Umfrage: Wer studiert Augenoptik, warum und mit welchem Ziel?

Skulpturen vor der Hochschule Aalen
Begegnung und Austausch sind wichtige Faktoren für die Entscheidung pro Studium.
© Hochschule Aalen

Gefühlt studiert jeder Zweite unter den jungen Leuten. Doch welche Gründe sprechen für ein Augenoptik-Studium? Die DOZ hat sich mit einer Umfrage an die Studenten und die Professoren der einzelnen Hochschulen gewandt. Dabei wollte die DOZ wissen, warum die Studenten sich für die Augenoptik entschieden haben und mit welchem Ziel sie das Studium verfolgen.

Die augenoptische Branche befindet sich im Umbruch. Das Berufsbild des Optikers wie wir es kennen wird immer mehr durch andere Berufsbilder verdrängt werden. Ein Mitschreiten mit dem Wandel ist auf jeden Fall erforderlich. Ich will vorne mit dabei sein, wenn es gilt, diese Zukunft zu formen.

Die Ausbildung bereitet junge Menschen auf den Beruf vor. Mit dem Studium können sie den Blick über den Tellerrand hinauswerfen. Inhalte aus Naturwissenschaften, Technik und Medizin werden vereint, mit dem betriebswirtschaftlichen Teil kombiniert, und Studenten können einen Schwerpunkt auf die eigenen Interessen legen. Doch welche Gründe sprechen für ein Augenoptik-Studium?

Professor Dr. Holger Dietze von der Beuth Hochschule für Technik Berlin bringt es auf den Punkt: „Fühlen sich junge Menschen von praxisbezogenen Inhalten aus Naturwissenschaften, Technik und Medizin sowie von handwerklichen Komponenten angezogen und bringen sie eine große Portion Empathie mit, ist das Augenoptik-Studium das Richtige. Die Liebe zum Detail sowie eine zielorientierte Arbeitsweise sind auch für den wissenschaftlichen Teil unabdingbar.“

Als gelernter Augenoptiker hatte ich weder die finanziellen Möglichkeiten noch die fachliche Kompetenz, meinen Aufgabenbereich zu erweitern und mich weiterzuentwickeln. Mit dem abgeschlossen Studium erhoffe ich mir mehr Verantwortung in der Praxis, die Anwendung von medizinischen und diagnostischen Verfahren, mehr Spaß und mehr Geld.

Teilnehmer UmfrageAn unserer Umfrage nahmen insgesamt 53 Studenten teil. Dabei reichte das Alter der Teilnehmer von 20 bis 36 Jahren.Sie studieren in verschiedenen Semestern eines Bachelor- oder Master-Studiengangs. 18 von ihnen sind im zweiten Semester, gefolgt von acht aus dem sechsten Semester. Alle anderen verteilen sich recht gleichmäßig. Mit 41 Teilnehmern von 53 hat die Beuth Hochschule für Technik Berlin teilgenommen. Dort studieren ca. 100 im Bachelor- und weitere 40 im Master-Studiengang.Teilnehmer Umfrage

Die Abbrecherquote im Augenoptik-Studium ist deutlich geringer als bei anderen wissenschaftlichen Fächern. Sie schwankt zwischen zehn und fünfzehn Prozent. Professor Dr. Jürgen Nolting (Aalen) erzählt der DOZ, dass sich die meisten Abbrüche in den unteren Semestern wiederfinden lassen. Dies sei häufig wegen eines Studiengangwechsels oder mit „Parkstudenten“ zu erklären, die die Vorteile des Studentenstatus ausnutzen wollten. Zudem können Prüfungen des ersten Semesters bis zum Schluss aufgeschoben werden, „daher kommt es auch hier zu Abbrüchen im Studium“, ergänzt Professor Dietze für die Beuth Hochschule.

Geselle zu sein und auch der Meistertitel reicht mir nicht, daher ist das Studium mein persönliches Bestreben der Weiterbildung.

Karriere und Kohle

Teilnehmer UmfrageDie Gründe für ein Augenoptik-­Studium: „Bessere Karrierechancen“ und „höherer Verdienst“ sind für die meisten Studenten der Antrieb. Das „tiefere Fachwissen“ und die „Herausforderungen in der Augenoptik“ nennen lediglich elf von ihnen als Beweggrund.

Mit welchem Ziel absolvieren die Studenten ihr Studium? Die meisten interessieren sich für Jobs in der Augenklinik und in der Opto­metrischen Praxis. Neben der Selbstständigkeit liegen die Forschung und Dozententätigkeit fast gleichauf.

Die DOZ wollte wissen, ob die Studenten nach dem Bachelor noch den Master machen. Offenbar reift diese Entscheidung erst im Verlauf des Studiums, denn die größte Zahl der Befragten ist in dieser Hinsicht noch unschlüssig.

Ich studiere Augenoptik, um Menschen mit Sehproblemen wirklich zu helfen. Nicht nur eine Brille anfertigen, sondern auch dahinter verstehen, wie das System Auge funktioniert und wissen, in welchem Fall eine Brille nicht mehr hilft.

Teilnehmer UmfrageAlle Professoren sind sich einig: Das Bachelorstudium deckt alle Schwerpunkte der Augen­optik ab. Die Studenten werden auf alle Tätigkeitsbereiche gleichermaßen vorbereitet. Der Schwerpunkt des Studiums liegt auf der Praxis. In diesen Phasen gehen die Studenten in eine Augenklinik oder ein Augenoptik-Geschäft, um ihre Kompetenzen zu erweitern. Kooperationen mit Kliniken und Unternehmen unterstützen die an­gehenden Bachelor und Master in ihrer Praxisphase. Nebenbei können die Studenten bei Projek­ten im Innovationszentrum (Hochschule Aalen) mitarbeiten. Die TH Brandenburg hat Kontakte zum Verband OpTecBB. Das sechste Semester kann an einer ausländischen Partnerhochschule absolviert werden. Die Hochschule Aalen hat unter anderem Spanien, Italien und Neuseeland genannt, bei der Beuth Hochschule waren es Großbritannien, Polen und Tschechien.

Ich studiere Augenoptik, weil es mir das Gefühl gibt, Menschen wirklich helfen zu können.


Wie passend: BAFöG-Erhöhung beschlossen

Der Deutsche Bundestag hat am 17. Mai, während unserer Recherche zum Thema Studium, eine Bafög-Reform beschlossen. Mit dieser werden die Fördersätze erhöht und der Kreis der Bafög-Empfänger vergrößert. Ab dem 1. August 2019 – also pünktlich zum Wintersemester – steigt der Förderhöchstbetrag in zwei Stufen von 735 auf 861 Euro im Monat. Erleichtert wird zudem die Rückzahlung der Fördersumme, die bei einem Studium zur Hälfte als Darlehen gewährt wird. Der im Höchstbetrag enthaltene Wohnzuschlag für Studenten, die nicht mehr bei den Eltern leben, steigt von 250 auf 325 Euro. Angehoben werden auch die Freibeträge für das Einkommen der Eltern, die für den Bafög-Bezug entscheidend sind. Dafür will die Bundesregierung allein in dieser Wahlperiode über 1,2 Milliarden Euro zusätzlich ausgeben und (wieder) mehr junge Menschen fördern als bisher. Denn die Zahl der Bafög-Empfänger sinkt seit Jahren: Im Jahr 2017 floss die staatliche Ausbildungshilfe nur noch an rund 557.000 Studenten sowie etwa 225.000 Schüler.