Start-up entwickelt Autofokus-Brille

Eine Brille für alle Sehbedürfnisse? Was bislang wie Zukunftsmusik klang, nimmt nun Gestalt an: Das finnische Start-up IXI arbeitet an einer intelligenten Brille, die sich automatisch an die Sehstärke des Trägers anpasst – und hat dafür kürzlich eine Finanzspritze von über 32 Millionen Euro, unter anderem vom Amazon Alexa Fund, erhalten. Die Vision der Entwickler: Schluss mit Alltags-, Lese- und Notfallbrillen – stattdessen soll ein einziges Modell ausreichen, das sich situativ auf unterschiedliche Sehentfernungen einstellt. Grundlage dafür ist eine Kombination aus Flüssigkristallgläsern und Eye-Tracking-Technologie. Sensoren im Brillengestell messen in Echtzeit die Blickbewegungen und Konvergenzwinkel der Augen. Ein Mikrocontroller in der Nasenbrücke steuert daraufhin die Sehstärke der Gläser – angepasst auf Nah-, Zwischen- oder Fernsicht. Die Stromversorgung übernehmen Akkus in den Brillenbügeln, die rund zwei Tage durchhalten sollen. Auch an den Alltag ist gedacht: Sollte der Akku leer sein, funktioniert die Brille weiterhin als klassische Sehhilfe – voreingestellt auf Kurzsichtigkeit.

Zwar ist die Markteinführung laut IXI-COO Jussi Havu noch nicht unmittelbar geplant – ein Prototyp soll aber im Laufe des Jahres 2025 vorgestellt werden. Bis zur Serienreife sind noch technische und regulatorische Hürden zu überwinden. IXI ist kein Neuling auf dem Gebiet: Die Gründer Niko Eiden und Ville Miettinen waren zuvor bereits an der Entwicklung der Microsoft HoloLens beteiligt und gründeten das Mixed-Reality-Unternehmen Varjo. Mit IXI wollen sie nun den Brillenmarkt verändern – und könnten damit auch das Geschäft vieler Augenoptikerinnen und Augenoptiker in Zukunft neu definieren. Noch ist Geduld gefragt, doch die smarte Brille mit dynamischer Sehstärkenanpassung könnte langfristig eine neue Produktkategorie schaffen – und augenoptischen Geschäften die Chance bieten, Hightech-Individualbrillen in ihr Sortiment aufzunehmen.