Fallbericht

Sehschwankungen: Wenn das nächtliche Autofahren zur Qual wird

So gut wie jede Augenoptikerin und jeder Augenoptiker hatte bereits Kunden auf dem Refraktionsstuhl sitzen, die über Probleme beim Sehen in der Dämmerung oder bei Nacht klagten. Eine Refraktion kann Abhilfe schaffen, doch ist sie nicht in allen Fällen die Lösung. In folgendem Fallbeispiel wird das Vorgehen eines solchen Falles gezeigt und worin letztlich die Lösung lag.
Autofahren Dämmerung

Das Sehen bei Dämmerung und Nacht bereitet vielen Menschen trotz Korrektion Probleme.

© Adobe Stock / Mike Mareen

Erstveröffentlichung in der DOZ 06I24

Regelmäßig beschreiben Kunden kuriose Seherlebnisse oder Wahrnehmungen, die sich durch eine einfache Refraktion nicht erklären lassen. Wie würden Sie vorgehen, um das Sehproblem zu lösen? Eine 54-jährige Frau erklärt, verschwommen und doppelt zu sehen. Regelmäßig nimmt sie ein stark störendes Flackern vor dem linken Auge wahr. Vor allem im Wald und bei Nacht ist das Sehen mit ihrer Brille schlecht. Eine Abduzensparese sei bekannt. An dieser Stelle sollte die Anamnese durch gezielte Fragen weiter konkretisiert werden. Obwohl ein Zusammenhang mit der Abduzensparese naheliegt, ist es sinnvoll nachzufragen, ob die Doppelbilder monokular oder binokular wahrgenommen werden. So wird vermieden, sich unnötig mit einer Binokularkorrektur zu beschäftigen.

Im konkreten Fall wurden die Doppelbilder nur monokular mit dem linken Auge wahrgenommen. Die Abduzensparese bestand seit der Kindheit und verursacht keine Probleme. Um weiter zu differenzieren, wurde die Kundin nach dem Beginn der beschriebenen Sehprobleme befragt. Das Flackern trat seit drei Monaten auf. Dies ist ein weiteres Indiz, dass kein Zusammenhang mit der seit der Kindheit bestehenden Abduzensparese vorliegt. Weiterhin wurde nach systemischen Erkrankungen und der Einnahme von Medikamenten gefragt. Beides wurde verneint. In der Familie lag aber mütterlicherseits und großmütterlicherseits eine AMD vor.

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