren eine gut funktionierende 70-jährige Lok übernommen und seither nicht an Tempo verloren. Die alte Lok hieß früher Optik Heydenreich beziehungsweise heißt so noch immer, nur mit dem Zusatz „by Optik Frank“. 1951 hatte das Traditionsgeschäft die erste optische Tauchmaske gefertigt, zur Identifikationsfigur und zum Lokführer wurde später Uli Mößlang. „Uli und ich kannten uns seit meiner Lehrzeit in den 80er Jahren. Er war zu dieser Zeit Gesellenausschussvorsitzender – damals noch für die Innung München-Oberbayern, später nach der Fusion der Innungen für Süddeutschland – ich bin seit 1985 im Prüfungsausschuss.“ Zwischen beiden entstand eine enge – nicht nur – berufliche Freundschaft, die sich weit über den gemeinsamen Nenner der Sportbrillen, die auch Frank in seinem Geschäft anbot, hinaus erstreckte. „Wir hatten gewissermaßen eine Standleitung über Skype. Auch wenn wir uns teilweise stundenlang am Tag nicht gesehen oder gehört haben, war der eine gewissermaßen immer mit im Laden des anderen.“ 

Roland Frank mit Fußball, Golfschläger und Schießbrille

Nicht nur Tauchmasken sind das Steckenpferd von Roland A. Frank, sondern Sportbrillen jeglicher Art. Bisher hat er Brillen für 49 Sportarten für seine Kundinnen und Kunden angefertigt – vom Schießen über Golf bis Fußball.

© Augenoptik Frank

Die Kinder wollten nicht, der Freund dafür umso mehr

Als 2016 schließlich bei Mößlang der Entschluss reifte, beruflich kürzer zu treten und sich mehr um seine Frau und seine Familie als auch sein Hobby, das aktive Tauchen, zu kümmern, lag es daher nahe, dass er Frank ein Angebot für die Übernahme unterbreitete. „Von seinen Kindern wollte niemand den Laden übernehmen und einfach zuschließen, dafür lag ihm das Geschäft mit den Tauchmasken zu sehr am Herzen. Für mich war es in erster Linie eine Frage des Preises“, erinnert sich Frank. Mößlang nannte einen Preis und Frank brauchte gerade einmal 30 Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen. „Ich wollte es einfach aus­probieren und mir das Ganze zwei Jahre lang anschauen, um anschließend zu entscheiden, welchen Geschäftszweig ich fortführen möchte.“ So ging es für Frank gewissermaßen nochmal in die Lehre, schließlich galt es, die Erfahrungen, Tipps und Tricks sowie das besondere Verfahren (dazu später mehr) der Herstellung von optischen Tauchmasken zu erlernen. Zwei Jahre lang stand ihm Mößlang mit Rat und Tat zur Seite, ehe der erfahrene Taucher und Tauchlehrer im September 2018 durch einen plötzlichen Herztod am Starnberger See ums Leben kam. „Leider ist Uli viel zu früh von uns gegangen, sonst hätte ich noch den ein oder anderen Tipp mehr abbekommen.“

Und so ist es an Frank, Mößlangs Erbe fortzuführen – und eine Hilfe für zahlreiche Taucherinnen und Taucher darzustellen, die auch unter Wasser auf beste Sicht angewiesen sind. Neben der Sehmeile in Hamburg und Pingel Optik in Düsseldorf ist Optik Heydenreich „die“ Anlaufstelle im deutschsprachigen Raum. „Damit ist der kleine Markt auch gut besetzt.“ Zusätzlich zu den Tauchmasken für den Verbraucher fertigt Frank auch Tauchbrillen für viele Kolleginnen und Kollegen – und sieht in eben dieser Zusammenarbeit einen klaren Vorteil für beide Seiten. „Tauch- und Schwimmbrillen können für Augenoptiker ein kleines aber gutes Zusatzgeschäft sein, auch wenn sie diese nicht selber fertigen.“ Schließlich würden die Kolleginnen damit nicht nur ihre Kompetenz gegenüber dem Kunden unterstreichen, sondern gleichzeitig auch ein weiteres Kundenbindungsinstrument an der Hand haben. „Interessierte Kollegen bekommen von mir einen klaren Leitfaden an die Hand mit allen Werten, die ich wissen muss. Um den Rest kümmere ich mich dann schon.“ Natürlich würde er durch den direkten Verkauf an den Verbraucher mehr verdienen, als durch die Auftragsarbeit für eine Kollegin, doch darum geht es Frank überhaupt nicht. „Jede optische Tauchmaske, die wir unters Volk bringen, ist gut. Es liegt unheimlich viel Potenzial auf der Straße, das man nur erkennen und nutzen muss.“ 

„Es liegt unheimlich viel Potenzial auf der Straße, das man nur erkennen und nutzen muss.“

Roland A. Frank

Manchmal gehe der Weg auch andersherum, wenn ein Kunde mit einem Wunsch für eine Tauchmaske sofort bei Frank anrufe. Dann setzt er sich mit dem Stammoptiker des Kunden in Verbindung, um dessen Brillenwerte zu erfragen. „Die meisten sind da auch sehr hilfsbereit.“ Schließlich sei Frank nicht daran interessiert, den Mitbewerbern etwas wegzunehmen und zusätzlich noch eine normale Brille zu verkaufen, sondern konzentriere sich ausschließlich auf die vom Kunden gewünschte Sonderanfertigung. „Der Futterneid in der Branche ist sicher nicht größer als in anderen, aber er ist dennoch manchmal spürbar. Dabei sollten die Kollegen doch das Selbstbewusstsein haben, einen Stammkunden, der bei ihnen in guten Händen ist, nicht wegen einer Spezialbrille zu verlieren.“

Mit der Reiselust steigt auch die Nachfrage wieder

Täglich gehen optische Tauchbrillen bei Roland A. Frank über die „Ladentheke“. Die Corona-Pandemie hat allerdings auch bei ihm eine leichte Delle hinterlassen. Denn neben den regelmäßigen Tauchern, die fast jede Woche unter Wasser gehen, geht ein Großteil der Kundschaft meist im Urlaub auf Tauchgang. Die Reisebeschränkungen waren auch für Frank spürbar, seit ein paar Wochen aber hat die Reiselust der Kunden wieder Fahrt aufgenommen. „Viele checken vor dem Urlaub nochmal ihr Equipment und auch Tauchmasken unterliegen einem gewissen Verschleiß.“ Dabei geht es weniger um die Gläser, sondern meist um den Maskenkörper. Doch selbst wenn dieser defekt ist, müssen nicht unbedingt neue Gläser her. Denn viele Taucher bleiben ihrem Modell oft über Jahre hinweg treu, kaufen es erneut und überspringen bei Änderungen der Sehstärke meist ein Intervall. In diesen Fällen werden die Gläser einfach in die neue Maske gesetzt. 

Doch wie funktioniert das eigentlich bei einer Tauchmaske? Frank nutzt für seine optischen Tauchmasken ein spezielles Klebeverfahren, bei dem die fast ausschließlich mineralischen Gläser auf die plane Fläche des schon in der Tauchmaske eingesetzten gehärteten Mineralglases geklebt werden. „Wir verwenden einen speziellen Drei-Komponenten-Kleber, der unter bestimmten Bedingungen verarbeitet werden muss. Auf diese Verklebung geben wir 30 Jahre Garantie. Egal ob minus 30 Grad oder plus 40 – der Kleber hält.“ So gut, dass beide Teile später nicht mehr voneinander zu trennen sind. Gerade diese feste Verbindung kann in bestimmten Situationen sogar lebensrettend sein. „Die Industrie bietet beispielsweise Nahzusatzfolien an. Meist aber hält die Folie nur durch Adhäsion. Läuft die Maske dann voll Wasser, kann sich die Folie lösen.“ Passiert dies in 30 oder 40 Metern Tiefe und der Taucher kann seinen Tauchcomputer nicht mehr lesen, sei dies „nicht lustig“. Panik könne entstehen und bei einem Schnellaufstieg könne man von Glück reden, wenn man im Anschluss „nur“ in der Druckkammer enden würde. Entsprechend trage eine gute optische Tauchmaske auch zur Sicherheit des Tauchers bei.

Tauchmaske und verschiedene Gläser

Die mineralischen Gläser werden mit einem speziellen Drei-Komponenten-Kleber in die Tauchmaske geklebt. Ob Einstärken-, Gleitsicht-, Bifokal- oder Trifokalgläser spielt dabei keine Rolle.

© Augenoptik Frank

Neue Schleifautomaten geraten an ihre Grenzen

Die Range der eingesetzten Brillengläser liegt zwischen +20 und -30 Dioptrien, auch hohe Zylinderwerte, Gleitsichtgläser, Bifokal- oder Trifokalgläser sind kein Problem. Denn in jeder Tauchmaske steckt eine Menge Handwerk drin. Das fängt schon beim Zurechtschleifen der Rohlinge an. Hier setzt Frank auf einen älteren Schleifautomaten, mit dem er noch nach Formscheibe schleifen kann. Bei Diagonalen bis 100 Millimeter und Randdicken von über zwei Zentimetern kämen alle neuen Geräte an ihre Grenzen. „Ich bin 2016 zusammen mit Uli Mößlang über die Opti gelaufen und wir haben alle neuen Automaten getestet. Mit ernüchterndem Ergebnis: Keiner konnte unsere Anforderungen erfüllen.“ 

Auch die Auswahl der Glaslieferanten ist eher begrenzt. „Viele Glashersteller können keine Mineralscheibe in plan-konvex oder plan-konkav herstellen. Der Markt ist hierfür einfach zu klein. Zum Glück aber gibt es in Deutschland ein paar Hersteller, die unsere Wünsche erfüllen.“ Innerhalb von 24 Stunden kann Frank eine neue Tauchmaske verglasen und in den Versand geben. Wenn selbst das nicht reicht, wird die Brille auch mal persönlich zum Flughafen gebracht und dem Kunden kurz vor dem Boarding übergeben. „Auch das macht uns aus!“

Oftmals haben auch Urlauber eine von Frank gefertigte Tauchmaske im Gepäck, um diese an den ausgewanderten Tauchlehrer in Thailand, auf den Malediven oder in Ägypten zu übergeben. „Dank Sozialer Medien und Videotelefonie bekommt man ziemlich viel hin. Wir arbeiten hier oft mit den örtlichen Augenoptikern zusammen und finden fast immer eine individuelle Lösung.“

Wer geht schon in Tennisschuhen in die Oper?

Eine individuelle Lösung, die natürlich ihren Preis hat – aber doch weit günstiger ist, als es sich manche Kundin und Kollegin vorstellt. Für zwei Einstärkengläser rechnet Frank unter 200 Euro ab, bei einer Tauchmaske komplett mit Gleitsichtgläsern liegt der Preis bei etwa 600 Euro. „Bei einem verlängerten Zyklus von sechs Jahren sind das 100 Euro pro Jahr für eine optimale Sicht unter Wasser.“ Das sollte es einem schon wert sein, findet Frank. Schließlich gehe man auch nicht mit den Tennisschuhen in die Oper oder den Skischuhen zur Arbeit (außer natürlich als Skilehrer ...). 

Wichtig sei zudem, dass man die Kunden auf das vorbereite, was sie von der optischen Tauchmaske erwarten dürfen – und was eben (unter Umständen) nicht. Gerade bei Gleitsichtgläsern kommt die komplette Wirkung über die Rückseite und damit ergeben sich etwas andere Abbildungsverhältnisse. Gerade zum Rand hin können die Sichtverhältnisse bei hohen Pluswerten gewöhnungsbedürftig sein. „Aber meine Kunden werden auf genau diese Szenarien vorbereitet. Alle Gläser werden optimal berechnet und gefertigt“, sagt Frank. Gerade bei der Berechnung der Glaswerte müssten einige Parameter berücksichtigt werden, wie beispielsweise das Medium Wasser und der andere HSA bei einer Tauchmaske. „Aber genau das ist eben Teil meines Handwerks und macht richtig Spaß.“

Das gilt auch für die speziellen Herausforderungen, mit denen so mancher Kunde bei Frank aufschlägt. Er erinnert sich beispielweise an einen professionellen Unterwasser-Fotografen und -Filmer. Durch die Liegendposition unter Wasser und die dadurch veränderte Kopf- und Körperhaltung galt es, die speziellen Sehanforderungen und Blickfelder optimal zu bedienen. „Wir haben ihm eine Spezialbrille mit insgesamt vier Stärken angefertigt. Dabei haben wir die jeweiligen Gläser mit einer Planfacette geschliffen und diese anschließend verkittet. Das ist reine Handarbeit.“ Aktuell arbeitet er an einer Lösung für einen Unterwasser-Archäologen, der für das Abpinseln von Fundstücken bis auf fünf Zentimeter heranschwimmen muss. Die Lösung: ein vorklappbares Lupenglas.

Augenoptik nie bereut – im Gegenteil

Eben dieses Tüfteln treibt Frank jeden Tag aufs Neue an – und bewahrt ihm die Freude an seiner Arbeit. Dafür nimmt er auch in Kauf, dass die meiste (Beratungs-)Arbeit oft in den Abendstunden und an den Wochenenden auf ihn wartet. „Meine Kunden sind im Normalfall von Montag bis Freitag auf der Arbeit und kommen in dieser Zeit eher selten dazu, sich um ihre Tauchmasken zu kümmern.“ Auch deshalb hat er vor gut einem Jahr den Entschluss gefasst, auf das klassische Ladenlokal zu verzichten und stattdessen von zu Hause zu arbeiten. „Ich arbeite genauso viel wie früher, habe jetzt aber den Vorteil, dass ich mir die Zeit freier einteilen kann.“ Bereut hat er den Schritt weg von der klassischen Augenoptik nicht – im Gegenteil. Frank hat in der Sportoptik und mit den Tauchmasken und Schwimmbrillen seine Nische gefunden, in der er sich sichtbar wohl fühlt und die er optimal besetzt. Und nach oben hat er sich keine Grenzen gesetzt: „Ich habe sehr gut zu tun, aber ein bisschen Zeit hätte ich noch.“