R+H-Wissenschaftspreis 2019: Auszeichnung für Nachtmyopie-Forschung

Johannes Neven
Johannes Neven erhält für seine Bachleorarbeit zur Nachtmyopie den Wissenschaftspreis 2019 von Rupp + Hubrach.
© Rupp + Hubrach

Johannes Neven B.Sc. von der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena hat den mit 1.500 Euro dotierten Wissenschaftspreis von Rupp+Hubrach (R+H) erhalten. Neven entwickelte ein Verfahren zur Bestimmung der maximalen spektralen Empfindlichkeit des menschlichen Auges. Die wissenschaftliche Betreuung der Bachelorarbeit übernahmen Philipp Hessler M.Sc. und Prof. Dr. Stephan Degle (Leitung AG Myopie an der EAH Jena).

Das Auge des Menschen ist in der Lage, sich an verschiedenste Lichtverhältnisse anzupassen. Mehrere ineinandergreifende Mechanismen verändern dabei die Empfindlichkeit des visuellen Systems. Auf diese Weise ist ein blendfreies Sehen in hellem Sonnenlicht, aber auch die Wahrnehmung kleinster Lichtreize in nahezu völliger Dunkelheit möglich. Bei vielen Menschen ist jedoch die Verarbeitung visueller Informationen bei Dämmerung oder Nacht beeinträchtigt. Unschärfe, eine verminderte Kontrastwahrnehmung und/oder eine erhöhte Blendempfindlichkeit sind häufig genannte Probleme. Die Ursache derartiger Beschwerden ist oft eine vorübergehende Änderung des Refraktionsstatus in Richtung Minus – die sogenannte Nacht- bzw. Dämmerungsmyopie.

Dieses Phänomen sei Gegenstand vieler aktueller Forschungsarbeiten, hieß es in der Mitteilung. Allerdings bestehe noch immer keine einheitliche Meinung darüber, wodurch die Nachtmyopie hauptsächlich hervorgerufen wird.

„Wichtigen Beitrag im Bereich der Nachtmyopie-Forschung geleistet“

In der Arbeit werden drei Ursachen diskutiert, darunter die chromatische Aberration des Auges in Kombination mit der Purkinje-Verschiebung. Während die Existenz dieses Effekts hinreichend belegt ist, ist ihr Einfluss auf die Entstehung einer Nachtmyopie bisher nicht experimentell überprüft. Neven hat im Rahmen seiner Abschlussarbeit einen Versuchsaufbau konzipiert, mit dem dieser Zusammenhang erstmals untersucht werden kann. Basierend auf der heterochromatischen Flimmerphotometrie konnte er mit seinen Messungen nachweisen, dass eine Empfindlichkeitsverlagerung als Hauptursache der Nachtmyopie unwahrscheinlich ist. Im Netzhautzentrum wurde keine Purkinje-Verschiebung festgestellt. In der Peripherie wurde sie bei allen Probanden gemessen, während nur ein Proband Sehbeschwerden in der Dunkelheit äußerte.   

„Mit seiner Arbeit hat Johannes Neven einen wichtigen Beitrag im Bereich der Nachtmyopie-Forschung geleistet“, beurteilt die Jury des R+H-Wissenschaftspreises. „Die von ihm beschriebene Methodik liefert wichtige Informationen, um im Rahmen weiterer Studien den Einfluss der Purkinje-Verschiebung auf die Nachtmyopie zu untersuchen.“ Die Ergebnisse hätten zum einen gezeigt, dass das entwickelte Verfahren geeignet sei, die maximale spektrale Empfindlichkeit des Auges zu bestimmen. Zum anderen seien Messwiederholungen in zweiminütigen Intervallen möglich, sodass der Einfluss der Dunkeladaptation in entsprechenden Zeitabständen erfasst werden könne.

Preisverleihung beim Augenoptischem Kolloquium

Bereits seit 1990 zeichnet Rupp + Hubrach innovatives praxisorientiertes Wissen aus. „Unser Wissenschaftspreis ist mit seiner besonderen Ausrichtung längst zu einer festen Größe in der Augenoptik geworden“, so Ralf Thiehofe, Geschäftsführer von R+H. „Unsere Preisträger zählen heute zu den anerkannten Größen der Augenoptik.“

Die Jury des R+H Wissenschaftspreises besteht aus Fachleuten der Augenoptik, darunter Prof. Dr. Holger Dietze von der BHT Berlin, Prof. Dr. Michael Gebhardt von der EAH Jena, Prof. Dr. Thomas Kirschkamp von der HTW Aalen, Prof. Dr. Hans-Jürgen Grein von der FH Lübeck und PD Dr. Wolfgang Wesemann, ehemals Direktor der HFA Köln. Zudem sind R+H Geschäftsführer Ralf Thiehofe und der Entwicklungschef von R+H, Thorsten Stein, Mitglieder der Jury.  

Die Preisverleihung findet am 23.11.2019 an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena im Rahmen des Augenoptischen Kolloquiums statt.