Augenhintergrundanalyse als USP Telemedizin bei Augenoptik Findeisen
15.10.2020
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„Stellen Sie sich vor, dass eine Kundin vor uns auf dem Refraktionsstuhl sitzt. Der Visus ist normal, keine Auffälligkeiten. Wir machen mit dem EasyScan ein Fundusbild und schicken es mit dem Ergebnis der Refraktion an einen Augenarzt. Dessen Anruf bewirkt, dass die Kundin sofort eine Augenklinik aufsucht. Diagnose: dezentrale Einblutungen in die Netzhaut. Sie haben ihr praktisch das Auge gerettet!“ So veranschaulicht Augenoptikmeister Tim Findeisen von Optik Findeisen aus Leipzig die Beweggründe, warum er in seine Philosophie von „gutem und gesundem Sehen“ ein telemedizinisches Angebot integriert hat.
Telemedizin – Findeisen wendet sie inzwischen seit einem Jahr in seinen Fachgeschäften an – ist ein Begriff, der nicht erst mit der Corona-Pandemie wieder verstärkt in den Fokus gerückt ist, da Vor sorgetermine nicht durchgeführt wurden. Auch die Bedeutung einer besseren (Augen-)Gesundheit wird angesichts des Augenärztemangels im ländlichen Raum immer wichtiger. Die „epitop medical GmbH“ aus der Nähe von München entwickelt und vertreibt diese eHealth-Lösungen seit vielen Jahren. Geschäfts führer und Gründer Dr. Amir Parasta erklärte vergangenen Herbst im DOZ-Interview, wie sich Augenoptiker mit dem Netzwerk der Tele medizin positionieren können (siehe DOZ 09/19 S.102 ff.).
Parasta sieht in der Telemedizin nicht nur die Fernbeurteilung von Bildern, sondern viel mehr die gemeinsame Betreuung von Kunden, „indem wir im Vorfeld einer Behandlung so viele relevante Daten und Informationen wie möglich über ihn einholen, ohne dass er uns physisch gegenübersitzt“. Aufgrund der Zusammenarbeit und engeren Betreuung von Augen ärzten und Augenoptikern in diesem Modell können bessere diagnostische und therapeutische Ergebnisse erzielt werden. „Durch die Telemedizin wird die Vorsorge gestärkt, Risiken für einzelne Patienten werden früher entdeckt“, erklärt der Geschäftsführer. Wichtig sei dabei die Lokalität: So bleibe der persönliche und lokale Bezug zum Patienten bestehen und die Beratung nicht allein auf die Telemedizin beschränkt. Die Besprechung der Ergebnisse kann der regionale Arzt oder der Augenoptiker vornehmen, je nachdem, wie sich der Kunde entscheidet.
Ein Jahr Telemedizin: von Großpösna über Naunhof bis Wiederitzsch
Der erste Kontakt zur Telemedizin ergab sich für Findeisen auf der Opti 2017. Nach Sichtung der verschiedenen Angebote entschieden der Augenoptikermeister und sein Team, das Konzept von Epitop auszuprobieren. Findeisen sah das Potenzial des Angebots, insbesondere für die größte seiner drei Filialen. Im Sommer 2019 startete er die Augenprüfung mit dem EasyScan (über Roden stock) in Großpösna. „Schnell zeigte sich, dass wir mit der Augen hintergrundmessung einen Nerv getroffen hatten. Die Termine waren superschnell ausgebucht, daher beschloss ich, für die zweite Filiale in Naunhof ebenfalls ein EasyScan- Gerät zu kaufen“, berichtet Findeisen. Im Herbst 2019 wurde auch dort mit den Messungen begonnen. „Einige Kunden aber waren enttäuscht, dass die Fundusbilder nur in Großpösna und Naunhof möglich waren und nicht in der etwa 30 Kilometer entfernten Filiale in Leipzig-Wiederitzsch.“ So nutzte Findeisen die Zeit des Lockdowns und ließ die dritte Filiale umbauen. Seit Mai können die Kunden auch in Wiederitzsch das tele medizinische Angebot in Anspruch nehmen.
Wichtig war dem gebürtigen Leipziger, dass der Brillenverkauf durch die optometrische Dienstleistung nicht in den Hintergrund rückt. Findeisen nimmt rund 70 Euro für die Augenprüfung. „Viele Kunden kommen wegen der Augenhintergrundmessung in meine Filialen. Durch die Abgabe der Auswertung bleibt mein Fokus auf dem Brillenverkauf. Die Augenhintergrundmessung läuft parallel, ohne dass ich zusätzliche lange Schulungen machen muss, um die Bilder selbst auszuwerten.“ Es gäbe genug Kunden, die Wert auf eine sorgfältige Brillenberatung legen und dennoch bereit sind, für den zusätzlichen Nutzen Geld in die Hand zu nehmen. Schließlich bietet der zusätzliche Service auch eine gewisse Sicherheit. „Über das ganze erste Jahr gab es – zum Glück – nur drei Fälle, in denen sofort gehandelt werden musste.“ Ein für Findeisen wichtiger Punkt beim telemedizinischen Angebot von Epitop ist die rechtliche Situation: „Ich hafte nicht für die Auswertung. Das Risiko liegt bei dem Augenarzt, der die Beurteilung der von mir eingereichten Daten und Bilder vornimmt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Augen prüfung jedoch nicht.“ Er zahlt eine monatliche Grundgebühr für die Nutzung des Portals sowie für jede einzelne Beurteilung 19 Euro an den Augenarzt, der diese durchführt.
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