Visionär mit Leidenschaft und Überzeugung

Nachruf auf MPG-Chef Michael Pachleitner

Am 31. Oktober ist Dr. Michael Pachleitner nach langer schwerer Krankheit gestorben. DOZ-Mitarbeiterin und Sublime-Eyewear-Chefredakteurin Angela Mrositzki hat den Visionär in der Vergangenheit mehrfach in Graz besucht und interviewt. Ein persönlicher Nachruf auf einen Mann, der aus dem kleinen Optik-Unternehmen seines Vaters in 40 Jahren einen internationalen Großkonzern mit rund 2.500 Mitarbeitenden erschuf.
Dr. Michael Pachleitner Portrait

Dr. Michael Pachleitner war promovierter Jurist und bereits mit 24 Jahren Jungunternehmer. In den vergangenen 40 Jahren hat er aus dem Optik-Unternehmen seines Vaters eine internationale Unternehmensgruppe erschaffen. 

© Christian Jungwirth

Erstveröffentlichung in der DOZ 12I23

„Die wichtigste Ressource überhaupt ist der Mensch.“ Diese Äußerung aus einem unserer Interviews kehrte mir bei der Mitteilung über den Tod von Michael Pachleitner unmittelbar in die Erinnerung zurück. Denn da stand es, unwiderruflich: „Ein großer steirischer Unternehmer, Dr. Michael Pachleitner, ist am 31.10. 2023 nach längerer schwerer Krankheit friedlich, im Kreise seiner Familie, in Graz verstorben.“ An allererster Stelle gilt unser Mitgefühl den Menschen an seiner Seite, seiner Familie, seiner Frau, seinen Kindern und natürlich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seines Unternehmens.

In den vergangenen Jahren hatte ich mehrfach die Gelegenheit, Michael Pachleitner sowohl im geschäftlichen als auch im privaten Umfeld für Interviews zu besuchen. Ich erlebte, dass unternehmerische Vision und Lebensvision bei ihm ein seltenes, wertvolles Ganzes bildeten. Unsere Gespräche im Headquarter oder bei ihm zuhause in seiner Heimatstadt Graz, unterschieden sich von anderen Interviews. Im Kern drehten sie sich natürlich um das Unternehmen, um aktuelle Branchenthemen – jedoch nie ausschließlich. Unser Themenbogen spannte sich über Geschichte, Politik, Kultur, das gesellschaftliche und soziale Umfeld viel weiter.

Darüber hinaus gab es einige besondere Begegnungen und Momente. So, als ich ihm einmal ein Treffen auf der Kunst-Biennale in Venedig im österreichischen Pavillon vorschlug. Er sagte zu, und wir verbrachten einen Nachmittag mit interessanten Gesprächen in den Giardini der Biennale. Ein anderes Mal empfing er mich in seinem Haus am Wörthersee: Für Michael Pachleitner ein Rückzugsort, ein Refugium der Geborgenheit, in dem er kostbare Zeit mit seiner Familie verbrachte. Für einen Artikel ging er sogar ins Wasser, tauchte unter in seinem Pool für ein Aufmacherbild im Interview „Metamorphosen“. Damals notierte ich mir seinen Satz: „Wachstum ja, aber organisch, mit den richtigen Menschen, mit dem richtigen Timing.“

Pachleitner im Garten

„Die wichtigste Ressource überhaupt ist der Mensch!“ Das sagte Michael Pachleitner in einem Interview im Herbst 2020, für das Angela Mrositzki den Unternehmer in seinem Haus am Wörthersee besuchte.

© Angela Mrositzki

Vom konkursreifen Familienbetrieb zum renommierten Optikunternehmen

Michael Pachleitner vertraute auf Gestaltung und Umgestaltung, auf Veränderungen, die sein Unternehmen voranbringen. Und natürlich hatte er eine Vision. Wie sonst hätte er, der im Alter von 24 Jahren den konkursreifen Familienbetrieb mit ganzen zwei Mitarbeitern übernahm, einer der erfolgreichsten Unternehmer Österreichs werden können? Er hinterfragte das eigene Tun, suchte die Erkenntnis aus der Gemengelage von Niederlagen und schrittweisem Fortschritt und formte in den vergangenen vier Jahrzehnten die MPG GmbH zu einem international renommierten Optikunternehmen. 2017 wurde er für seine unternehmerischen Leistungen mit dem renommierten Preis „Entrepreneur of the Year“ in der Kategorie „Industrie und Hightech“ ausgezeichnet. Lorbeeren, auf denen sich der umtriebige Firmenchef nicht ausruhte. Liest man den offiziellen Nachruf der MPG, hat er verantwortungsvoll vorgesorgt, „um die Zukunft des Unternehmens in professionelle Hände zu legen, damit seine Vision auch nach seinem Ableben weiterverfolgt wird. Die Vorstandsebene übernimmt als zentrales Gremium, in enger Abstimmung mit den Geschäftsführungen der Retail-Unternehmen, die Verantwortung von strategischen Entscheidungen für die zukünftige Ausrichtung der Unternehmensgruppe.“ 

In Erinnerung bleibt Michael Pachleitner zweifellos als Visionär, als Unternehmer. Doch vor allem als Mensch, der mit Leidenschaft und aus Überzeugung die Dinge anging. Mit einer Erkenntnis, die er bei unserem letzten Interview in dem Gedanken bündelte: „Je älter man wird, desto wichtiger nimmt man die eigene Gesundheit, die innere Zufriedenheit, denkt an das Wohl der Familie und den wirtschaftlichen Erfolg als Unternehmer. In dieser Reihenfolge!“