Rodenstock Eyewear: Neupositionierung und erneuerte Kollektion

Rodenstock Eyewear positioniert sich als Design-affines Brand. Dieses Modell der Linie Orbit wurde mit dem German Design Award 2025 ausgezeichnet.
Erstveröffentlicht in der DOZ 01I25
Deutsches Ingenieurswesen schaut zurück auf eine glorreiche Vergangenheit. Vom Auto bis zum Plattenspieler, vom Tonband bis zur Magnetschwebebahn waren hiesige Konstrukteure und Erfinder Vorreiter bei technologischen Neuerungen, entwickelten Präzisionsinstrumente, moderne Robotertechnik und Hochleistungsmotoren. Auch das in München ansässige Unternehmen Rodenstock führte wegweisende Produkte im Markt ein – von der ersten Sonnenbrille „Florida“ im Aviator-Stil über farbige Sonnenbrillengläser bis hin zu den ersten extrem leichten Fassungen der T-Lite-Serie.
Mit der Übernahme durch den italienischen Brillenhersteller De Rigo gehen Technikkompetenz und italienischer Sinn für Designästhetik und Mode nun fortan zusammen. In der deutschen Niederlassung in München werden an der Seite von Geschäftsführer Andrea Marzaro, Stefan Kutschereuter, Global Brand Director, und Benjamin Heirich, Head of Design and Engineering, die Marken Rodenstock und Porsche Design auf Zukunft ausgerichtet.
Stefan Kutschereuter, wie sieht die künftige Zusammenarbeit mit Italien aus?
Stefan Kutschereuter (SK): Für Rodenstock und Porsche Design werden die Kollektionen in puncto Design weiterhin in Deutschland entwickelt, von der Ideenfindung über die Produktgestaltung, die technische Realisierung bis hin zum Prototypenbau. Im Design sind wir weitgehend unabhängig, stehen aber im engen Austausch mit dem italienischen Mutterhaus, dessen Fokus mehr auf den Modemarken im Portfolio liegt. Das Vertrauen in unsere Arbeit ist groß, die Abstimmungszeiten und -wege mit der Zentrale sind dank flacher Hierarchien kurz und effizient.
De Rigo verfügt über ein weltweites Vertriebsnetz, öffnet das der Rodenstock Eyewear neue Märkte?
SK: Vorerst konzentrieren wir uns auf unsere Kernmärkte Deutschland, Österreich, die Schweiz und Benelux, wo wir eng mit den jeweiligen Marktverantwortlichen zusammenarbeiten. Die Wurzeln der Marke sind dafür von unschätzbarem Wert!
Benjamin Heirich (BH): Mit der gesamten Kollektion haben wir die Chance, neue augenoptische Fachgeschäfte als Partner zu gewinnen. Rodenstock ist jedoch über den DACH-Markt hinaus international bekannt und ein Begriff für Innovation und höchste Präzision in der Augenoptik. Vor allem die Asiaten schenkten der Kollektion große Beachtung. Die Qualität und Anpassbarkeit der Fassungen, die hochwertige Materialwahl, insbesondere aber die Verlässlichkeit des „German Engineering“ wird in Asien sehr geschätzt.

(linkes Bild) Technische Raffinessen sichtbar machen: Die Linie Infinitec kombiniert Innovation, Ästhetik und besten Tragekomfort, unter anderem durch eine fortschrittliche Nanometer-Titanfeder für höchste Präzision des Scharniers und perfekte Passform / Präzise Technik, pure Ästhetik: Die sieben Kollektionslinien präsentieren vornehmlich Herrenfassungen ebenso wie Unisex-Modelle.
Wie sieht die Neupositionierung der Kollektion aus, auch im internationalen Vergleich?
SK: Wir verfolgen eine klare Marken- und Vertriebsstrategie mit einer selektiveren Distribution. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir entscheiden, in welches Sortiment die neue Kollektion mit dem Schwerpunkt auf Leichtigkeit, Innovation und hochwertige Materialien passt. Unser Design- und Entwicklungsteam in München arbeitet kontinuierlich an neuen Konzepten, immer mit Augenmerk auf die Bedürfnisse sowohl der Verbraucher als auch des augenoptischen Fachhandels. Dazu gehört die Diversifizierung der Kollektion in sieben unterschiedliche Linien: Nach dem ersten Launch der Linien Titanium Classic, Infinitec, Unlimited, T-Lite, Ultimate Lightness kamen jüngst mit Orbit, Loop und Unlimited Sun drei neue Kollektionssegmente hinzu. Begehrlichkeit wecken und zum Brandbuilding beitragen soll zudem die „Studio Collection“, die jedes Jahr eine Highlight-Fassung mit ikonischen Designelementen in limitierter Auflage launcht. Hier wird mit neuen Materialien und Produktionsverfahren gearbeitet, aktuell mit Büffelhorn.
BH: Hinter den Kollektionslinien steht die Überlegung, Vielfalt und Variantenreichtum bei den Formen, den Materialien, den Preissegmenten anzubieten, damit jeder Kunde die seiner Persönlichkeit entsprechende Brille finden kann. Charakteristisches und verbindendes Element aller Linien ist die Leichtigkeit der Fassungen, ihr ästhetisches Design. Für den augenoptischen Fachhandel liegen die Vorteile in der klaren Struktur der Kollektion, einem geschlossenen Markenauftritt und der gezielten Ansprache spezifischer Zielgruppen. Das Leistungsversprechen der Marke beinhaltet, dass sich alle Kollektionslinien durch ihre technischen Details und Designmerkmale voneinander differenzieren. Augenoptiker können so ihre Kunden gezielt ansprechen und deren Bedürfnisse bedienen.

Sie sprechen bei Rodenstock jetzt von einem Premiumbrand …
SK: Das Premiumsegment von De Rigo umfasst die Marken Chopard, Philip Plein und Roberto Cavalli, die gute Wachstumsraten verzeichnen. Mit Rodenstock ist eine weitere Marke hinzugekommen. Premium definiert sich nicht ausschließlich über den Preis, wir zählen auch starke Produkte mit einem überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnis dazu. Aus diesem Grund wurde die Kollektion konsequent überarbeitet, denn von den existierenden Modellen entsprachen lediglich 30 Prozent der neuen Designausrichtung. Der Fokus liegt jetzt auf Premiummaterialien wie Titan, Hochleistungskunststoffen wie RXP sowie hochwertigem italienischem Acetat. Dementsprechend starten wir bei 70 Prozent der Kollektion mit Modellneuheiten. Sie sind das zukünftige Fundament der Marke – mit einer einheitlichen, klaren Designsprache unter dem Leitmotiv „Form follows Lightness“.
BH: Zum Designkonzept gehören zeitlose Fassungen und innovative technische Details. Gerade deutsche Designer, und auch ich, sind immer wieder inspiriert von der Bauhaus-Philosophie „Form follows Function“, deren Ansatz eines minimalistischen, funktionalen Designs. Die Brille ist ein Produkt, das nicht nur oberflächlich schön oder gestylt sein muss, sondern erst durch das Zusammenspiel aus Ästhetik und Funktion zu einem durchdachten Designobjekt wird. Designer mögen die Herausforderung: Je „weniger“ Produkt, um so kreativer musst du werden. Bei einer Brille hast du eine Front und zwei Bügel plus Gläser, der Gestaltungsspielraum ist begrenzt. Hier ins Detail und einen Schritt weiter zu gehen, macht die Faszination aus."

Als ausgebildeter Augenoptiker mit einem MBA in Produktplanung und Design vertraut Benjamin Heirich (links im Bild) auf sein tiefes Verständnis für Design und Funktionalität. Stefan Kutschereuter (Foto rechts) ist Augenoptiker und studierter Wirtschaftswissenschaftler mit Erfahrung im internationalen Brand-, Marketing- und Produktmanagement.
In der Produktphilosophie berufen Sie sich auf die „deutsche Ingenieurskunst“, sprechen vom „German Engineering“…
BH: „German Engineering“ bedeutet für uns, dass wir technische, innovative Lösungen mit höchster Präzision entwickeln, die zugleich durch eine ansprechende, zeitlose Ästhetik überzeugen. Engineering und Design werden oft als getrennte Disziplinen betrachtet. In unserem von der fachlichen und interdisziplinären Kompetenz her breit aufgestellten Team arbeiten Designer und Ingenieure Hand in Hand, Frauen und Männer – unter uns sind Produktgestalter, eine Schmuckdesignerin, zwei Musterbauer. Der gesamte hochtechnische Entwicklungsprozess einer Rodenstock-Brille findet hier am Standort in München statt, wo uns ein Qualitätsmanagement mit Testlabor zur Verfügung steht.
SK: Darüber hinaus kann unser Forschungs- und Entwicklungsteam auf die umfangreiche Datenbank von Rodenstock zurückgreifen. Dieser wichtige Daten- und Erfahrungsschatz aus technischen Parametern gewährleistet, insbesondere bei Korrektionsfassungen, ein optimales Fitting und herausragenden Tragekomfort – eines unserer zentralen Leistungsversprechen."